Rosenheim – Für Robert Mayr ist es ein notwendiger Schritt. Vor allem, wenn man in die Zukunft blickt, sagt der Schulleiter der Grundschule Westerndorf St. Peter. In den nächsten zehn Jahren könnte den Rosenheimer Grundschulen der Platz ausgehen. Zumindest, wenn man den aktuellen Prognosen glaubt: Bis ins Jahr 2034 wird mit einem Anstieg um rund 500 Schüler gerechnet. Und diese müssen – trotz bereits beengter Verhältnisse an einigen Schulen – untergebracht werden. Jetzt scheint eine Lösung gefunden worden zu sein.
Unterteilung in
Nord, West und Ost
Ab dem Schuljahr 2026/ 2027 wird es in Rosenheim drei Schulverbünde geben. Das gab die Stadt in der jüngsten Sitzung des Schul-, Kultur- und Sportausschusses bekannt.
Heißt: Die Grundschule Westerndorf wird mit der Grundschule Erlenau und der Prinzregentenschule als Verbund „Nord“ zusammengefasst. Im Westen sind es die Grundschulen Aising, Pang und Fürstätt. Der Verbund „Ost“ besteht aus der Astrid-Lindgren-Grundschule und der Grundschule Happing.
Dieser Schritt sei aufgrund der steigenden Schülerzahlen und dem Ganztagsanspruch für Grundschüler ab dem kommenden Jahr „dringend notwendig“ teilt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt, mit. So könne das Grundschulangebot in Rosenheim aufrechterhalten werden. Durch die Bildung der Schulverbünde sei es möglich, die Schulen gleichermaßen auszulasten und überall gleich große Klassen zu bilden. Heißt aber auch: Erstklässler können unter gewissen Voraussetzungen innerhalb des Verbundes aufgeteilt werden – und zwar auch auf die Schule, die nicht am nächsten zum Wohnwort ist. Besser erklären kann das Robert Mayr: „Angenommen eine unserer Klassen wäre um ein oder zwei Schüler zu groß und die Teilung dieser Klasse ist bei uns wegen der Platzsorgen nicht möglich.
Schüler könnten
aufgeteilt werden
Dann können die beiden Kinder in einer Verbundschule unterkommen.“ Er könne sich vorstellen, dass das durchaus helfen kann. „Da der Neubau einer zusätzlichen Grundschule für die nächsten Jahre vom Tisch ist, ist die Bildung der Verbünde die vernünftigste Lösung“, glaubt der Schulleiter. Davon ist auch Kai Hunklinger, Schulleiter der Grundschule Fürstätt, überzeugt. „Die Verbünde geben uns die Flexibilität, auf die Raumnot zu reagieren und alle Kinder in einem warmen und trockenen Raum beschulen zu können“, sagt er. Der Schulleiter erinnert dabei daran, dass es das Verbundsystem an den Mittelschulen schon länger gebe – und es funktioniere. „Zudem es für den Schulablauf nicht wirklich etwas verändert“, betont Hunklinger.
Wenig Änderungen
für Kinder und Eltern
Gleiches soll für Eltern und Schüler gelten. „Für die meisten Kinder und Eltern wird sich nicht viel ändern, sie werden weiterhin an ihrer alten Sprengelschule eingeschult“, sagt Oberbürgermeister Andreas März auf OVB-Anfrage. Jeder einzelne Schulverbund umfasse zwar ein eigenes Einzugsgebiet – orientiert sich an den Sozialräumen –, in der Regel werde das Kind aber dort eingeschult, wo es auch ohne die Verbünde hinkäme. Der überwiegende Teil der künftigen Grundschüler werde so in die nächstgelegene Schule gehen.
Wenn es an dieser Schule aber zu eng wird, dann kommt das Kind an einer Verbundschule unter. So ist es theoretisch möglich, dass ein Grundschüler aus Pang in Fürstätt eingeschult wird, oder ein Kind aus Westerndorf an der Prinzregentenschule. Sollte es dazu kommen, „wird das den Eltern so frühzeitig wie möglich mitgeteilt“, erklärt Christian Baab. Zudem spiele bei der Verteilung auch die Verkehrsanbindung, zum Beispiel durch den ÖPNV, eine Rolle. Entsprechend werden die „Einzelfälle“ genau abgestimmt, versichert der Pressesprecher.
Das verspricht auch Robert Mayr. „Wir verlieren dabei das Wohl des Kindes nicht aus den Augen“, sagt der Westerndorfer Schulleiter. Die Bildung der Klassen nehme auch nach wie vor die Schule vor.
Kindswohl nicht aus
den Augen verlieren
„Deshalb schauen wir pädagogisch schon genau hin“, verspricht er. Leichtsinnig werde keine Entscheidung getroffen, nur weil es dann die Schulverbünde gibt. Mayr wisse, wie hart es für Kinder ist, wenn sie beispielsweise nicht mit ihren Freunden aus dem Kindergarten oder der Nachbarschaft in die erste Klasse kommen.
Allerdings könnten sich die Schulverbünde auch positiv für die Kinder auswirken, glaubt Kai Hunklinger. „Womöglich wird in wenigen Fällen der Weg mit dem Schulbus länger, aber die Klassen damit kleiner, was für die Beschulung der Kinder deutlich besser ist“, sagt der Fürstätter Schulleiter. In kleineren Klassen könnten sich die Schüler wesentlich besser konzentrieren.
Hunklinger ist daher überzeugt: „Wenn die Schulverbünde so kommen, wie es jetzt geplant ist und die Schulen bei den Entscheidungen die Trümpfe in der Hand haben, dann ist das eine positive Sache.“
Einstimmige
Entscheidung
Der Meinung konnten sich auch die Stadträte im Schul-, Kultur- und Sportausschuss anschließen. Einstimmig stimmten sie für die Schulverbünde. Im nächsten Schritt will die Verwaltung die Einführung bei der Regierung von Oberbayern beantragen.