„Schwimmen ist überlebenswichtig“

von Redaktion

Laut einer Statistik der DLRG steigen die Zahlen der Todesfälle durch Ertrinken in Deutschland seit 2021 wieder. Viele Kinder können heutzutage nicht schwimmen. Die Johann-Rieder-Realschule hat genau hier angesetzt – mit Erfolg.

Rosenheim – Sommer, Sonne, schwimmen gehen. Bei 30 Grad im Schatten ruft das Freibad oder der See förmlich. Spaß im Wasser haben auch die Fünftklässler der Johann-Rieder-Realschule in Rosenheim. Diese planschen ausgelassen im Rosenheimer Freibad und feiern ihre bestandenen Schwimmabzeichen, die sie sich jetzt erschwommen haben. Diese Schwimmtage wurden von Sportlehrer Michael Humpl ins Leben gerufen. Er hatte in den Medien mitbekommen, dass immer weniger Kinder heutzutage schwimmen können, auch in der Schule hat er die Thematik bemerkt. Von den 110 Fünftklässlern seiner Schule waren es circa 30 Prozent, die kein Schwimmabzeichen besessen haben. Der Bedarf war also vorhanden.

Zahl der Badetoten
wächst weiter

Solche Schwimmtage wurden bereits an einer früheren Schule von Humpl durchgeführt. Dabei lernen die Kinder in vier Tagen Schwimmen und können verschiedene Abzeichen machen. Von Seepferdchen bis Gold ist alles möglich. Dadurch ist das Angebot nicht nur etwas für Anfänger, sondern auch für Fortgeschrittene. Wie wichtig dieses Thema ist, fasst der Sportlehrer so zusammen: „Schwimmen ist etwas Überlebenswichtiges.“ Das zeigt sich immer wieder, wenn in den Nachrichten von Badetoten die Rede ist. Im Jahr 2024 waren es 70 Menschen, die in Bayern ertranken – acht mehr als im Jahr zuvor, so die Zahler der DLRG.

Dass immer weniger Kinder schwimmen können, liegt auch daran, dass immer weniger Wasserflächen zur Verfügung stehen. Jede fünfte Schule in Bayern kann keinen Schwimmunterricht anbieten. Das haben auch die Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Sanne Kunz festgestellt. Sie unterstützen den Antrag der Grünen, die Förderung für kommunale Schwimmbäder von derzeit zehn auf 60 Millionen Euro jährlich zu erhöhen.

Auch bei Schulen braucht es finanzielle Unterstützung für Schwimmkurse. Die Schwimmtage der Johann-Rieder-Realschule wurden unter anderem von der Sparkassenstiftung, Intersport Siebzehnrübl und dem Getränkefachmarkt Fruga unterstützt. Aber auch viele Helfer haben die vier Tage Schwimmtraining ermöglicht. Neben Eltern und pensionierten Sportlehrern gab es auch Ehrenamtliche, wie eine Bademeisterin aus der Bad Aiblinger Therme. „Sie hat sich extra ihre Schichten so gelegt, dass sie vormittags hier sein kann“, betont Humpl.

Die Kinder waren den ganzen Schultag über im Freibad. Bei 110 Kindern im Schwimmbad kann es schnell mal eskalieren. Nicht bei den Fünftklässlern der Johann-Rieder-Realschule. „Die Stimmung ist so toll“, erklärt Schulleiterin Sibylle Daxlberger. In den vier Tagen im Freibad gab es keine Beschwerden oder Zwischenfälle.

Manche schafften
mehrere Abzeichen

Statt Unfug zu treiben, haben die Kinder ihre Fähigkeiten im Wasser verbessert. Der Großteil derjenigen ohne Schwimmabzeichen hat das Seepferdchen erlangt. Manche haben sogar noch Bronze drangehangen. Viele Kinder haben gleich mehrere Abzeichen auf einmal gemacht. So war viel Edelmetall unter den Urkunden. Nach einer so erfolgreichen Woche durften sich die Fünftklässler am Donnerstagvormittag, vor der Urkundenverleihung, noch mal austoben.

Die pensionierten Sportlehrer gaben den Kindern Haltungsnoten, je nachdem wie beeindruckend und sicher die Fünftklässler rutschten. Schüler Marlon hatte viel Spaß in den vergangenen Tagen und fand es cool. „Zu wissen, dass man es kann“, hat ihm besonders gut gefallen. Am Ende konnte er das Goldene Schwimmabzeichen erreichen.

Am Ende konnte die Schulleiterin 150 Urkunden unterzeichnen. „Ich hatte einen Muskelkater in den Fingern“, erzählt sie den Kindern bei der Verleihung in der Turnhalle.

Nach viel Lob und Applaus hat jedes Kind seine Urkunde. Ein krönender Abschluss der Schwimmtage.

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