Rosenheim – Einen Kilometer laufen, dann ab ans Ski-Ergometer. Wieder einen Kilometer laufen, jetzt einen mit Gewichten beladenen Schlitten schieben. Wieder ein Kilometer zu Fuß, anschließend die nächste Station. Ganze acht Mal geht das so, bis Patrick Hollmann bei einem Hyrox-Wettkampf im Ziel ankommt. „Auf einer Skala von eins bis zehn ist es so anstrengend wie eine Elf“, sagt er und lacht. Trotzdem ist Hollmann überzeugt: „Es ist für jedermann möglich.“
Mischung aus Laufen
und Krafttraining
Die Trend-Sportart gibt es ihm zufolge seit 2017. „In den vergangenen Jahren ist Hyrox aber extrem groß geworden“, erzählt Hollmann. Er ist Leiter des Geschäftsbereiches Süd bei der all inclusive Fitness Holding GmbH, die auch im Rosenheimer Aicherpark ein Fitnessstudio betreibt. „Hyrox ist ein Fitness-Wettkampfformat, eine Mischung aus Laufen und Krafttraining“, beschreibt Hollmann. Mittlerweile sei die Sportart auf der ganzen Welt bekannt.
Überall läuft es gleich. „Man startet mit einem Kilometer Laufen, danach kommt die erste von acht Übungen, danach wieder ein Kilometer Laufen, gefolgt von der zweiten Übung, bis man insgesamt acht Kilometer gelaufen ist und acht verschiedene Übungen gemacht hat“, erklärt Hollmann.
Die Stationen sind unter anderem das Ski-Ergometer, ein Schlitten, der mit Gewichten beladen ist und über 50 Meter geschoben und bei einer weiteren Station gezogen werden muss. Oder sogenannte „Burpees“, bei denen man sich vom Liegestütz in die Hocke begibt und einen Strecksprung macht. Auch ein Ruder-Ergometer gehört dazu.
„Das Besondere am Hyrox ist, dass es jeder machen kann“, betont Hollmann. Das wird ihm immer wieder bewusst, wenn er auf die Trainingsfläche blickt. „Beim Training in den ‚all inclusive‘-Fitnessclubs sehen wir jedes Geschlecht, jede Altersgruppe“, so Hollmann.
Das Studio im Aicherpark ist offizieller Partner von Hyrox und mit allen Geräten ausgestattet, die es für das Training braucht. Insgesamt 105 solcher speziell auf Hyrox ausgelegten Studios gibt es in ganz Deutschland, wie Sara Bielmeier von „all inclusive“ erklärt. Auch sie schätzt das Gemeinschaftsgefühl bei der noch recht jungen Sportart.
„Man muss gar nicht auf den Wettkampf warten, um das zu erleben“, betont sie. Schon beim Training fühle man sich immer verbunden, motiviere sich gegenseitig. Bielmeier erzählt, dass deshalb viele auch einfach nur am Training teilnehmen. „Das sind Menschen, die gar keine Wettkampftypen sind, die Übungen aber nutzen wollen, um sich fit zu halten“, betont sie. Beim Hyrox tritt nicht unbedingt jeder Teilnehmer einzeln an, stattdessen gibt es verschiedene Formate, wie Patrick Hollmann erzählt. Man könne es zu zweit oder sogar in der Staffel mit bis zu vier Personen absolvieren. „Zum Einstieg empfiehlt es sich tatsächlich, einen Wettkampf erst einmal mit einer zusätzlichen Person zu machen. Dabei ist die Belastung deutlich geringer.“ Denn die Stationen können dann untereinander aufgeteilt werden.
Immer gleich bleibt allerdings der Ablauf des Wettkampfs, der meist in großen Hallen stattfindet, wie Hollmann erklärt. Er hat schon zwei Wettkämpfe hinter sich und will im Herbst den nächsten antreten. „Bei einem Wettbewerb vor Ort gibt es einen Bereich zum Aufwärmen, in dem du explizit an den Übungen arbeiten kannst“, erklärt er. Jeder bekommt eine Startnummer. „Wenn du an den Start gehst, gibt es einen Countdown in einem Tunnel und dann geht es auch schon los.“ Besonders motivierend seien dabei die lauten Rufe der Zuschauer, die oft sehr dicht an der Strecke stehen.
„Die Besten in der Pro Division (Kategorie für Profis, Anm. d. Red.) machen ihre Runde in etwas mehr als 50 Minuten“, erzählt Hollmann. Der Wettkampf ist in unterschiedliche Leistungs- und Altersklassen eingeteilt. „Im Durchschnitt brauchen die meisten aber ungefähr eine Stunde und 45 Minuten. Es machen eben auch sehr viele Amateursportler mit“, erklärt er. Bei ihnen dauert es oft ein wenig länger als bei den Profis.
Deshalb sei auch die Anstrengung unterschiedlich groß. „Wenn du hundert Prozent gibst, ist es brutal“, betont Hollmann. Mache man sich aber keinen Druck, sei es nach entsprechendem Training für jeden gut machbar. „Die Community drumherum treibt einen aber auch gerne mal über seine eigentlichen Grenzen hinaus“, sagt Hollmann und lächelt. Das weiß er aus Erfahrung. Klassische Gewinner und Verlierer gibt es ihm zufolge bei den Wettkämpfen nicht. „Es gehen alle als Gewinner raus“, betont er. Schließlich habe man in erster Linie etwas geschafft, womit man vielleicht vorher nicht unbedingt rechnet.
Hollmann gefällt beim Hyrox vor allem die ganzheitliche Belastung für den Körper. „Das Hyrox Training tut dir einfach gut, weil du den ganzen Körper trainierst, die Ausdauer, Kraft und Koordination.“ Auch Sara Bielmeier fügt hinzu: „Allein das Training ist sehr gesund. Es ist eine super Mischung aus Herzkreislauf- und Krafttraining.“ Möglicherweise ist das ein Grund dafür, dass sich Hyrox auch in Rosenheim immer größerer Beliebtheit erfreut. „Das all inclusive Fitnessstudio im Aicherpark gibt es seit ungefähr einem Jahr“, sagt Patrick Hollmann. Am Anfang hätten immer nur drei oder vier Menschen dort trainiert, mittlerweile gebe es eine ganze Community.
Interesse wird
immer größer
Dass das große Interesse nur einem aktuellen Hype geschuldet ist, glaubt Hollmann nicht. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Hyrox noch lange bestehen bleibt“, betont er. Die Sportart habe sich durch die internationalen und standardisierten Wettkämpfe schon gut etabliert und das Interesse werde immer größer.
Für Unentschlossene, die Hyrox gerne einmal ausprobieren würden, aber nicht wissen, wie, hat er einen Tipp. „Einfach anfangen, nicht so viele Gedanken machen“, betont der Sportler. Empfehlenswert sei zuerst einmal Ausdauertraining in Form von viel Gehen oder locker Laufen.
„Wenn man merkt, dass es Spaß macht, macht es natürlich auch Sinn, ins Studio zu kommen und spezifisch zu trainieren.“ Und dort die ersten Übungen am Ski-Ergometer oder mit dem Gewichtsschlitten zu absolvieren.