Arina findet auf Sansibar die Liebe und mehr

von Redaktion

Sonnenschein, Meer, Traumstrände: Was klingt wie das Paradies, ist für Arina aus Rosenheim ihr Zuhause. Nach einer persönlichen Krise hatte sie sich dazu entschlossen, ihr Leben neu zu beginnen – auf Sansibar. Welche Herausforderungen sie dennoch bewältigen musste und warum sie aktuell wieder in der Heimat ist.

Rosenheim/Sansibar – „Ich wusste, wenn ich das nicht jetzt sofort buche, überlege ich es mir vielleicht anders“, sagt Arina Velikova im Gespräch mit dem OVB. Konkret spricht sie dabei von ihrem Flugticket nach Sansibar – One-Way, ohne Rückflug. Denn die 33-Jährige ist dorthin ausgewandert, wo andere Urlaub machen.

Es begann als Flucht
vor dem Herzschmerz

Doch von vorne: Arinas Abenteuer begann eigentlich mit riesigem Herzschmerz. Nach einer Trennung hat sie ihren Job gekündigt, ihre Siebensachen gepackt und ist mit ihrer Schwester auf Reisen gegangen. Sechs Monate lang ging es für sie durch Südostasien. „Und da bin ich auf den Geschmack gekommen“, sagt sie. Doch nach ihrer Rückkehr musste sie erst einmal eine Pause vom Reisen machen. Denn Corona brach aus und legte die Welt lahm. Zwei Jahre später fand sie einen Job auf Mallorca. Nicht so weit weg, das ist doch erst mal gut, dachte sie sich. Bevor sie allerdings wieder in die Arbeitswelt startete, wollte sie noch einmal so richtig Urlaub machen – dieses Mal auf Sansibar.

„Das ist genau, wo
ich sein möchte“

Nach zwei Wochen auf der Trauminsel vor der Küste Ostafrikas war ihr klar: „Das ist genau, wo ich sein möchte.“ Kurzerhand wurde der Job auf Mallorca abgesagt und wieder ein Ticket nach Sansibar gebucht. Aber woher kam die Begeisterung für das Inselleben in Tansania? „Überall läuft man barfuß rum, es interessiert niemanden, was man anhat oder ob man als Frau Beinhaare hat“, sagt Arina und lacht. „Das Leben dort ist überhaupt nicht materialistisch. Das hat mir einfach gefallen.“ Der Start auf Sansibar verlief zunächst recht reibungslos. Im Internet entdeckte sie eine Deutsche, die „Work and Holiday“ (Arbeit und Urlaub) angeboten hat. Dort hat sie dann fünf Tage die Woche jeweils fünf Stunden gebabysittet. Dafür erhielt Arina ein Bett, Frühstück und Mittagessen. Sorgen, dass irgendetwas schiefgehen könnte, hatte sie nicht, sagt die ehemalige Rosenheimerin heute. „Ich gehe gerne Risiken ein. Seit ich in Südostasien sieben Tage in einem Schweigekloster verbracht habe, hat sich bei mir vieles verändert. Ich sehe die Welt anders und bin viel präsenter. Daher habe ich keine Sorgen gehabt, dass irgendetwas passieren könnte“, erklärt sie.

Passiert ist dann aber doch so einiges. Zunächst zu den schönen Dingen: Arina fand im Urlaubsparadies ihre große Liebe – auch wenn ihre Hoffnung darauf zunächst nicht allzu groß war.

„Ich habe dort natürlich versucht zu daten, meistens war das aber erfolglos. Die Leute dort haben eine ganz andere Einstellung und Kultur“, erzählt sie. Viele seien polygam und die Datingkultur sei sehr kurzlebig. Viele der Männer, die auf Sansibar leben, sind Massai, stammen eigentlich aus dem Busch und verdienen auf der Insel ihr Geld, um die Familie zu ernähren.

