Rosenheim – Das Credo „Irgendwas ist immer“ scheint sich in diesem Jahr auf dem Rosenheimer Sommerfestival durchzuziehen. Nachdem zunächst Anastacias Pannen-Nightliner für blanke Nerven gesorgt hatten, setzte sich das Bangen bei Jan Delay am Dienstag fort. Denn: Der Sänger hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen – und die wirkten sich auf seine Stimme aus. „Wir hatten wirklich Angst, dass er heute nicht auftreten kann“, erzählte die Sommerfestival-Bookerin Alexandra Birklein vor dem Konzert. Eigentlich sei es ein ganz entspannter Tag gewesen – bis dann der Soundcheck kam und Jan Delay plötzlich keine Stimme mehr hatte.
Somit verbrachte er den Nachmittag beim Arzt und wurde bestens versorgt, wie er später auf der Bühne erzählte. Nach einem großen „Hallo!“ mit dem gleichnamigen Song rief Jan Delay dem Publikum zu: „Ich bin voll auf Drogen.“
Allerdings wohl nur verschreibungspflichtige in diesem Fall. Der Arzt habe ihm allerhand Medikamente besorgt, damit er auch sicher eine Wahnsinns-Show für das Rosenheimer Publikum abliefern könne. Darunter neben Cortison und Aspirin auch das bekannte Husten-Mittel Codein, wie er die Fans wissen ließ.
Und das Medikamenten-Paket scheint seine Wirkung getan zu haben. Denn Delay lieferte eine etwa zweistündige Show, die sich sehen lassen konnte. Nachdem „DAS BO und Schmiddlfinga“ die Menge schon einmal aufgewärmt hatten, machte Jan Delay im selben Takt weiter. Schon von Beginn an setzte er einen deutlichen Ton an und forderte das Publikum auf, zu „bouncen“, zu tanzen und Party zu machen.
Und die Rosenheimer vor der Bühne? Die ließen sich das nicht zweimal sagen. Schließlich mussten bei Jan Delays letztem Besuch in Rosenheim die Füße eher stillgehalten werden. Damals war er zum Strandkorb-Konzert in der Stadt.
„Das ist das erste Mal, dass ich mir bei einem Open-Air-Konzert wieder mein Sakko anziehe“, sagte Delay nach ein paar Songs. „Aber da kann Rosenheim nichts dafür – nur das Wetter“, ergänzte er. Denn obwohl es zu Konzertbeginn gut aussah für Jan Delay und seine Band „Disko No. 1“, mussten gegen 21.30 Uhr doch noch die Regenponchos ausgepackt werden. Und zwar genau dann, als der Sänger einen ruhigeren Song anstimmte. „Der Wettergott mag keine Balladen“, merkte Delay an, weshalb er direkt wieder zurück zur Party wechselte und dem Publikum zurief „Der Wettergott will tanzen“.
Dem Wettergott taten es dann auch die Rosenheimer gleich. Spätestens bei Jan Delays wohl bekanntestem Song „Oh Jonny“ fielen jegliche Tanz-Hemmungen – und auch die Regenponchos und Jacken. Denn die wurden auf Aufforderung des Sängers wild durch die Luft gewedelt. Dass es weiterhin regnete, störte spätestens ab diesem Moment niemanden mehr. Nach langer Zugabe und einem fulminanten Ende war klar: Hier geht heute jeder mit schmerzenden Füßen und bester Laune nach Hause.