Altkleidersammlung vor dem Kollaps?

von Redaktion

Wer alte oder nicht mehr passende Klamotten entsorgen will, tut das meist im Altkleider-Container. Doch die Situation auf dem Markt ist angespannt, Textilunternehmen befinden sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Was das für die Entsorgungskette in Rosenheim bedeuten könnte.

Rosenheim – In und um die Altkleider-Container in Stadt und Landkreis Rosenheim kriselt es. Weil sich die Entsorgungsunternehmen in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befinden, ist die Zukunft der Container ungewiss. Auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK), das über 200 dieser Container im Landkreis stellt, befürchtet einen Zusammenbruch der Altkleider-Entsorgungskette. Das hätte allerdings schwerwiegende Folgen.

Die Rolle der Entsorgung

In der Entsorgung von Altkleidern spielen Textilverarbeitungs- und Entsorgungsunternehmen eine wichtige Rolle. Das sagt zumindest Matthias Baumann-von Kramer, Sprecher des BRK Rosenheim. „Sie übernehmen die Aufgabe, gespendete Textilien möglichst einer Wiederverwendung zuzuführen“, sagt er. Das allerdings setze immer eine entsprechende Qualität der Kleidung voraus.

„Nicht wiederverwendbare Ware wird stofflich weiterverarbeitet“, erklärt der Sprecher. Beispielsweise zu Dämmstoffen. Im Altkleider-Container landen allerdings auch unbrauchbare oder stark verschmutzte Klamotten. „Die werden der thermischen Verwertung zugeführt“, betont Baumann-von Kramer – also verbrannt.

Derzeit sieht es bei den Entsorgungsunternehmen finanziell aber nicht sehr rosig aus. „Einige Betriebe signalisieren ernst zu nehmende Sorgen und finanzielle Schwierigkeiten“, betont das BRK in einer Pressemitteilung. Als Grund dafür wird unter anderem „die sinkende Qualität der gespendeten Kleidung“ angeführt. Dass viele Menschen unbrauchbare Kleidung oder sogar Restmüll oder Lebensmittelreste in den Containern abladen, sei ebenfalls ein großes Problem.

„Die angespannte Lage am Altkleidermarkt ist Teil eines globalen Trends“, sagt auch Matthias Baumann-von Kramer vom Rosenheimer Kreisverband. Ihm zufolge sind die Absatzmärkte für Second-Hand-Ware insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern rückläufig. „Das führt zu einem Preisverfall und macht eine wirtschaftlich sinnvolle Verwertung zunehmend schwieriger“, erklärt der BRK-Sprecher.

BRK erhält kein Geld mehr für Altkleider

Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die Altkleider-Container. „Aktuell erhält das BRK Rosenheim für die gespendete Kleidung keine Vergütung mehr“, sagt Baumann-von Kramer. Die Container werden zwar weiterhin regelmäßig geleert, „jedoch deckt die Vergütung für das Sammelgut lediglich die entstehenden Logistikkosten.“ Ein wirtschaftlicher Mehrwert für das BRK bleibe damit aus.

Und das, obwohl die Altkleidersammlung noch bis vor einem Jahr wesentlich zur Finanzierung gemeinnütziger Projekte und sozialer Dienstleistungen beigetragen habe. „Sie stellte damit eine wichtige Einnahmequelle dar“, so Baumann-von Kramer.

Dass diese Quelle nun mehr oder weniger versiegt, stellt das BRK vor Herausforderungen. Neben den Sammelcontainern betreibt die Organisation auch Kleiderläden in Rosenheim. Diese sind allerdings nach Angaben des Pressesprechers aktuell nicht in Gefahr. „Eine Schließung ist nicht vorgesehen“, betont er.

Das liegt daran, dass sich die Läden selbst tragen. „Die dort abgegebene Kleidung wird vor Ort aufbereitet und verkauft, wodurch die wirtschaftliche Situation dieser Einrichtungen stabil bleibt“, erklärt Baumann-von Kramer. Die Problematik betreffe primär die Container-Sammlung und deren nachgelagerte Vermarktung.

Auch die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) im Landkreis Rosenheim bekommt das zu spüren. Normalerweise führt sie jedes Jahr die „Aktion Rumpelkammer“ durch. Dabei sammeln die zugehörigen Ortsgruppen bereitgestellte Altkleidersäcke ein und bringen sie zu Sammelstellen.

Landjugendbewegung sagt Aktion ab

Dieses Jahr allerdings stellte niemand Altkleidersäcke für die KLJB bereit, denn die Aktion musste abgesagt werden. „Der Altkleider-Markt ist zusammengebrochen“, sagt Annika Pöschl, Kreisvorsitzende der KLJB. „Das bedeutet, dass der Preis pro Kilogramm so niedrig ist, dass sich die Aktion nicht rechnet“, so Pöschl. Geschweige denn, dass man Geld für die eigentlichen Ziele zusammenbekomme.

Normalerweise soll die „Aktion Rumpelkammer“ unter anderem Kindern und Jugendlichen in der Region helfen. „Mit dem Erlös konnten wir schon viel spenden“, sagt Pöschl. Die Altkleider werden an eine Firma weitergegeben, die sie sortiert. „Das Unbrauchbare wird für die Polsterverarbeitung verwendet, das Brauchbare verkauft“, erklärt Pöschl.

Sie weiß nicht, ob die Aktion nächstes Jahr wieder stattfinden kann. „Wir sind hier sehr auf den Altkleidermarkt angewiesen“, betont die Vorsitzende. „Natürlich würden wir es von Herzen gerne durchführen, aber wir müssen erst abwarten, was das Jahr so bringt.“

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