Rosenheim – Das aktuelle Transit-Art-Festival ist noch bis morgen, Sonntag, voll im Gange. Und in einer spannenden Phase: Die Vorstudien an den fünf Wänden im Stadtgebiet sind übergegangen zur künstlerischen Ausgestaltung, zum finalen Schliff. So auch in der Schirmbeckstraße, wo das argentinische Duo „Ciclope“ eine große Wohnhauswand mit floralen Motiven bemalt. Pilar Tolosa und Julian Razquin haben Architektur und visuelles Kommunikationsdesign studiert und kamen vor zehn Jahren während einer Südamerikareise auf Wandmalerei als Arbeitsschwerpunkt. Sie haben gerade ihre Hebebühne runtergefahren, da kommen auch schon Hausbewohner und Anwohner, die Streetartisten bekommen von einer Nachbarin Kaffee und Kekse kredenzt. Eine Bewohnerin des Hauses bringt einen interessanten Aspekt ins Spiel: Früher hätten ja die Hausbesitzer auch ihre Häuser geschmückt – in Bayern halt mit Lüftlmalerei. Zur argentinischen Street-Art-Version der Lüftlmalerei gab es ein inspirierendes kurzes Gespräch auf Spanisch.
Wie gefällt Euch Rosenheim?
Pilar: Rosenheim ist schön grün, wir fühlen uns wohl.
Habt Ihr schon andere Street-Art-Künstler kennengelernt?
Pilar: Naja, wir waren quasi die Ersten, neulich haben wir ein Duo aus Berlin getroffen. Und wir freuen uns schon auf die Party morgen Abend in der Galerie, dann sind alle da.
Wie kommt Ihr mit dem wechselhaften Wetter und dem Regen zurecht an Eurer Wand?
Pilar: Ideal wäre stabil trockenes Wetter für den Farbauftrag, aber es geht schon, wir kommen zurecht.
Gibt es eine Szene für Street Art in Argentinien?
Julian: Ja, da sind einige kreative junge Leute unterwegs, die auch international arbeiten.
Wie ist die aktuelle Situation unter dem Präsidenten Milei?
Julian: Es ist generell schwierig und es gibt Kürzungen für viele Bereiche, beispielsweise auch im Gesundheitswesen und im Sozialbereich. In der Kunst ist praktisch alles gestrichen an Subventionen. Ein Problem sind die Kosten für Hebebühnen, die sind in Argentinien richtig teuer. Aber es gibt auch in der Heimat Aufträge von Privatleuten und an kleineren Wänden, die man gut bearbeiten kann. Aber Großaufträge von Institutionen gibt es keine. Wir arbeiten seit zwei Monaten in Europa und waren auf Mallorca und in Gent in Belgien auf einem Street Art Festival.
Wie lange halten denn eigentlich die Farben?
Pilar und Julian: Oh, die halten schon sehr lange.
Interview/TExt: Andreas Friedrich