„ATWS“ erklärt

Mehr Krach für mehr Sicherheit

von Redaktion

Bauarbeiten rund um die Uhr: Das wird es in den kommenden Tagen am Rosenheimer Bahnhof geben. Für Anwohner bedeutet das vor allem eins – Lärm. Und der kommt in diesem Fall nicht nur von den Baumaschinen. Die Anwohner sind bereit gewarnt.

Rosenheim – Heißt es schon bald „Schlaflos in Rosenheim“? Nein, in der Stadt wird keine Fortsetzung des Films „Schlaflos in Seattle“ gedreht. Vielmehr könnten einige Bürger in den kommenden Wochen um ihren Schlaf gebracht werden. Nämlich dann, wenn am Bahnhof die großen Bauarbeiten beginnen. Davor wurden die Anwohner nun gewarnt.

Eine OVB-Leserin, die über einen Kilometer entfernt vom Bahnhof lebt, fand kürzlich in ihrem Briefkasten einen Flyer der DB Infra Go. Darin wird auf die Bauarbeiten an Gleis 2 vom 1. August bis zum 11. August hingewiesen. Weiter heißt es: „Durch diese Arbeiten kann es unter Umständen zu Lärmemissionen kommen, die auch Sie betreffen können.“ Man sei bemüht, diese auf ein Minimum zu beschränken.

Was auf die Rosenheimer zukommt, ist nicht nur üblicher Baulärm. „Da wir uns im Bahnhof und nicht auf der komplett gesperrten freien Strecke befinden, ist es notwendig, dass entsprechende Sicherheitsvorkehrungen für die Baustelle getroffen werden“, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf OVB-Anfrage. „So wird eine automatische Warnanlage zum Einsatz kommen, die die Arbeiter vor Ort vor anfahrenden Zügen warnt.“ Aus diesem Grund müssten Anwohner mit mehr Lärm rechnen.

Der Zusatz-Lärm während der Bauarbeiten hat also einen guten Grund: Er dient der Sicherheit der Mitarbeiter, die sich auf den Gleisen befinden. Auf ihrer Website klärt die Deutsche Bahn zudem über ihr „Automatisches Warnsystem (ATWS)“ auf. „Diese Warnanlagen sind bis zu 800 Meter lang und haben alle 30 Meter ein Signalhorn, welches das akustische Warnsignal abgibt“, erklärt die Bahn. Dieses Signal müsse lauter als die Geräusche der Baumaschinen sein, damit es während der Arbeiten für alle Beschäftigten gut hörbar sei.

Lärmschutzrichtwerte werden beim ATWS nicht eingehalten

Der Signalton werde in regelmäßigen Abständen automatisch an den Umgebungslärmpegel angepasst. Dennoch: „Die Immissionsrichtwerte der ‚Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm‘ (AVV Baulärm) werden dabei nicht zu jeder Zeit eingehalten“, erklärt die DB. Sie dürften beim genehmigten, notwendigen Einsatz des ATWS temporär überschritten werden, da die Baumaßnahme im öffentlichen Interesse erforderlich sei und die Bauarbeiten ohne die Überschreitung der Immissionsrichtwerte nicht oder nicht rechtzeitig durchgeführt werden könnten. Eine Warnung der Bauarbeiter etwa über Kopfhörer ist bei der Arbeit mit Baumaschinen nicht erlaubt, kommt also an der Rosenheimer Baustelle nicht in Frage.

Klar ist: Da müssen die Rosenheimer jetzt durch. Denn die Bauarbeiten sind wichtig, um den Bahnverkehr aufrechtzuerhalten. Zwischen Rosenheim und Salzburg werden im Zuge des großen Bau-Projekts über 3800 Schwellen ausgetauscht und die Schienen auf rund acht Kilometern erneuert. Zwischen Rosenheim und Kufstein finden aufwendige Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik statt, und in den Bahnhöfen Brannenburg, Raubling und Fischbach entstehen neue Ausfahrsignale. Damit können Züge flexibler ein- und ausfahren. All das soll dazu beitragen, den Zugverkehr zu stabilisieren.

„Die Infrastruktur dort ist stark beansprucht und anfällig für Störungen. Dies verursacht viele Verspätungen“, heißt es dazu vonseiten der Deutschen Bahn. Zudem werden im kommenden Jahr während der Generalsanierung der Strecke Nürn- berg-Regensburg-Passau Züge über die Verbindungen München-Rosenheim-Salzburg beziehungsweise Kufstein umgeleitet. „Die aktuell in Teilen überalterte Infrastruktur würde dies nicht zuverlässig bewerkstelligen können.“ Heißt aber jetzt, dass Fahrgäste auf den betroffenen Strecken teils mit Verspätungen, Zugausfällen und Schienenersatzverkehr rechnen müssen.

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