Rosenheim – Wie sah Rosenheim eigentlich zur Zeit der Titanic, Anfang des 20. Jahrhunderts, aus? Und welche Gebäude von damals stehen noch heute? Das gibt es jetzt in einer neuen Web-App zu sehen. Entwickelt hat die Anwendung, die über den normalen Browser funktioniert, Johanna Miciecki. Die 18-Jährige macht gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Marketing im Lokschuppen und hat lange an ihrem Projekt gefeilt. „Das Ganze ist ähnlich wie eine Schnitzeljagd aufgebaut“, erzählt Miciecki.
Mithilfe eines QR-Codes gelangen Handynutzer auf die Internetseite. „Dann klickt man auf ‚Rallye starten‘“, erklärt die 18-Jährige. Um zum jeweils nächsten Ort zu kommen, müssen Rätsel gelöst werden. „Die sind verschieden schwer“, sagt Miciecki. Sie habe vorab viel im Internet recherchiert, welche Rätsel sich für eine Schnitzeljagd eignen, und einige davon umgesetzt. „Beispielsweise gibt es Wörter, die man rückwärts lesen muss. Oder einen Binärcode mit Einsen und Nullen zum Auslesen. Auch Zahlenrätsel sind dabei.“
Ist das Rätsel gelöst, erfährt man den Standort der nächsten Station. Etwa die ehemalige königliche Filialbank an der Ecke Kufsteiner/Münchener Straße. Heute befindet sich dort eine Bank. „Zu jedem Ort gibt es Informationen sowie Fotos“, erklärt die FSJlerin. Ein Regler lässt sich auf dem Bildschirm verschieben und zeigt sowohl ein aktuelles Foto als auch eines aus dem Jahr 1912. „Die Fotos haben wir über das Stadtarchiv bekommen“, erzählt Miciecki. Sie habe zuerst alle alten Bilder aus den Jahren vor und nach dem Untergang der Titanic durchgeschaut – angelehnt an die aktuelle Ausstellung im Lokschuppen. „Dann musste ich überlegen, wo man hingehen könnte, wo es ähnlich aussieht, wo sich vielleicht auch viel getan hat.“
Ergänzt werden die alten und neuen Fotos durch Informationen zu den Gebäuden. Insgesamt gibt es 16 Stationen. „Das ist der längere Stadtrundgang“, sagt Miciecki. Man könne aber auch den kürzeren wählen. „Dabei gibt es dann 13 Stationen.“ Mit dabei sind der Lokschuppen in seiner alten Form, aber auch die Schulen. „Etwa das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium oder das Ignaz-Günther-Gymnasium.“ Ebenfalls zu sehen sind unter anderem der Max-Josefs-Platz, das Mittertor und das einzige Gebäude, das von der ehemaligen Rosenheimer Saline noch übrig ist.
Miciecki ist seit September im Lokschuppen tätig. „Ich wusste nach dem Abitur nicht genau, was ich machen will, was ich studieren will“, erzählt sie. Deshalb habe sie nach einer offenen FSJ-Stelle gesucht. „Ich wollte nicht einfach zu Hause herumsitzen“, sagt Miciecki. Beim Lokschuppen sei sie dann fündig geworden.
„Meine Chefin hatte schon bei meinem Start hier die Idee, etwas zu gestalten, das auch die jüngeren Leute abholt“, erinnert sich Miciecki. Zu diesem Zeitpunkt habe sie deshalb bereits angefangen, die Bilder herauszusuchen. „Seitdem bin ich dran gesessen.“
Nach vielen Korrekturschleifen ist die Anwendung jetzt fertig. „Ich bin schon froh, dass es endlich so weit ist“, sagt Miciecki und lacht. Immer wieder sei man alles zusammen durchgegangen, habe an verschiedenen Stellen gefeilt. „Jetzt bin ich aber umso glücklicher damit, wie es geworden ist“, betont die FSJlerin.
Dabei sei das Thema App für sie ganz neu gewesen. „Zum Glück musste man für die Anwendung nichts programmieren“, sagt sie. Von der Firma, die die App finalisiert, habe sie eine Art Baukasten bekommen. „Dort fügt man Texte und Bilder ein, gestaltet die Schaltflächen“, erklärt Miciecki.
Der interaktive historische Stadtrundgang ist ab sofort für alle zugänglich. „Bei uns im Lokschuppen wird es dann den passenden QR-Code geben“, verrät Miciecki. Auch über die Homepage kann die Internet-Anwendung aufgerufen werden. Auf ihr Projekt ist Miciecki sehr stolz. Auch wenn sie danach wohl nicht in diesem Bereich tätig sein wird. „Ich möchte Chemie und Biochemie studieren und in die Medizinforschung gehen“, sagt die 18-Jährige.