Kurz Erklärt

Ein Start-up aus dem Biergarten

von Redaktion

Erst seit knapp fünf Jahren gibt es das Rosenheimer Unternehmen maut1 GmbH. Doch in der Zeit hat sich die Firma rasant entwickelt. Jetzt konnten die beiden Geschäftsführer ihren neuen Standort im Aicherpark einweihen. Wie sie es trotz anfänglicher Beinahe-Insolvenz so weit schafften.

Rosenheim – Die zündende Geschäftsidee hatten Julian Schmelzer und Simon Baumgartner bei einem Treffen im Biergarten. Seitdem hat sich ihre Firma, die maut1 GmbH, in den fast fünf Jahren, die sie nun besteht, rasant entwickelt. So rasant, dass die beiden Geschäftsführer jetzt ihren neuen Standort im Aicherpark einweihen konnten.

Der Weg dorthin war allerdings kein leichter. Denn kurz nach der Gründung stand maut1 bereits fast vor der Insolvenz.

Gründer lernten sich in anderer Firma kennen

Bei der Einweihungsfeier erzählen die Geschäftsführer Julian Schmelzer und Simon Baumgartner von den Anfängen ihres Unternehmens. „Ich habe nach der Schule eine Ausbildung gemacht“, erinnert sich Julian Schmelzer. Damals habe er schon gewusst, dass er in seinem Ausbildungsbetrieb nicht bleiben wollte. Doch in welche Richtung es danach gehen sollte, sei ihm zuerst nicht klar gewesen. „Und wenn man nicht weiß, was man machen soll, macht man gar nichts“, sagt der Geschäftsführer und lacht.

Bis sich die Agentur für Arbeit bei ihm meldete und eine Firma vorschlug, bei der er sich bewerben könnte: tolltickets GmbH, ein Rosenheimer Unternehmen, das Mautdienste anbietet. Dort lernte Schmelzer seinen zukünftigen Mitgründer Simon Baumgartner kennen. „Diese Firma war unser gemeinsamer Nenner“, erklären die beiden.

Baumgartner verließ tolltickets 2017, sein Kollege Schmelzer blieb noch länger. „Wir haben uns aber trotzdem nach wie vor immer wieder getroffen“, erzählt Baumgartner.

Ein kleines Büro als
erste Zentrale

Bereits 2016 wurde tolltickets teilweise verkauft, 2020 übernahm der Käufer auch die restlichen Anteile. „Dann haben wir uns bei einem Bierchen im Biergarten überlegt, was wir besser machen könnten“, sagt Baumgartner. Die beiden beschlossen, ein Start-up in der Mautbranche zu gründen.

Von da an ging für maut1 alles recht schnell. Im Herbst 2020 stellten die beiden Gründer ihre Idee im Stellwerk18 in Rosenheim vor, einem Netzwerk, das unter anderem digitale Start-ups unterstützt. Die Idee stieß dort auf Begeisterung und so konnten die Gründer im November ins Stellwerk ziehen. Ein kleines Büro mit zwei alten Bürostühlen wurde fürs Erste ihre Zentrale.

Stellwerk18 hat die
Anfänge begleitet

Auch Evi Bachmaier vom Stellwerk18 ist zur Einweihung geladen. „Ihr seid ein Paradebeispiel für das, was das Stellwerk18 verkörpert“, betont Bachmaier. Die Netzwerkmanagerin hat die Geschäftsführer auf ihrem Weg begleitet. Sie erinnert sich noch an die Anfänge, als zuerst Julian Schmelzer alleine in einem kleinen Büro saß. „Irgendwann ist dann Simon Vollzeit dazugekommen.“

Die Eröffnung des neuen Standorts sei ein Meilenstein für maut1. „Wir lassen euch mit einem weinenden Auge gehen“, sagt sie. Denn das Rosenheimer Unternehmen habe auch für andere Gründer die Türen geöffnet. „Es ist wirklich schön, wie ihr andere unterstützt habt“, betont Bachmaier.

Mautboxen für
staufreie Durchfahrt

Im Dezember 2020 wurde es dann offiziell. Beim Notar gründeten Julian Schmelzer und Simon Baumgartner die maut1 GmbH. Bereits im darauffolgenden März konnten sie die ersten Produkte verkaufen. Ihre sogenannten Mautboxen sollen Autofahrern ermöglichen, dem Stau an den Mautstationen auszuweichen. Mit einer im Fahrzeug angebrachten Mautbox können Reisende, ohne anhalten und sofort bezahlen zu müssen, durch die Stationen durchfahren.

„Der Verkauf der ersten Boxen war für uns das beste Gefühl überhaupt“, betont Schmelzer. Schließlich habe man lange darauf hingearbeitet. „Wir waren eine Two-Men-Show“, sagt er und lacht. Baumgartner habe sich um die Technik gekümmert und Schmelzer selbst sei vor allem für den Kundenservice verantwortlich gewesen. „Und das 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Ob beim Spazierengehen oder beim Frühstück am Samstagmorgen.“

Es lief gut für Baumgartner und Schmelzer, „die Kunden haben fleißig eingekauft und es sind immer mehr geworden“, wie Baumgartner erzählt. Nur ein Problem gab es: Noch verdiente maut1 nichts daran. Denn ein externer Entwickler, der eigentlich die Rechnungen einziehen sollte, vertröstete das Unternehmen immer wieder.

„Das ging so weit, dass wir schon im ersten Jahr kurz vor der Insolvenz standen“, berichtet Baumgartner. Doch maut1 suchte sich rechtzeitig einen anderen Partner, der das Start-up unterstützte. Seit dem Sommer 2021 arbeitet maut1 auch mit dem ADAC zusammen. Im Dezember 2021 wurde der erste Mitarbeiter eingestellt, kurz darauf der zweite. Mittlerweile sind 27 Menschen bei maut1 tätig.

IG Aicherpark ist
sehr zufrieden

Nachdem das Unternehmen 2024 beim Meggle-Gründerpreis auf dem ersten Platz gelandet war, startet die Suche nach einem neuen Bürogebäude. Die Geschäftsführer wurden im Aicherpark fündig. Sehr zur Freude der Interessengemeinschaft (IG) Aicherpark.

„Mit den Geschäftsführern habe ich nun schon ein paar Mal gesprochen“, erzählt Harald Bühler, Sprecher des Aicherparks. Beide seien „hoch innovativ und gleichzeitig lokal verbunden“. Aufgrund dessen hätten die Gründer sich bewusst für den Aicherpark entschieden. „Sie wollten Entwicklungsmöglichkeiten mit gleichzeitig nahezu optimaler Anbindung für sich, ihre Kunden und die Mitarbeiter“, so Bühler. Auch den Beitritt zur IG hätte maut1 bereits zugesichert. „Die IG lebt von der aktiven Teilnahme der Mitglieder und der Innovationskraft“, betont der Sprecher. Maut1 sei nun ein neues, starkes Mitglied in den Reihen des Aicherparks.

21 Millionen Euro
Umsatz erreicht

Stark, das kann man wohl sagen. „Wir haben mittlerweile fast 200000 Kunden und im vergangenen Jahr einen Umsatz von 21 Millionen Euro gemacht“, verkündet Geschäftsführer Simon Baumgartner bei der Einweihungsfeier des neuen Standorts. „Da ist man einfach dankbar, dass das alles so gut geklappt hat.“

Was machtmaut1?

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