„Der emotionale Schaden ist oft groß“

von Redaktion

Interview Kripo-Experte Dominik Röber über wirksame Maßnahmen gegen Einbrecher

Rosenheim – Immer wieder kommt es in Rosenheim zu Einbrüchen. Erst Mitte Mai stiegen unbekannte Täter in eine Bäckerei ein. Aber auch Wohnungen und Häuser sind immer wieder Ziel von Kriminellen. Wie man reagieren sollte, wenn man einem Einbrecher begegnet und was der Einbruch für die Psyche bedeutet, weiß Dominik Röber. Er ist kriminalpolizeilicher Fachberater beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Im OVB gibt er wertvolle Tipps – auch für den Fall, dass der Täter noch im Gebäude ist.

Wie oft kommt es in Rosenheim zu Einbrüchen?

Tatsächlich sind die Zahlen leicht rückläufig. Jedoch hilft das dem Einzelnen wenig, wenn er betroffen ist.

Sind Geschäfte bei Einbrechern beliebter als Wohnungen oder Häuser?

Ja. Das hat damit zu tun, dass dort normalerweise niemand übernachtet. Der typische Einbrecher möchte nicht auf den Besitzer oder Bewohner treffen. Außerdem hofft er auf Bargeld. Das kann er gut mitnehmen und muss nicht vorher erst etwas verkaufen. Allgemein kann man sagen: Wenn ein Einbruch für den Täter schon mal erfolgreich war, kommt er wieder. Deshalb ist es sinnvoll, die Einbruchsstelle und überhaupt die Zugänge zum Gebäude mechanisch zu verbessern. Nur so kann man Wiederholungstaten verhindern.

Viele Täter werden nicht geschnappt?

Die Aufklärungsquote ist momentan so hoch wie nie, aber sie ist immer noch viel zu niedrig. Man kann sich leider nicht darauf verlassen, dass die bayerische Polizei jeden Täter schnappt. Gut geschützt ist man nur, wenn man sein Gebäude entsprechend sichert.

Haben Sie Tipps, wie man sich schützen kann?

Fangen Sie beim Einbruchsschutz nicht mit Video- oder Alarmanlage an. Stattdessen sollte man sich immer erst um den mechanischen Schutz kümmern. Wenn Türen und Fenster Widerstand leisten und nicht aufgehen, wenn der Täter versucht einzubrechen, hat man gewonnen. Die Videoanlage ist zwar gut für die Strafverfolgung, die Alarmanlage kann auf den Täter aufmerksam machen. Noch besser ist es aber, wenn er gar nicht erst hineinkommt. Der mechanische Schutz ist das A und O.

Wie viel Geld muss man dafür ausgeben?

Absolute Zahlen kann ich nicht nennen. Das hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Vergleicht man beispielsweise eine normale Tür mit einer, die eine Einbruchhemmung hat, liegt der Unterschied in der Anschaffung bei etwa 15 Prozent mehr. Da kommt es nicht auf Firma oder Material an, sondern auf den Standard der sogenannten Resistance Class (Widerstandsklasse, Anm. d. Red.), die von eins bis sechs geht. Stufe zwei ist bei einem Wohngebäude schon ziemlich gut. Das ist dann auch das Geld wert.

Welche Gegenstände klauen Einbrecher gerne?

Bargeld ist am beliebtesten, aber auch hochwertiger Schmuck, Goldbarren, Goldmünzen, elektronische Geräte wie Handy, Tablet oder Laptop. Was gerade da ist und sich gut zu Geld machen lässt. Deshalb ist es schlau, wenn man seinen Hausstand kennt und dokumentiert. Ein klassisches Beispiel ist das Fahrrad. Die Rahmennummer sollte man sich gleich beim Kauf notieren. Sollte es gestohlen werden, kann es zur Fahndung ausgeschrieben und als Diebesgut erkannt werden.

Was bedeuten Einbrüche für die Psyche der Betroffenen?

Der materielle Schaden ist das eine. Der emotionale Schaden ist oft noch viel größer. Viele ziehen nach einem Einbruch aus, weil sie es nicht aushalten. Selbst wenn nichts gestohlen wurde, ist das Gefühl, dass jemand in den eigenen vier Wänden war, sehr unangenehm. Das darf man nicht unterschätzen.

Wie sollte man reagieren, wenn man bemerkt, dass eingebrochen wurde?

Ist nicht klar, ob der Täter noch da ist, sollte man gar nicht erst hineingehen. Stattdessen wählt man am besten die 110 und lässt die Polizei nachsehen. Die wird dann auch die Spuren sichern. Betroffene sollten deshalb erst einmal nichts anfassen. So kann die Tat im Nachhinein besser rekonstruiert werden. Auch wenn man zu Hause ist, wenn eingebrochen wird, gibt es einiges zu beachten.

Was genau?

Bitte nicht zum Baseballschläger unter dem Bett greifen und auf die Jagd in der Wohnung gehen. Stattdessen die Schlafzimmertür ein wenig öffnen, laut zuknallen und zusperren. Dadurch zeigt man dem Täter, dass man da und wach ist. Dann sollte man die Polizei anrufen – und das möglichst laut. Begegnet man dem Täter, sollte man ihm nicht im Weg stehen und ihm nichts wegnehmen. Er wird sich vermutlich wehren, denn er befindet sich in einer sehr stressigen Situation.

Interview: Magdalena Aberle

Beratung bei der Rosenheimer Kriminalpolizei

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