Der Party-Flirt legt sich
„ganz schön ins Zeug“

Ihren Verlobten lernte sie damals auf einer Party kennen – Dating-Apps oder Ähnliches gibt es dort nicht. Am Anfang hatte sie sich nichts Seriöses von der Party-Bekanntschaft erhofft. Denn auch er ist ein Massai. „Aber er hat sich dann doch ganz schön ins Zeug gelegt“, sagt sie und lacht. Und so wurde aus dem Party-Flirt eine Beziehung. Das mag auch daran liegen, dass ihr Partner bereits sehr westlich eingestellt war. Er lebte seit 2021 bereits auf Sansibar und war nahezu durchgehend von „Muzungus“, also Weißen, umgeben. „Als ich ihn kennengelernt habe, war er für mich mehr Muzungu als Massai“, sagt Arina.

Und nicht nur privat lief es gut. Auch einen Job konnte Arina schnell finden. Sie arbeitete in verschiedenen Hotels, bis sie schließlich schwanger wurde. Ihr Arbeitgeber versprach ihr, sie könne auch weiterhin auf der Hotelanlage wohnen und nach der Geburt ihres Babys wieder starten. Es schien alles perfekt, bis sie drei Tage nach der Geburt inklusive Kaiserschnitt in ein Meeting einberufen und fristlos gekündigt wurde. „Das war für mich ein kompletter Zusammenbruch“, gesteht sie. Schließlich fiel mit dem Job auch das Zuhause der jungen Familie weg. „Ich hatte ein drei Tage altes Baby, einen Kaiserschnitt – war also quasi bettlägerig – und sollte mir eine neue Bleibe suchen.“

Kind, Kündigung –
und dann die Malaria

Das neue Zuhause war zwar recht schnell gefunden, doch dann folgte für die Familie bereits der nächste Schock: Arina hatte sich mit Malaria infiziert. „Am Anfang dachte ich, es wäre nur eine Erkältung“, berichtet sie. Doch dann bekam sie hohes Fieber, teilweise 40 bis 41 Grad Celsius. „Da wusste ich, da ist irgendwas faul.“ Ein Malaria-Test lieferte Gewissheit – doch eine Besserung ließ trotz passender Medikation auf sich warten.

Ihr Arzt stellte schließlich „Severe Malaria“, also eine schwere Malaria fest. „Das greift auch irgendwann die Nieren und die Leber an“, erzählt Arina. Letztlich dauerte es vier Wochen, bis Arina wieder gesund war. „Das war wirklich die Hölle“, beschreibt sie. „Ich war so schwach. Ich konnte nicht einmal meine zwei Monate alte Tochter halten. Ich war total gelb, hatte keine roten Blutkörperchen und meine Nieren waren auch schon beansprucht“, berichtet sie.

Als sie so krank war, war für sie klar: „Ich gehe jetzt erst mal nach Deutschland zu meiner Familie.“ Arina sehnte sich nach gutem europäischem Essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Nun ist sie also mit ihrer Tochter gemeinsam in Rosenheim zu Besuch.

Wann es wieder zurück auf die Insel geht, steht noch nicht fest. Ihr Partner ist ebenfalls zunächst zu seiner Familie gereist. Denn während der Regenzeit – die heuer ungewöhnlich lang andauert – sei es schwierig, einen Job vor Ort zu finden.

Keine Zukunft
in Deutschland

Gemeinsam mit ihrem Partner in Deutschland zu leben, kommt für das Paar allerdings nicht infrage. „Er hat Angst, nach Deutschland zu gehen, weil es so weit weg von der Familie ist, falls es einen Notfall gibt“, erzählt Arina. Außerdem könne er kein Deutsch. Und: „Ich habe mich dazu entschieden, ins Ausland zu gehen“, ergänzt sie. Wie es für die junge Familie weitergeht, ist im Moment noch nicht klar.

Was ist eine schwere Malaria?

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