E-Rezept-Ausfall sorgt für Probleme

von Redaktion

Bundesweite Störung – Apotheken in der Region können keine Medikamente ausgeben

Rosenheim – Hinter Markus Bauer liegt ein turbulenter Tag. Schuld daran war der bundesweite Ausfall des E-Rezeptes. Er ist der Inhaber der Alten Apotheke und der Römer-Apotheke in Rosenheim. Probleme mit dem E-Rezept kommen bei ihm immer mal wieder vor. So auch am vergangenen Mittwoch. „Wir waren genauso betroffen, wie 95 Prozent der anderen Apotheken in Deutschland“, sagt er am Telefon.

Er habe gleich am Vormittag von dem Problem erfahren, sich direkt im Anschluss mit anderen Apothekern ausgetauscht. „Ich wollte sicher gehen, dass es sich um kein internes Problem handelt“, sagt er. Schnell habe er festgestellt, dass auch ein Großteil seiner Kollegen keine E-Rezepte mehr bearbeiten konnte.

Netzwerk-Zugang
teilweise gestört

Hintergrund der Störung waren – so geht es aus mehreren Medienberichten hervor – Probleme beim VPN-Zugangsdienst von Arvato Systems Digital. „Es waren nicht alle Apotheken oder Arztpraxen betroffen, aber durchaus einige. Das hat den regulären Betrieb natürlich schon eingeschränkt“, bestätigt Florian Nagele. Er ist der Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands und betreibt selbst eine Apotheke in Kolbermoor.

Eine solche Störung kann ihm zufolge gleich mehrere Probleme mit sich ziehen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass das E-Rezept in der Arztpraxis gar nicht erst ausgestellt oder aber in der Apotheke nicht vom Server abgerufen werden kann. „Das große Problem für Kunden und Apotheken ist dann vor allem, dass man nicht weiß, was der Arzt verordnet hat. Somit kann erst einmal keine Versorgung stattfinden“, sagt Nagele.

Welche Probleme die Störung am Mittwoch mit sich gebracht hat, weiß auch eine junge Rosenheimerin, die anonym bleiben möchte. Sie war am Vormittag in der Römer-Apotheke Am Mitterfeld, um ihr Rezept einzulösen. Vor Ort habe sie sofort erfahren, dass es technische Probleme gibt. „Ich hatte zum Glück ein ausgedrucktes Rezept dabei“, sagt sie.

Doch ein Großteil der Kunden sei lediglich mit einem E-Rezept ausgestattet gewesen. Die junge Frau erzählt von einem Senior, der von der Apothekerin noch einmal zum Arzt geschickt wurde, um sich das Rezept ausdrucken zu lassen. Zwei weitere Kunden seien ebenfalls vor Ort gewesen und hätten probiert, Kontakt mit ihrem Hausarzt aufzunehmen. „Viele Ärzte haben Mittwochnachmittag keine Sprechzeiten mehr. Dadurch konnten viele Rezeptfragen nicht beantwortet werden“, sagt sie.

Das bestätigt Dr. Michael Iberer. Er ist der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Rosenheim und betreibt die Salinpraxis an der Salinstraße in Rosenheim. „Der Ausfall des E-Rezepts war auch in der Region deutlich spürbar“, sagt er auf OVB-Anfrage. Viele Arztpraxen in Stadt und Landkreis konnten ihm zufolge über Stunden hinweg keine E-Rezepte mehr ausstellen.

Besonders betroffen waren chronisch kranke Patienten, die regelmäßig Medikamente benötigen – beispielsweise bei Bluthochdruck, Diabetes oder Atemwegserkrankungen. „Ein solcher Ausfall bringt den Praxisbetrieb erheblich durcheinander“, sagt Iberer. So hätten er und seine Kollegen in kurzer Zeit auf Ersatzverfahren umsteigen müssen – etwa auf das Ausdruck-Verfahren mit Token oder in manchen Fällen sogar auf klassische Rezeptblöcke aus Papier.

„Das kostet Zeit, führt zu Mehraufwand für das gesamte Praxisteam und erhöht das Risiko für Verwechslungen oder Verzögerungen“, sagt Iberer. Patienten mussten sich aufgrund der Störung neben längeren Wartezeiten auch auf zusätzliche Wege einstellen – etwa weil sie noch einmal zur Praxis zurückkommen mussten. „Zudem gab es bei einigen Patienten Unsicherheit, ob sie ihre Medikamente rechtzeitig erhalten“, ergänzt Iberer. Bei bestimmten Arzneimitteln, etwa für schwer lungenkranke oder kardiologisch instabile Menschen, kann das ihm zufolge durchaus kritische Auswirkungen haben.

Ausfälle nicht
zur Regel werden

Ähnlich wie Apotheker Markus Bauer erinnert auch er daran, wie wichtig ein stabiles und jederzeit funktionierendes E-Rezept-System für einen modernen, verlässlichen Versorgungsalltag ist. „Derartige Ausfälle dürfen keine Regel werden“, unterstreicht er.

Eine Seltenheit sind sie jedoch nicht. Das weiß auch Florian Nagele. „Es gab durchaus schon Ausfälle. Zum Glück können die Probleme in der Regel sehr schnell behoben werden“, sagt er. Aber – auch daraus macht er kein Geheimnis – jeder Ausfall sei ärgerlich und für eine reibungslose Versorgung problematisch.

„Die Gründe liegen sicherlich vor allem in der zunehmenden Technologisierung. So praktisch und effizient die technischen Fortschritte auch sind, birgt natürlich ein Mehr an Elektronik auch immer ein erhöhtes Risiko von Ausfällen“, fügt der Apotheker hinzu und zeigt sich am Ende durchaus versöhnlich. Grundsätzlich könne man von einem verlässlichen E-Rezept-System sprechen. „Es hat den Alltag der Versorgung durchaus merklich erleichtert.“

Immerhin: Seit Mittwochnachmittag scheint die Störung behoben worden zu sein. Eine Stellungnahme von Arvato Systems Digital lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor.

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