Gericht verurteiltfünf Starbulls-Ultras

von Redaktion

Gewalt-Exzess bei Eishockey-Derby

Rosenheim/Grafing – Es ist der 25. November 2022. In der Grafinger „Wildbräu Arena“ musste sich der EHC Klostersee in einem erbitterten Oberliga-Derby gerade seinem Erzkonkurrenten, den Starbulls Rosenheim, geschlagen geben. Entsprechend aufgeheizt ist die Stimmung, als sich die rivalisierenden Fanmassen gegen 22.30 Uhr durch die Stadiontore schieben. Es wird gepöbelt und geschubst – getreten und geschlagen.

Diverse Straftaten sogenannter „Fans“

Die Nachwehen dieses heißblütigen Hochrisikospiels finden ihr Ende jetzt – knapp drei Jahre später – vor dem Ebersberger Amtsgericht. Fünf Männer, allesamt Anhänger der Starbulls-Fangruppierung „Szene Rosenheim“, müssen sich hier wegen diverser Straftaten verantworten, unter anderem wegen Beleidigung, Körperverletzung und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte.

Beleidigungen und tätliche Angriffe

Wie die Staatsanwältin ausführt, sollen die Starbulls-Ultras, mittlerweile zwischen 21 und 40 Jahre alt, nach dem Derby auf eine Polizeieinheit losgegangen sein, die beide Fanlager trennen sollte. Neben wüsten Beleidigungen, wie „Bastard“ und „Drecksau“, sei es gegenüber den Beamten des eigens eingesetzten Unterstützungskommandos (USK) auch zu Tritten und Schlägen gekommen. Vor Gericht zeigen sich die Angeklagten, die bis auf einen alle mit Verteidiger angerückt sind, grundsätzlich geständig.

21-jähriger Ostermünchner bereut Vorfall

„Er bedauert, dass er sich in diesen Pulk begeben hat“, erklärt etwa der Anwalt eines 21-jährigen Ostermünchners. „Ich habe die Nerven verloren. Es tut mir leid“, zeigt sich ein Parkettleger (40) reuig. Die Fußtritte ihres Mandanten, eines 33-jährigen Konstruktionstechnikers, entschuldigt eine weitere Anwältin mit dessen „deutlicher Alkoholisierung“. Über eine Handvoll Bier habe der Rosenheimer damals intus gehabt.

Verteidiger kritisieren Schlagstock-Einsatz

Und dennoch: Übereinstimmend sieht das neunköpfige Angeklagten-Verteidiger-Gespann in einer „unverhältnismäßigen Polizeiaktion“ die Ursache für den damals so krass eskalierenden Tumult. „Die Beamten haben ohne Grund mit Schlagstöcken in die Menge geprügelt“, erklärt ein 28-jähriger Angeklagter. Sein Sitznachbar ergänzt: „Die Polizei hat stark provoziert. Wir waren überhaupt nicht auf Streit aus, bis sie einen unserer Fans einfach so niedergeschlagen haben.“

Videoaufnahmen der Polizei-Maßnahmen

Dass es vor dem Stadion zu Schlagstock-Einsätzen kam, bestätigt kurz darauf ein als Zeuge geladener Polizist. „Wir wollten damit einen Mindestabstand wahren, nachdem unsere Anweisungen nicht befolgt wurden“, erklärt er. Zweimal habe er „recht aggressive“ Fans mit dem Teleskopstock „auf Abstand gehalten“. Von diesen Maßnahmen zeugt eine Aufnahme, die vom mobilen Video-Turm der Polizei stammt. Zu sehen sind nicht nur die körperlichen und verbalen Ausschweifungen der fünf Angeklagten, sondern die teils auch rabiateren Einsätze mancher Polizisten. „Das Material zeigt, dass die Beamten ohne jegliche Rechtsgrundlage handeln“, kritisiert ein Verteidiger. Zumal die polizeilichen Schlagstockaktionen in den späteren Einsatzberichten nicht einmal auftauchen.

Verteidigung fordert Freispruch –vergeblich

Entsprechend forderte die Verteidigung Freisprüche. Der Argumentation folgte das Gericht angesichts der Videobeweise nicht. Es verurteilte vier Krawallmacher zu Geldstrafen zwischen 2000 und 5850 Euro. Der Ostermünchner, zur Tat 19 Jahre alt, erhielt nach Jugendstrafrecht eine Strafe von 800 Euro. Anna Liebelt

Artikel 5 von 11