Kita-Lage besser als im Rest Bayerns?

von Redaktion

In Bayern fehlen Tausende Erzieher, der Bedarf an Kita-Plätzen ist jedoch weiterhin hoch. Der Fachkräftemangel stellt auch die Kitas in der Region vor Probleme. Doch wie ist die Situation in den städtischen Einrichtungen? Ein Überblick.

Rosenheim – Einfach ist die Situation nicht. Das machte Sabine Hilger erst vor einem Monat im OVB-Gespräch deutlich. Damals gab die Leiterin des Amtes für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung bekannt, dass auch in der Stadt Rosenheim das Personal fehlt. Die Folge: 24 Krippen- und 50 Kindergartenplätze können nicht belegt werden.

Weitere Anreize
sind fest im Blick

Dort sind derzeit zwei Erzieherstellen, eine Kinderpflegerstelle sowie die Stelle für eine Integrationskraft für eine Integrationsgruppe unbesetzt. Sabine Hilger und ihre Kollegen arbeiten jedoch auf Hochtouren, um die Situation zu verbessern.

„Wir sind grundsätzlich zuversichtlich, dass sich in den nächsten Jahren durch verschiedene Anreize weitere Fachkräfte und interessierte Personen für einen Quereinstieg gewinnen lassen“, sagte sie im OVB-Interview. Als Beispiele nannte sie unter anderem die Fachakademie für Sozialpädagogik und die Staatliche Berufsschule für Kinderpflege in Rosenheim. Auch die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren ihr zufolge durch positive Tarifabschlüsse verbessert. So konnten bereits zahlreiche neue Kräfte gewonnen werden. Insgesamt arbeiten in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen 38 Erzieher, die eine akademische Ausbildung im Bereich der Früh- oder Sozialpädagogik abgeschlossen haben. Zusätzlich beschäftigt die Stadt Rosenheim sieben Kita-Leitungen und sechs stellvertretende Leitungen.

Angebot: Zusätzliche
Qualifikation im Job

Allen Kita-Leitungen wird eine zusätzliche Ausbildung zur qualifizierten Kita-Leitung angeboten. „Diese Qualifizierung bereitet auf Aufgaben wie Mitarbeiterführung, Organisation, strategische Planung und die Umsetzung von Qualitätsstandards in der Kita vor“, sagt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim.

Für ihre Tätigkeiten werden die Leiterinnen und ihre Stellvertreter mit einer Stundenanzahl pro Gruppe freigestellt. Neben den pädagogischen Fachkräften arbeiten in den städtischen Kitas auch 41 Kinderpfleger und sogenannte Assistenzkräfte. „Die Assistenzkräfte absolvieren im Rahmen des Quereinsteigermodells des Freistaats Bayern ihre Ausbildungen zur pädagogischen Ergänzungskraft“, erklärt Baab.

Zusätzlich gibt es zahlreiche Sonderstellen in den städtischen Kitas, darunter drei Halbpädagoginnen, eine Motopädin, die durch Bewegung und Spiel die motorische Entwicklung fördert, eine Integrationsfachkraft sowie eine Fachkraft für Sprachförderung. Weil die Stadt zudem Wert auf eine gesunde Verpflegung legt, gibt es 14 Köche. „Wir haben auch Stellen für sechs Erzieherpraktikanten und 13 Berufspraktikanten“, sagt Baab. Der Unterschied: Erzieherpraktikanten befinden sich am Anfang ihrer Ausbildung und lernen den Beruf kennen. Berufspraktikanten sind am Ende der Ausbildung und stehen kurz vor dem staatlichen Abschluss als Erzieher. Derzeit arbeiten in den städtischen Kitas fünf Erzieherpraktikanten und zwölf Berufspraktikanten.

Die Personalbesetzung in den einzelnen Kindertageseinrichtungen, die sich in städtischer Trägerschaft befinden, wurden vom Stadtrat beschlossen. Der Stellenplan sieht unter anderem vor, dass für eine Kindergartengruppe mit 25 Kindern eine Vollzeit-Erzieherin, eine Vollzeit-Ergänzungskraft und eine Hilfskraft im Einsatz sein müssen. Für eine Krippengruppe mit zwölf Kindern sind eine Vollzeit-Erzieherstelle, eine Vollzeit-Ergänzungskraftstelle, eine halbe Ergänzungskraftstelle sowie eine Hilfskraft vorgesehen.  

Eine Fachkraft auf 7,3
Kinder – rechnerisch

„Vollzeit bedeutet 39 Wochenstunden“, sagt Christian Baab. Er weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der durchschnittliche Anstellungsschlüssel – auch Betreuungsschlüssel genannt – bei 7,3 liegt. Dieser Schlüssel gibt an, wie viele pädagogische Fachkräfte für wie viele Kinder einer Einrichtung angestellt sind. Heißt: Eine pädagogische Fachkraft kommt rechnerisch etwa auf 7,3 Kinder. „Das ist ein sehr guter Anstellungsschlüssel und ein sehr gutes Personal-Kind-Verhältnis“, sagt der städtische Pressesprecher.

Zum Vergleich: Das bayerische Sozialministerium in München gibt in seinen Zahlen an, dass der durchschnittliche Anstellungsschlüssel im Freistaat im Jahr 2020 bei 9,24 lag.

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