Rosenheim – Neu sind die Pläne nicht. Bereits vor zwei Jahren wurde bekannt, dass das Möbelfachgeschäft „Weko Wohnen“ um einen zweigeschossigen Küchenfachmarkt erweitert werden soll. Vorgesehen ist der Verkauf von Möbeln und Küchen – darunter Arbeitsplatten, Spülen, Armaturen sowie Mülltrennsysteme.
Ursprünglich sollte bereits Anfang 2025 mit den Bauarbeiten begonnen werden, passiert ist bislang jedoch noch nichts.
Öffentlichkeit
wurde einbezogen
Im Hintergrund laufen jedoch die Planungen und Abstimmungen. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtrats deutlich. So wurde in den vergangenen Monaten – wie es bei einem Vorhaben dieser Art üblich ist – die Öffentlichkeit in den Planungsprozess einbezogen. Einen Monat lang gab es die Möglichkeit, Ideen und Bedenken zu äußern. Zahlreiche Behörden reichten ihre Stellungnahme ein. Ein Großteil davon begrüßte das Vorhaben.
Großer Fachmarkt auf
4400 Quadratmetern
Doch es gab eben auch einige kritische Anmerkungen. Beispielsweise vom Handelsverband Bayern. Zwar werde durch die Erweiterung des Möbeleinrichtungshauses um einen Küchenfachmarkt mit 4400 Quadratmeter die Attraktivität des Möbelhauses gestärkt. Trotzdem stehe zu befürchten, dass Kunden dadurch nicht mehr in die Innenstadt fahren, um dort ihr Zubehör für die Küche zu kaufen.
Das wiederum könnte dem Handelsverband zufolge negative Folgen für die sogenannten Randsortimente haben – also die Waren, die nicht zum typischen, zentralen Bedarf der Menschen gehören. Beispielsweise eben Möbel, Küchen oder große Haushaltsgeräte wie etwa Kühlschränke.
Grund zur Sorge besteht hier nicht. Zumindest laut der Verwaltung. „Die geplante Ansiedlung eines Küchenfachmarktes geht mit einer Attraktivitätssteigerung einher“, heißt es in einer Stellungnahme. Das heiße jedoch nicht automatisch, dass Kunden, die bisher in der Innenstadt eingekauft haben, von jetzt an nur noch im Küchenfachmarkt einkaufen. „Ökonomische und städtebauliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in Rosenheim und angrenzende Gemeinden sind auszuschließen“, heißt es.
Einige Sorgen bleiben dennoch. Beispielsweise beim Bayerischen Bauernverband. „Mit der Umsetzung des Bauvorhabens gehen wieder hochwertige landwirtschaftliche Flächen verloren, auf denen keine Nahrungsmittel mehr erzeugt werden können“, heißt es in einem Schreiben des Verbands. Zwar sei den Bauern durchaus bewusst, wie wichtig Wohnraum und Arbeitsplätze seien, gleichzeitig dürfe aber nicht vergessen werden, wie wichtig Flächen sind, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden.
„Nicht unterschätzt werden darf die Bedeutung der landwirtschaftlichen Flächen als Existenzgrundlage für die Familienbetriebe vor Ort, auch ihre Arbeitsplätze und ihre Kaufkraft“, teilt der Bauernverband mit. Zwar gehe die Stadt gegenüber dem bayerischen Schnitt sehr sparsam mit den Flächen um, trotzdem dauere es – so der aktuelle Stand – keine 90 Jahre mehr, bis alle landwirtschaftlichen Flächen im Stadtgebiet bebaut sind.
Ihr Vorschlag: Die Fläche gegenüber der Brannenburger Straße im Gegenzug als landwirtschaftliche Fläche ausweisen. Eine Bebauung an dieser Stelle sei dort ohnehin nicht möglich. Es ist eine Idee, der zumindest die Rosenheimer Grünen einiges abgewinnen konnten. Stadträtin Anna Rutz (Grüne) erinnerte daran, wie wichtig ein sparsamer Umgang mit den Flächen sei. Aus diesem Grund sollte man den Wunsch des Bauernverbands respektieren.
Notwendigkeit
von Gewerbeflächen
Oberbürgermeister Andreas März (CSU) warnte jedoch davor, Flächen, die als Gewerbegebiete ausgewiesen sind, umzuwandeln. „Wir sollten nicht leichtfertig über einen so weitreichenden Schritt entscheiden. Wir wissen nicht, ob wir die Flächen in der Zukunft noch brauchen“, sagte er während der Sitzung. Fast wöchentlich würden bei der Verwaltung Anfragen von Unternehmen aufschlagen, die sich in Rosenheim ansiedeln wollen. „Wir brauchen Gewerbeflächen“, pflichtete ihm Dr. Wolfgang Bergmüller, Fraktionsvorsitzender der CSU, bei.
Stadträtin Gabriele Leicht (SPD) unterstrich zwar, wie wichtig landwirtschaftliche Flächen seien, erinnerte aber auch daran, dass es Menschen brauche, die diese bewirtschaften. „Ich halte es für gefährlich, Gewerbeflächen, die wir haben, umzuwandeln“, sagte auch Robert Multrus, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler/UP.
Erneute Auslegung
vorgesehen
Auf Wunsch der Grünen wurde dann aber trotzdem über den Vorschlag des Bauernverbands abgestimmt – dieser Vorschlag fiel jedoch gegen eine große Mehrheit durch. Heißt: Die Fläche gegenüber der Brannenburger Straße bleibt auch weiterhin eine Gewerbefläche. Mehrheitlich sprachen sich die Stadträte im Anschluss für eine erneute Auslegung des Flächennutzungsplans aus.