Pfosten gegen Durchgangsverkehr

von Redaktion

Anwohner drängen mit Unterschriftenaktion auf Sperre – Entscheidung fällt heute

Rosenheim – Andreas Franke hat die Nase voll. Seit vielen Jahren wohnt er in Happing, nur wenige Meter von der Inntalstraße entfernt. Er fühlt sich wohl, mag die Umgebung. Und doch gibt es etwas, das ihn stört. „Niemand hält sich daran, dass es sich bei der Inntalstraße schon seit Jahrzehnten um eine Anliegerstraße handelt“, sagt Franke am Telefon. Heißt: Die Straße darf eigentlich nur von denjenigen befahren werden, die dort wohnen, jemanden besuchen oder etwas liefern.

Badesaison
sorgt für Ansturm

Doch diese Regel scheint vielen egal zu sein. Jedenfalls, wenn man bei Andreas Franke nachfragt. Besonders schlimm sei es, wenn das Wetter besser wird und die Badesaison losgeht, sagt er. „Zu dieser Zeit wird die Inntalstraße von unzähligen Autofahrern tagsüber und oftmals auch nachts widerrechtlich als Abkürzung genutzt.“

Was die Situation ihm zufolge zusätzlich verschärft: „Wegen der verbotenen Nutzung will man die Straße möglichst schnell hinter sich lassen und beachtet auch die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer sehr oft nicht“, fügt Franke hinzu. Dadurch komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Einige habe Andreas Franke selbst hautnah erlebt, von anderen sei ihm berichtet worden.

Zwölf Autofahrer
in 30 Minuten

Im Sommer 2024 sei die Situation dann vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Franke vermutet, dass durch den kostenlosen Parkplatz am Happinger See zusätzliche Badegäste angelockt worden seien, die die Abkürzung über die Inntalstraße nehmen. Franke und seine Nachbarn hätten sich an einem dieser Sommertage sogar die Mühe gemacht, die Autos zu zählen. „An einem Samstag gegen Mittag haben innerhalb von einer halben Stunde zwölf Autofahrer, die keine Anlieger waren, die Inntalstraße befahren. Heißt: Alle zweieinhalb Minuten ein unberechtigtes Durchfahren“, sagt der Happinger.

Einige Autofahrer hätten sie zur Rede gestellt, andere sogar angezeigt. Ruhiger sei es dadurch in der Inntalstraße nicht geworden. Also beschlossen die Anwohner, die Politik um Hilfe zu bitten. Bei einer Bürgerversammlung im Oktober 2024 in Happing reichten sie zwei Anträge zur Verkehrssituation ein. Sie schilderten die Probleme, machten gleich noch einen Lösungsvorschlag. So könnte ein umlegbarer Pfosten in der Einmündung Inntalstraße von der Seestraße aus ihrer Meinung nach viele Probleme lösen.

Oberbürgermeister Andreas März hörte sich das Anliegen damals an, machte aber auch deutlich, dass allein die Polizei für die Kontrolle einer Anliegerstraße zuständig ist – nicht aber die kommunale Verkehrsüberwachung. „Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir bei der Personalsituation und den vielfältigen Aufgaben der Polizei nicht darauf hoffen brauchen, dass irgendwann einmal eine Kontrolle der Durchfahrtsberechtigten stattfinden wird“, sagt Franke.

Zumal das auch alles andere als einfach ist, wie eine Nachfrage bei der Polizei zeigt. „Anliegerstraßen zu überwachen, ist nicht so leicht. Jeder darf dort fahren, der ein ‚Anliegen‘ hat“, erklärt Hauptkommissar Robert Maurer. Nun könnte bei Kontrollen aber durchaus passieren, dass die Autofahrer angeben, dass sie einen Bekannten besucht haben. Auf die Gegenfrage, wer dieser denn sei, würden Antworten gegeben wie: „Da habe ich mich wohl verfahren“. „Die Situation ist oft schwierig“, sagt Maurer.

Generell lasse sich aber sagen, dass es in den vergangenen Monaten in der Inntalstraße keinerlei Beschwerden gegeben hat – zumindest keine, die bei der Polizei gelandet sind. Doch damit will sich Andreas Franke nicht zufriedengeben. Stattdessen plädiert er für eine langfristige Lösung, um die Anwohner von dem ständig zunehmenden Durchgangsverkehr in der Anliegerstraße zu befreien.

Anlieger würden
Sperre begrüßen

Ein Absperrpfosten könnte hier helfen, zumal die Anwohner der Inntalstraße und der Oberen Lohne als Zufahrt zu ihrem Anwesen ohnehin fast ausschließlich den Happinger Dorfplatz und die Inntalstraße nutzen. „Eine Sperre an der Einmündung der Seestraße wäre für die Anlieger ohne Belang“, ist sich Franke sicher.

Während der Bürgerversammlung erinnerte März die anwesenden Happinger jedoch daran, dass man einen Pfosten – ohne Befragung der Anlieger – nicht einfach so aufstellen könnte. „Die Befragung der Anlieger haben wir daraufhin selbst übernommen“, sagt Franke. Innerhalb kürzester Zeit hätten sämtliche Anwohner und Betroffene ihren Namen auf die Liste geschrieben. „Wir hoffen sehr, dass der vielfache Wunsch einer Sperre aufgegriffen wird, damit wir von der massiven Belastung durch den widerrechtlichen Durchgangsverkehr endlich verschont werden“, sagt der Happinger.

Unterstützung erhalten die Anwohner jetzt von den Rosenheimer Grünen, ÖDP-Stadtrat Horst Halser und FDP-Stadträtin Maria Knott-Klausner. In einem gemeinsamen Antrag sprechen auch sie sich für eine Entlastung der Anwohner in der Inntalstraße aus. „Mit der Weiterentwicklung des Geländes am Happinger See ist mit einer Erhöhung der Verkehrsbelastung zu rechnen, welche sich auf die Situation noch zusätzlich negativ auswirken wird“, sagt Stadträtin Daniela Dieckhoff (Grüne).

Ein umlegbarer Pfosten könnte für eine Beruhigung der verkehrlichen Situation sorgen. Zumal auch die Freiwillige Feuerwehr Happing von dem Vorschlag angetan zu sein scheint. So würde der Durchgangsverkehr auch ihre Arbeit beschweren. „Bei Übungen und Einsätzen, wenn die Feuerwehrler ihre Privatfahrzeuge rund um das Feuerwehrhaus abstellen müssen, ist der Platz rundherum ohnehin sehr beengt. Jede unberechtigte Durchfahrt, die entfällt, hilft hier weiter“, ergänzt Andreas Franke.

Entscheidung fällt am
heutigen Donnerstag

Ob Happing einen umlegbaren Absperrpfosten bekommt, wird sich also erst noch zeigen. Das Thema soll am heutigen Donnerstag in der Sitzung des Ausschusses für Verkehrsfragen und ÖPNV behandelt werden. Beginn ist um 17 Uhr im kleinen Rathaussaal des Rosenheimer Rathauses.

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