Gewerkschaften: Tempo beim Investitionsschub

von Redaktion

Lob, Kritik und Sorgen um regionale Jobs bei der Sommerpressekonferenz

Rosenheim – Die Grundstimmung der regionalen Gewerkschaften lässt sich als „Hoffnung auf Besserung“ beschreiben. Christian de Lafuente, kommissarischer Geschäftsführer der Gewerkschaften in der Region, äußerte die Erwartung eines Investitionsschubs in der regionalen Wirtschaft, bemängelte jedoch die langsame Umsetzung. Er kritisierte zudem die Zustände im Niedriglohnsektor, wo Menschen trotz Vollzeitbeschäftigung auf staatliche Unterstützung angewiesen seien.

Jürgen Bogner, Vertreter der IG-Metall, veranschaulichte die unterschiedlichen regionalen Verhältnisse anhand von Beispielen. Während die Firma Krones händeringend Mitarbeiter suche, plane das Unternehmen Arri überraschend die Stilllegung des Betriebs in Stephanskirchen, nachdem Anfang des Jahres noch alles positiv dargestellt worden sei. Nach anfänglicher Resignation würden sich die Beschäftigten nun mit Unterstützung der IG-Metall für den Erhalt des Betriebs einsetzen. Bogner betonte die Wichtigkeit konfliktfähiger Betriebsräte, die unterschiedliche Auffassungen offensiv vertreten können.

Der Vertreter der IG-BCE begrüßte die Strompreissenkung, die seine Industriebereiche entlaste und international wettbewerbsfähiger mache. Er stellte fest, dass die Tarifbindung wieder mehr Wertschätzung erfahre und ein positiver Trend erkennbar sei, was er als Erfolg der Gewerkschaftsarbeit wertete.

Manuel Halbmeier von der Sparte Nahrung- und Genussmittel sah ebenfalls positive Tendenzen, wies aber auf Schwierigkeiten im Bereich der Arbeitszeit hin. Er beklagte den hohen Krankenstand und frühzeitige Arbeitsunfähigkeiten, die oft auf Überlastung im Schichtdienst und äußere Erschwernisse zurückzuführen seien. Ein Erfolg sei die verpflichtende Berufsunfähigkeitsversicherung, die in besonders gefährdeten Berufssituationen und Betrieben zwingend Bestandteil der Tarife sei.

Robert Metzger von Verdi, zuständig für die öffentlichen Dienste, hofft, dass die zugesagten Investitionsgelder in ausreichendem Maße in den Kommunen ankommen, da diese oft nur langsam oder unzureichend flössen und die Kommunen ohnehin durch Aufgaben von Bund und Ländern überlastet seien.

Maria Laube äußerte sich zu den geplanten Änderungen beim Ladenschlussgesetz und bezeichnete die Erweiterung der Öffnungszeiten auf bis zu 40 Sonntage jährlich als Schlag ins Gesicht eines ordentlichen Familienlebens. Sie argumentierte, dass dies vor allem Ehefrauen und Mütter, die 70 Prozent des Verkaufspersonals ausmachen, ihren Familien entziehe und negative gesellschaftliche Auswirkungen habe. Gemeinsam mit der Katholischen Arbeitgeberschaft wolle man juristisch gegen ein solches Gesetz vorgehen.

Jakob Falkenhahn unterstrich die prekäre Situation auf dem Wohnungsmarkt, die es besonders jüngeren Beschäftigten, Studenten und Auszubildenden erschwere, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Er verwies auf ein Münchner Modell, wo mit städtischer Unterstützung ein Auszubildendenwohnheim errichtet wurde, das als Vorbild für Rosenheim dienen könne.

Abschließend appellierten die Gewerkschaften, ihre Stimme bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr zu erheben und ihre Ziele deutlich zu machen.Theo Auer

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