Mit dem Radl von Rosenheim nach Portugal

von Redaktion

Mit dem Fahrrad quer durch Europa –bis nach Portugal: Dieses Ziel hat sich Niklas (21) aus Heufeld gesetzt. Noch begleitet ihn sein Kumpel Ferdi (23), doch den zweiten Teil der langen Reise wird er alleine zurücklegen. Wie es bisher läuft und warum sich Niklas kein Leben daheim vorstellen kann.

Rosenheim/Monaco – Seit etwas mehr als drei Wochen sind Niklas und Ferdi schon mit dem Fahrrad unterwegs in Richtung Portugal. „Heute machen wir einen Tag Pause“, erzählen die beiden Kumpels am Telefon. Sie sind zu diesem Zeitpunkt kurz vor Monaco, nicht mehr weit von der französischen Grenze entfernt. Dort konnten sie bei einer Freundin unterkommen, schlafen deshalb ausnahmsweise nicht im Zelt oder in der Hängematte.

Für den 21-jährigen Niklas aus Heufeld ist es nicht die erste große Reise. Schon im vergangenen Jahr war er alleine mit dem Auto unterwegs. „Ich habe nach der Schule eine Ausbildung zum Zimmerer gemacht“, erzählt Niklas. Dabei konnte er genug Geld zurücklegen, um sich ein Auto zu kaufen. „Das habe ich selbst zum Camper ausgebaut und bin Mitte August einfach losgefahren. Richtung Nordspanien, über Marokko und bis nach Mauretanien runter“, erzählt er.

Niklas (21)
reist gerne alleine

„Das war eine extrem coole Erfahrung“, sagt Niklas. Der 21-Jährige reist gerne alleine. Zu diesem Zeitpunkt wusste er deshalb schon, dass es nicht bei einer einmaligen Reise bleiben wird. Und auch, dass er nächstes Mal vermutlich nicht mehr mit dem Auto fährt.

„Als ich in Marokko war, habe ich viele Videos gesehen, in denen Leute mit dem Fahrrad unterwegs waren“, erzählt Niklas. Das habe ihn an frühere Touren erinnert, die er gemeinsam mit einigen Freunden unternahm. „Wir sind nach Prag gefahren und einmal nach Wien“, erinnert sich.

Mit dabei war auch damals schon sein Kumpel Ferdi aus Bruckmühl. Zusammen mit dem 23-jährigen Studenten startete Niklas Ende Mai die Fahrradtour. Die ganze Strecke bis nach Portugal wird Ferdi aber nicht mitfahren. „Ich muss für eine Prüfung rechtzeitig wieder zu Hause sein“, erklärt er. In Frankreich trennen sich also ihre Wege. Ferdi will weiter Richtung Bordeaux, während Niklas durch die Pyrenäen radeln und über Spanien nach Portugal fahren wird.

Das Duo hat im Vorhinein eine grobe Route geplant. Von Rosenheim durch die Alpen, die Schweiz und Italien und jetzt am Mittelmeer entlang. „Wo genau wir schlafen oder entlangfahren, entscheiden wir spontan“, betont Niklas. Wenn sich unterwegs eine Schlafmöglichkeit ergibt, planen sie sie ein. Den Großteil der Nächte verbringen sie aber im Zelt oder in der Hängematte. „Wir haben auch nicht vor, uns eine Unterkunft zu nehmen“, betont Niklas. Nur im Notfall, wenn alle Stricke reißen, sagt er. „So sparst du dir viel Geld.“

Die Reise soll so erschwinglich wie möglich bleiben. „Man gibt so viel aus, wie man ausgeben will“, sagt Ferdi. Das Minimum, das man braucht, sei natürlich Essen und Trinken. „Trinken war bisher fast kostenlos, weil wir eigentlich nur Wasser trinken“, erzählen die beiden. Beim Essen müsse man schauen. „Wenn man sehr billig lebt, kommt man täglich auf zwölf bis 15 Euro“, sagt Niklas.

Tour wird auf Instagram geteilt

Jeden Tag legen sie durchschnittlich 80 Kilometer zurück. „Je nachdem, wie es läuft. Wenn wir an einem Tag 120 Kilometer radeln, dann reichen am nächsten Tag 50“, so Niklas. Sie haben einen ungefähren Zeitplan, aber keine konkreten Etappen. „Wir fahren einfach und wenn wir einen coolen Ort finden, bleiben wir da“, erklärt er. Stress machen sich Niklas und Ferdi nicht. Die Reise nach Portugal teilt Niklas auch in den sozialen Medien. Von jedem Tag postet er ein kurzes Video, in dem er die wichtigsten Ereignisse zusammenfasst. Auf Instagram hat ihm das innerhalb kürzester Zeit mehr als 5500 Follower eingebracht. Das meistgesehene Video hat mittlerweile über 200000 Aufrufe.

