Vom türkischen Beamten zum Wirt

von Redaktion

Das Gasthaus „Zur neuen Brezn“ in der Küpferlingstraße gibt es bereits seit drei Jahren. Der Betreiber hat Grund zum Feiern: Resad Beyazit ist seit 30 Jahren Gastronom. Im Kreise von Freunden und Familie wurde nun angestoßen. Warum es für den 64-Jährigen keinen besseren Beruf gibt – ein Abschied aber naht.

Rosenheim – Resad Beyazit kommt aus dem Büro seines Restaurants. Vorbei an einer großen Theke aus hellem Holz. An der Decke hängen moderne Lampen und der Boden ist neu – gleichzeitig sind die Stühle und Tische dunkel und rustikal gehalten, wie man sie aus einem klassischen Wirtshaus kennt. Aber es passt zusammen, ist gemütlich und man fühlt sich wohl. Im Hintergrund sieht man Billardtische. Resad Beyazit ist schon da, in seinem Restaurant „Zur neuen Brezn“ in der Küpferlingstraße 55 in Rosenheim. Er ist mittlerweile seit 30 Jahren in der Gastronomie tätig. Das hat er vor Kurzem gebührend gefeiert. Mit Familie, Freunden, Stammgästen und Wegbegleitern.

Seine Ehefrau ist
die stützende Säule

Sein Restaurant „Zur neuen Brezn“ führt er seit drei Jahren. Es hat sich mittlerweile gut etabliert, darauf lassen zumindest die vielen Gäste schließen, die es sich am Abend auf den rustikalen Stühlen gemütlich machen. Warum das Lokal so gut bei den Gästen ankommt, lässt sich nur vermuten. Die Billardtische könnten ein Grund dafür sein, welche im hinteren Raum des Gasthofs aufgebaut sind. „Der Gedanke beim Umbau war: Das Konzept muss für Jung und Alt stimmen“, erklärt Cemil Beyazit, der Sohn von Resad Beyazit. Somit kommen nicht nur die Stammgäste von früher, sondern auch Studenten von der Hochschule, die sich ganz in der Nähe befindet.

Beyazit muss ein Händchen für die Gastronomie haben, denn gelernt hatte er den Beruf nicht. Ursprünglich stammt er aus der Türkei. Er ist Sohn eines Schreiners und wurde dort Beamter. 1988 lernte er seine jetzige Frau Selma kennen und kam durch sie nach Bayern. Denn sie kam schon jung nach Deutschland. Ihre Eltern gehörten zu den ersten Gastarbeitern in der Spinnerei in Kolbermoor. Trotzdem ging es im Urlaub immer wieder zurück in die Heimat. Selma und Resad Beyazit kommen aus dem gleichen Ort und so lernten sie sich kennen und lieben.

Der Start ins Berufsleben in Deutschland war holprig und er behielt nie lange einen Beruf. „Ich habe immer einen anderen Job gesucht, um ein bisschen mehr Geld zu verdienen. Damit wir ein schönes Leben haben“, erklärt er. Der Wandel kam 1995, als er in die Gastronomie kam und in Raubling „Reinholds Bistro“ übernahm. „Das Restaurant habe ich 18 Jahre und drei Monate geführt. Das war wunderbar“, erinnert er sich. Dabei war das keine leichte Arbeit. Er arbeitete bis zu 450 Stunden im Monat. Dass er von 9 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts in seinem Lokal war, kam nicht selten vor. Selbst wenn er zu Hause war, gab es noch die Buchhaltung zu erledigen. „So hart und viel zu arbeiten, war ich aus meiner Heimat gewohnt“, erinnert sich der 64-Jährige. Das Bistro in Raubling führte Beyazit bis 2013. Dann musste er sich nach einem neuen Restaurant umsehen, da es mit dem neuen Verpächter Unstimmigkeiten gab. Fündig wurde er in der Wittelsbacher Straße in Rosenheim: das „Wirtshaus zur Brezn“. „Ich wollte dort bis zur Rente arbeiten“, erklärt er. Doch wie so oft im Leben, kam es anders. 2021 gab die Flötzinger Brauerei als Eigentümer bekannt, dass das Gebäude abgerissen werden soll. Also machte sich Beyazit gemeinsam mit seiner Familie auf die Suche nach etwas Neuem. In der Küpferlingstraße wurde er letztendlich fündig. Dort, wo das Lokal „Zum beflügelten Rad“ seinen Sitz hatte, baute sich der 64-Jährige eine neue Existenz auf. Immer unterstützend mit dabei: seine Familie und vor allem seine Frau.

Die ganze Familie hilft mit und wohnt in der Umgebung. Seine Frau ist seine stützende Säule. Trotzdem sind 30 Jahre als Gastronom anstrengend und auch Beyazit möchte jetzt kürzertreten. Nach und nach zieht er sich deshalb aus seinem Restaurant zurück. „Komplett von der Arbeit weg, das kann ich nicht. Nach 50 Jahren mit dem immer gleichen Arbeitstempo auf einmal aufhören, das würde wehtun“, sagt Beyazit. Deshalb gibt er Stück für Stück Aufgaben ab und kümmert sich hauptsächlich um die Buchhaltung und ratscht mit den Gästen.

Zukunft steht
in den Sternen

Denn die Gäste sind ihm wichtig – und auch, dass das Restaurant einen Charakter hat. „Ein Wirt muss sich um die Gäste kümmern und sie ein bisschen unterhalten, sonst kommen sie nicht mehr“, betont Beyazit. Gleichzeitig motiviert ihn es aber auch, neue Menschen kennenzulernen. „Man kann jeden Tag etwas von den anderen Menschen lernen, so auch von den immer neuen Gästen“, erklärt der Wahl-Kolbermoorer seinen Antrieb nach 30 Jahren Gastronomie.

Wann er sich endgültig aus der Gastronomie zurückzieht, steht noch nicht fest. Auch wie es dann mit dem Restaurant „Zur neuen Brezn“ weitergeht, ist noch offen. „Das sind nur die Gedanken in diese Richtung. Wie wir das organisieren, steht noch in den Sternen“, blickt Cemil Beyazit in die Zukunft seines Vaters.

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