Rosenheim – Es ist heiß. Schon seit Tagen hat eine Hitzewelle weite Teile des Landes fest im Griff. Am vergangenen Mittwoch wurden mancherorts Temperaturen weit über 30 Grad erreicht – im Schatten. Wer auf der Suche nach ein bisschen Abkühlung war und nicht gerade einen Pool im eigenen Garten hat, holte sich die Erfrischung in einem der vielen Seen im Landkreis Rosenheim. Doch wie frisch und gut sind die Badegewässer nach den Hitze-Tagen noch?
Unangenehme Gerüche steigen auf
Schließlich wollen schon einige Badegäste am Simssee einen unangenehmen Geruch wahrgenommen haben, der vom See ausging. Wie das Staatliche Gesundheitsamt auf OVB-Anfrage mitteilt, gab es keine Auffälligkeiten bei der jüngsten Messung der Wasserqualität des Simssees. Der angebliche Gestank sei auch für die Behörde neu. „Das Staatliche Gesundheitsamt wird dem Hinweis aber nachgehen“, heißt es weiter.
Denn die Badeseen werden regelmäßig auf ihre Qualität geprüft. „In der laufenden Badesaison 2025 wurden die EU-Badestellen der Region bereits zu drei verschiedenen Zeitpunkten beprobt“, teilt Sibylle Gaßner-Nickl vom Landratsamt Rosenheim auf Anfrage mit. Die Kontrollen erfolgen alle vier Wochen. Dabei stellt sie auch klar: „Die Experten bescheinigen den Badeseen in Stadt und Landkreis Rosenheim durchweg eine hervorragende mikrobiologische Qualität.“ Das sei auch bei den letzten Messungen der Fall gewesen.
Diese seien bereits am 16. oder 24. Juni vorgenommen worden. Beide Termine liegen also vor der langen Hitzephase. Inwieweit die Wassertemperatur in Badeseen in den vergangenen Tagen gestiegen ist, liegt dem Landratsamt daher nicht vor. Dass aber die Temperatur in den Seen gestiegen ist, zeigt ein Blick auf den Chiemsee.
Wassertemperatur schießt nach oben
Das Bayerische Landesamt für Umwelt misst durchgehend die Temperatur des Chiemsees in Prien-Stock. Vom 25. Mai bis zum 2. Juli hat sich die Temperatur um ganze sechs Grad erhöht. Die Wassertemperatur beträgt laut der aktuellen Messung 26,4 Grad. Am 1. Juli hat der Chiemsee laut Messungen des bayerischen Landesamts für Umwelt seine bisherige Höchsttemperatur mit 27,3 Grad Celsius erreicht. Doch welche Auswirkungen haben die gestiegenen Temperaturen für das Wasser – und damit auch für Badende?
Eine Rolle spielen die Bakterien. Schaut man sich den Simssee an, findet man dort im Wasser Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Ein Schild am Baierbacher Badestrand weist auf den Algenwuchs hin. Bereits Ende Mai war ein roter Teppich aus den Blaualgen auf dem Simssee und die Algen haben jetzt noch bessere Bedingungen, um sich auszubreiten.
Denn hohe Wassertemperaturen können den Sauerstoffmangel im See verstärken. In solchen Fällen spricht man auch oft davon, dass das Wasser „kippt“. Das weiß auch Klaus Moritz vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim und erklärt, dass so mehr Algen im See sind als sonst: „Warme Temperaturen fördern das Wachstum von Algen, insbesondere von schädlichen Altgenarten, die toxische Substanzen produzieren können.“
Diese toxischen Substanzen können dem Menschen gefährlich werden, denn „bei Kontakt oder Verschlucken der Bakterien treten oft Haut-, Atemwegs- und Magen-Darm-Reizungen auf“, warnt Dr. Michael Iberer. Er ist Hausarzt und gleichzeitig Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbands Rosenheim. Laut ihm können durch den geförderten Wachstum der Algen gesundheitliche Risiken entstehen. Der Mediziner betont, dass die Vorfälle mit den Bakterien zwar meist mild sind, aber trotzdem auch schwere Reaktionen – zum Beispiel eine Lungenentzündung – auftreten können.
Zerkarien-Larven und die „Schwimmkrätze“
Aber nicht nur die Blaualgen vermehren sich bei der warmen Wassertemperatur hervorragend, sondern auch andere Mikroorganismen und Zerkarien, auch Saugwurm-Larven genannt, nutzen laut Iberer die warmen Bedingungen. Das kann ebenfalls gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Diese Saugwurm-Larven können „beim Baden in die Haut eindringen und die sogenannte ‚Schwimmkrätze‘ verursachen“, erklärt Iberer. Das heißt, die Larven dringen in die Haut ein, sterben dort ab und lösen juckende, rötliche Pusteln aus. Das kann mehrere Tage lang anhalten.
Gesundheitsamt
rät zur Vorsicht
Das Gesundheitsamt empfiehlt vor dem Schwimmen das Wasser in Augenschein zu nehmen. Ist das Wasser grünlich-trüb oder rötlich-trüb? Schwimmt eine grüne, Schlieren ziehende Schicht auf der Oberfläche? Ist das der Fall, sollte man das Wasser nicht schlucken, warnt das Amt. Außerdem wird empfohlen, nach dem Schwimmen die Badesachen zu wechseln und sich mit einem Handtuch abzureiben.
Ähnlich sieht es auch der Mediziner Michael Iberer. Sollte man am See doch mal mit den Blaualgen in Kontakt kommen, empfiehlt er, sich gründlich zu duschen und bei Symptomen wie Hautreizungen, Übelkeit oder Atemproblemen ärztlichen Rat einzuholen. Außerdem betont er, dass auch Haustiere von dem betroffenen Wasser ferngehalten werden sollen.