Dass das Wetter nicht immer mitspielt, ist auch auf den kurzen Clips zu sehen. „Bis jetzt war es eigentlich immer recht bescheiden“, sagt Niklas und lacht. In Deutschland und der Schweiz sei das Wetter miserabel gewesen. „Einmal sind wir dem Gewitter gerade so entwischt“, erinnert er sich. Bei Regen stellen sich die Radler – wenn möglich – irgendwo unter. „Auf dem Fahrrad wirst du sofort nass und dann gibt es ja auch noch den Fahrtwind. Weiterfahren macht da einfach keinen Sinn“, sagt Niklas.

Die nächsten Etappen dürften sie allerdings das andere Extrem zu spüren bekommen. Vor allem in Spanien werde es wahrscheinlich „richtig heiß“. Der Tagesablauf sieht dann etwas anders aus. „Wir fahren früh los und radeln, bis es uns gegen Mittag zu heiß wird. Dann machen wir ein paar Stunden Pause. Weiter geht es erst gegen 16 Uhr, wenn die große Hitze vorbei ist“, erklärt Niklas.

Sich jeden Tag wieder auf ihre Fahrräder zu schwingen, fällt den beiden leicht. „Diese Art zu reisen ist wirklich cool“, sagt Ferdi. Sie sind unabhängig, können überallhin. Das sieht Niklas genauso. „Du nimmst die Strecke, die du zurücklegst, viel mehr wahr“, sagt der 21-Jährige. Mit dem Auto fliegen schnell mal 500, 600 oder sogar 1000 Kilometer an einem vorbei. „Wenn du 100 Kilometer mit dem Rad fährst, hast du alles noch im Kopf und bist viel mehr im Hier und Jetzt.“

„Auch alleine
macht es Spaß“

Er und Ferdi sind sich sicher, dass jeder so eine Tour machen kann. „Man sollte vorher einen kleineren Trip planen, schauen, ob es einem gefällt“, sagt Ferdi. „Aber dann auch machen“, betont Niklas. „Klar, nicht unvorbereitet starten, keine dummen Sachen machen. Aber sich trotzdem trauen.“

Dafür müsse man nicht unbedingt zu zweit sein. „Auch alleine macht es Spaß. Ferdi und ich freuen uns schon darauf, getrennt weiterzufahren“, betont Niklas. Dann könne man sein eigenes Tempo radeln, müsse keine Kompromisse eingehen. „Natürlich haben wir auch viel Spaß zusammen“, sagt er und lacht. Ferdi ergänzt: „Es ist schön, dass es sich so ergeben hat, dass wir zusammen starten und dann jeweils alleine weiterfahren.“

Dass aber auf der langen Tour nicht immer alles glattlaufen wird, war ihnen von Anfang an klar. Deshalb haben sie auch genug Werkzeug dabei, um im Notfall selbst Hand anlegen zu können. Zum Glück, denn Niklas ist auf der bisherigen Route nicht nur die Kette gerissen, sondern auch eine Speiche. Das nehmen die zwei aber entspannt. „Diese Herausforderungen gibt es halt“, so Ferdi.

Und außerdem ist Aufgeben ohnehin keine Option, wie sie selbst sagen. „Wir brechen nicht ab. Und wir steigen auch nicht in den Bus oder den Zug“, betont Niklas. Er wird Mitte Juli in Portugal ankommen und dort ein Festival besuchen. „Mal schauen, wie es danach weitergeht“, sagt der 21-Jährige.

Traum von der Zukunft in der Ferne

Zu Hause in Heufeld will er auf Dauer nicht bleiben. „Ich kann mir nicht vorstellen, daheim nur dafür zu arbeiten, dass ich mein Leben finanzieren kann“, sagt Niklas. Stattdessen will er sich ausprobieren. „Vielleicht als Surflehrer in Südamerika, oder irgendwo als Zimmerer. Mit handwerklichen Berufen kann man eigentlich überall auf der Welt etwas anfangen“, betont der 21-Jährige. Er sei da ganz offen, wolle sich neue Sachen anschauen.

Wichtig ist ihm aber, nicht nur davon zu träumen. „Man sollte es immer auch probieren.“ Das sieht sein Kumpel Ferdi genauso: „Träume sind da, um gelebt und verfolgt zu werden.“

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