Rosenheim – Wirklich üppig ist das Angebot nicht. Wer zurzeit im Internet auf der Suche nach einer neuen Bleibe in Rosenheim ist, der wird wohl etwas länger suchen müssen. Gerade mal 26 Wohnungen zum Mieten waren gestern etwa auf der Seite „ImmoScout24“ zu finden. Bei Häusern sind es zwei. Und selbst wenn eines dieser Inserate passt, stellt sich die Frage, ob man die Wohnung bekommt und sie sich leisten kann. Seit Jahren schießen die Mietpreise immer weiter in die Höhe – besonders in Rosenheim.
Nettokaltmiete:
20 Prozent Anstieg
in nur vier Jahren?
Das zeigt ein Blick auf den Mietspiegel von „ImmoScout24“. Im Durchschnitt kostet der Quadratmeter in der Stadt demnach im Moment 12,91 Euro. Während der Preis vor einem Jahr noch bei 12,60 Euro lag, waren es vor vier Jahren sogar nur 10,68 Euro. Das Immobilienportal bezieht sich dabei auf die Nettokaltmiete von den auf der Internetseite angebotenen Objekten. Auch Neubauten sollen nicht erfasst sein. Heißt im Umkehrschluss: Es bleiben ein paar Unsicherheiten bei den Zahlen, da nicht alle Wohnungen in der Stadt erfasst sind.
Dass die Mietpreise in Rosenheim ganz grundsätzlich steigen, kann aber auch Dr. Stephan Kippes, Immobilienexperte beim Immobilienverband Deutschland (IVD) Region Süd, bestätigen. „Der Markt ist schwierig“, sagt er. Auch nach den Berechnungen des Verbandes sind die Mietpreise im Vergleich zum Vorjahr um ein paar Prozentpunkte nach oben geklettert. „Das betrifft vor allem die großen bayerischen Mittelstädte“, betont Kippes.
Für den ständigen Anstieg hat der Immobilienexperte mehrere Gründe ausgemacht. „Zum einen wird zu wenig gebaut, zum anderen haben wir jetzt gerade Zeiten mit einer kernigen Inflation erlebt“, sagt Kippes. Dazu könnten sich aufgrund hoher Kaufpreise für Eigenheime immer weniger Menschen leisten, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. „Die bleiben dann natürlich auf dem Mietmarkt“, gibt Kippes zu bedenken.
Zudem ihm aufgefallen ist, dass in den einzelnen Wohnungen immer weniger Menschen leben. „Die Belegung pro Wohnung sinkt seit einiger Zeit“, sagt Kippes. Heißt: Während früher in einer Drei-Zimmer-Wohnung zum Beispiel auch tatsächlich zwei oder drei Menschen gewohnt haben, ist es heute oftmals nur noch eine Person. „Selbst bei Häusern oder Doppelhaushälften kommt das immer häufiger vor, dass jemand auszieht und nur eine Person in dem Gebäude bleibt und auf alleine auf 170 Quadratmeter lebt“, sagt Kippes.
In vielen Städten gebe es mittlerweile über 50 Prozent Ein-Personen-Haushalte. Das hat zur Folge, dass noch weniger Wohnungen zur Verfügung stehen – die Nachfrage und damit die Preise allerdings steigen. Ein anderes Problem sei, dass manchmal Wohnungen auf Portalen als Ferienunterkunft oder nur für kurze Zeit angeboten werden. Die restliche Zeit stehen sie leer. „Im Endeffekt sind es um die fünf oder sechs Faktoren, die für die immer höheren Mieten verantwortlich sind“, sagt Kippes.
Bei den Vermietern sehe der Immobilienexperte hingegen weniger die Schuld – auch wenn immer mal wieder Wohnungen für Mondpreise auf dem Markt landen. „Für die Vermieter sind die Kosten in den vergangenen Jahren ebenfalls gestiegen“, hebt Kippes hervor. Zudem Rosenheim aufgrund seiner Lage zwischen Natur und der Nähe zu München sowie der ruhigen Wohngegenden eine „sehr wohnliche Stadt“ ist und das die höheren Preise erst möglich mache. Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen von „ImmoScout24“. Der bayerische Durchschnitt liegt fast drei Euro unter dem durchschnittlichen Mietpreis in Rosenheim. Damit gehört Rosenheim nach München zu den teuersten Gegenden im ganzen Freistaat. Bei den Angeboten auf der Internetseite steigen die verlangten Mieten schon mal auf fast 17 Euro pro Quadratmeter. Allerdings gibt es in der Stadt zum Teil erhebliche Unterschiede.
Am teuersten sind die Wohnungsmieten dem Immobilienportal zufolge in der Innenstadt – und zwar in dem Bereich zwischen der Rathaus- und Prinzregentenstraße, der Schönfeldstraße und der Innstraße. Dort kostet der Quadratmeter im Durchschnitt 13,29 Euro. Ein Beispiel: Wer in der Innenstadt eine 80 Quadratmeter große Wohnung mieten möchte, muss im Durchschnitt rund 1060 Euro im Monat für die Kaltmiete zahlen.
Auf Platz zwei liegt der östliche Teil der Stadt. Im Bereich um den Mangfallpark und weiter über die Weinlände werden 13,09 Euro fällig. Im nördlichen Teil – von der Stadtmitte bis hoch zur Hochschule und der Ebersberger Straße – sind es durchschnittlich 13,06 Euro. Diese beiden Stadtteile seien besonders beliebt bei den Mietern, ist beim Immobilienportal zu erfahren. Preislich folgen dann Fürstätt (12,91 Euro), Westerndorf St. Peter (12,86 Euro), Happing (12,83 Euro) und der südliche Stadtteil entlang der Äußeren Münchener Straße (12,81 Euro).
Teurer Nordosten
und ein „günstiger“ Südwesten
Am billigsten sind die Mieten für Wohnungen im Durchschnitt in Aising mit 12,78 für den Quadratmeter und 12,59 Euro in Pang. Ähnlich ist es bei den monatlichen Kosten für ein Haus. Während es in Pang mit 13,26 wieder am günstigsten ist, braucht es im Bereich zwischen Bahnhof und dem Mangfallkanal durchschnittlich fast 14 Euro. Gefolgt von der nördlichen Innenstadt, Fürstätt und der Stadtmitte. Der Durchschnittspreis für den Quadratmeter bei Häusern zum Mieten liegt in der Stadt bei 13,62 Euro.
Für alle, denen das auf Dauer zu teuer ist und sich doch nach etwas „Eigenem“ umschauen wollen, hat Stephan Kippes noch einen kleinen Tipp: „Die Kaufpreise für Häuser im Bestand sind zuletzt leicht gesunken“, sagt der Immobilienexperte. Neubauten seien hingegen sowohl bei Häusern, Doppelhaushälften als auch Wohnungen deutlich teurer geworden.