Rosenheim – Jeder Meter ist beschwerlich. Das Atmen fällt schwer, die Kleidung klebt am Körper und auf der Stirn bilden sich ständig Schweißperlen. Auch wenn jeder Mensch ein anderes Temperaturempfinden hat, dürften sich spätestens seit gestern, Dienstag, alle einig sein: Es ist heiß – sehr heiß sogar. Seit ein paar Tagen hat eine Hitzewelle weite Teile Europas im Griff, der heißeste Tag in Deutschland soll der heutige Mittwoch werden – mit Temperaturen von bis zu 40 Grad oder mehr. Dementsprechend warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor extremer Hitze.
Das Thermometer
klettert und klettert
Warum, das war bereits am Dienstagvormittag in Rosenheim zu spüren. Gegen kurz vor 11 Uhr kletterte das Thermometer in der prallen Sonne mitten auf der Loretowiese auf 38 Grad. Obwohl für diesen Tag „nur“ höchstens 32 Grad Lufttemperatur angesagt waren, kam es einem auf dem Asphalt wesentlich wärmer vor. Einer, der damit klarkommen musste, war ein junger Mitarbeiter des Baubetriebshofs, der sich um den Grünstreifen neben der Loretowiese kümmerte. „Die Hitze ist schon übel, aber im Schatten geht es gerade noch“, sagte er.
Große Erschöpfung –
körperlich und mental
Wenn solche Temperaturen erwartet werden, bereite er sich immer gut auf seinen Arbeitstag vor. „Ich trinke sehr viel Wasser und habe immer eine lange und eine kurze Hose dabei“, verriet er. Er gestand aber auch, dass er an Hitze-Tagen am Abend körperlich und mental wesentlich erschöpfter sei als an kühleren Tagen. Ein paar Meter weiter machte sich eine Familie aus Trier fertig für ihre Erkundungstour durch die Stadt. Die gemessenen 39 Grad auf dem Gehsteig an der Kaiserstraße schienen sie nicht weiter zu stören. „Darauf haben wir uns eingestellt“, sagte die Frau und lachte. In ihrer Heimat sei es teilweise noch heißer. „Am Nachmittag fahren wir aber auf jeden Fall an einen See, um uns im Wasser abzukühlen“, sagte sie.
Dass es in der Nähe vom Wasser nicht zwangsläufig angenehmer ist, zeigte ein Blick auf das Thermometer im Rosenheimer Freibad. Zur Mittagszeit maß das Gerät dort am Beckenrand bereits 40 Grad in der Sonne – damit gehörte das Freibad überraschenderweise zu einem der heißesten Orte an diesem Tag.
Genauso so heiß war es zur selben Zeit nur am Südtiroler Platz vor dem Bahnhof. Immerhin: hier gibt es das – gerade von Kindern gut genutzte – Wasserspiel. Nur ein wenig kühler war es am Ludwigsplatz. Trotz des Brunnens kletterte die Anzeige dort auf 38 Grad. Ein paar Grad weniger maß das Thermometer in der Sonne am Salzstadel (34 Grad), vor dem Eisstadion (35 Grad) und im Mangfallpark (33 Grad).
Während sich einige Eishockeyspieler der Starbulls Rosenheim in die Eishalle nach München flüchten konnten, bauten die ersten Arbeiter in der gleißenden Sonne das Gelände für das Sommerfestival auf. Noch wärmer hatten es die Bauarbeiter an der Baustelle in der Gabelsbergerstraße. Dort zeigte das Gerät eine Temperatur von 36 Grad am Straßenrand.
Wer am Vormittag über den Max-Josefs-Platz laufen musste, hatte hingegen mehr Glück. Um die 30 Grad zeigte das Thermometer gegen 11 Uhr. Am Nachmittag wurde es allerdings auch dort deutlich heißer. Gegen 15 Uhr – mit die heißeste Zeit des Tages – standen 35 Grad auf der Anzeige des Thermometers.
Nur Bäume bringen
spürbar Abkühlung
Deutlich kühler war es hingegen fast den ganzen Tag im Salingarten. Die Bäume spendeten so viel Schatten, dass am Vormittag 28 Grad gemessen wurde. Ein paar Stunden später stieg die Temperatur „nur“ um zwei Grad. Die „vielen Parks“ in Rosenheim seien bei Temperaturen von über 30 Grad grundsätzlich ein „wunderbarer Ort zum Abkühlen“, teilt die Stadt mit. An welchen Orten es noch Erfrischung gibt, könne seit einem Jahr auch im Internet auf der Seite rosenheim.jetzt abgerufen werden. Zu den Möglichkeiten gehören neben den Parks unter anderem 15 Trinkwasserbrunnen, einige Wasserstellen wie am Südtiroler Platz oder auch die Kirchen.
Hitzeschutz: „Wir
haben viel getan“
„Wir haben für den Hitzeschutz viel getan, sind aber noch nicht fertig“, teilt Oberbürgermeister Andreas März mit. Derzeit werde zum Beispiel der Lokschuppenvorplatz mit „viel Grün und Wasser aufgewertet“ und am Salinplatz Sprühnebelanlagen installiert. Außerdem seien unter anderem in der Salinstraße, der Münchener Straße und der Reifenstuelstraße Bäume gepflanzt worden, sagt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt. Auch am Salzstadel sei einiges für den Hitzeschutz getan worden.
März will weitere
Maßnahmen
So steht für den Oberbürgermeister fest: „Wir konnten bereits – auch dank der Fördermittel des Freistaats – Hitzeinseln in der Stadt beseitigen und Versiegelungen aufbrechen und werden das auch künftig fortführen.“ Dass das wohl helfen kann, zeigt der Blick auf das Thermometer in der Prinzregentenstraße. Dort maß das Gerät im Schatten unter den Bäumen am Dienstag mit 27 Grad die niedrigste Temperatur aller getesteten Orte.