Rosenheim – Schön langsam kommt sie auf, die Herbstfest-Stimmung. Doch mit der fünften Jahreszeit steht man eben auch immer vor einem Problem: Wie soll man nach dem Feiern heimkommen, wenn keine Busse fahren. Diese Frage stellen sich auch Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen, und ihre Kollegin Anna Rutz. Und zwar in einem Video auf Instagram.
Zu sehen sind die beiden am Busbahnhof – auf der verzweifelten Suche nach einem Bus, der auch in der Nacht fährt. Statt auf eine Lösung zu warten, sind die beiden selbst aktiv geworden. In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März fordern sie die Verwaltung auf, für die Zeit des Rosenheimer Herbstfestes einen erweiterten Fahrplan auszuarbeiten.
Busse sollen im
Stundentakt fahren
Die Grünen schlagen vor, dass der Nachtverkehr von Montag bis Mittwoch bis 23.30 Uhr fahren soll, am Donnerstag im Stundentakt bis 2 Uhr. Für Freitag und Samstag wäre der Wunsch der Grünen, dass die Busse im Stundentakt bis 4 Uhr fahren, am Sonntag von 12 bis 23.30. Darüber hinaus soll überprüft werden, ob für den sogenannten „Promille-Express“ ein reduzierter Fahrpreis von 1,50 Euro angeboten werden kann.
„Während der Zeit des Rosenheimer Herbstfestes besteht eine erhöhte Nachfrage nach dem Busverkehr, insbesondere zu den Abendstunden und am Wochenende“, sagt Sonja Gintenreiter. Noch gut erinnert sie sich an die vergangenen beiden Jahre, in denen vor allem der Wegfall der Sonntags- und Nachtverkehrslinien nach Mitternacht von breiten Teilen der Bevölkerung kritisiert worden sei.
Stadt präsentiert
eine neue Lösung
Doch genau das soll sich jetzt ändern. Nachdem der Antrag vom Haupt- und Finanzausschuss in den Aufsichtsrat der Verkehrs-KG geschoben wurde, präsentierte die Stadt Rosenheim nun eine Lösung. So sollen während des Rosenheimer Herbstfests mehr Nachtbusse fahren. Zudem kehrt der „Promille-Express“ zurück, der in den vergangenen Jahren wegen hoher Kosten eingestampft wurde.
„Während der Wiesn verlängern wir den Busbetrieb von Montag bis Mittwoch bis Mitternacht. Und an den Wochenenden fahren die Busse teilweise bis 4 Uhr morgens“, sagt Oberbürgermeister Andreas März. Zudem pendele heuer zwischen dem Bahnhof, der Stadtmitte und der Wiesn der Promille-Express. „Sein Fahrplan wurde auf die Zugzeiten abgestimmt, und zu den Stoßzeiten wird es zusätzliche Fahrten geben“, fügt März hinzu.
Der Promille-Express pendelt stündlich zwischen 18 und 24 Uhr zwischen dem Herbstfest und dem Bahnhof. Auch das Wiesn-Bockerl fährt täglich von 11.30 und 18.30 Uhr von der Wiesn über den Max-Josefs-Platz zum Bahnhof. Fürs Bockerl wurden die Fahrzeiten ebenfalls an die Zugabfahrten angepasst. So teilt es die Stadt Rosenheim in einer Pressemitteilung mit.
„Wir freuen uns sehr, dass es, nach den Verwirrungen in den letzten beiden Jahren, heuer wieder einen Promille-Express zum Rosenheimer Herbstfest geben wird – und dass der Oberbürgermeister und die anderen Stadtratsfraktionen unserem Antrag gefolgt sind“, sagt Sonja Gintenreiter auf OVB-Anfrage. Sie ist davon überzeugt, dass dieses Angebot ohne den Antrag ihrer Fraktion nicht auf den Weg gebracht worden wäre. „Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Initiative nun Wirkung zeigt und die Leute sicher mit dem Bus zur Wiesn kommen können“, fährt sie fort.
Positiv bewerte sie vor allem die Tatsache, dass die Wiesn wieder direkt an den Busverkehr angebunden ist und es insgesamt verlängerte Fahrzeiten gibt – zum Teil sogar bis 3.30 Uhr morgens. Luft nach oben gibt es aber trotzdem. „Wir hätten uns auch gewünscht, dass alle Stadtteile am Wochenende bis in die frühen Morgenstunden angebunden werden, wie wir es in unserem Antrag vorgeschlagen haben“, sagt Gintenreiter. Ein großer Wermutstropfen jedoch bleibt. Denn Sonntag fährt auch zur Herbstfest-Zeit vorerst kein Bus.
Das moniert auch Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Es ist schade, dass der Promille-Express über die Jahre sukzessive ausgedünnt wurde. Die Stadt hat den Busverkehr gekauft, um das Angebot zu verbessern. Beim Promille-Express gelingt das offenbar nicht“, sagt er auf OVB-Anfrage. Er hätte sich gewünscht, dass es eine höhere Taktung, ein Angebot an Sonntagen sowie längere Fahrzeiten unter der Woche gibt. „Auf einigen Routen, zum Beispiel Happing, Oberwöhr oder Fürstätt, fährt der Promille-Express auch an Wochenenden nur bis maximal 0.30 Uhr“, kritisiert er.
Er verspricht deshalb, sich dafür einzusetzen, dass der Promille-Express im kommenden Jahr auch an Sonntagen fährt und das Angebot insgesamt breiter wird. Deutlich euphorischer äußert sich die CSU. „Wir begrüßen die Wiedereinführung des Promille-Expresses durch die Rosenheimer Verkehrsgesellschaft sehr“, sagt Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Bergmüller auf OVB-Anfrage.
Rosenheimer hätten nunmehr wieder die Möglichkeit, nach einem Wiesnbesuch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln „sicher und zuverlässig auch zu später Stunde nach Hause zu gelangen“. Die Angebotszeiten, die zum Teil bis in die frühen Morgenstunden reichen, seien seiner Meinung nach ausreichend. „Wer noch später die Heimfahrt antreten will, kann auch die anderen öffentlichen Verkehrsmittel, die Taxis, benutzen“, fügt er hinzu.
Ähnlich äußert sich Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD: „Der Promille-Express ist ein wichtiges Angebot für Bürger, um sie nach dem Wiesn-Besuch sicher nach Hause zu befördern“, sagt er auf OVB-Anfrage. Sonntags braucht es seiner Meinung nach keinen Busverkehr, da sich die Anzahl der Besucher auf dem Herbstfest in Grenzen halten dürfte. „Zudem brauchen die Busfahrer auch mal Ruhe“, fügt Kohlberger hinzu.
Lob für die Ausweitung des Busverkehrs zur Wiesn gibt es von Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP. „Wir begrüßen das erweiterte Angebot für den Stadtbus“, sagt er auf OVB-Anfrage. Das Angebot orientiere sich an den Bedarfen und dem, was personell möglich ist. Trotzdem merkt auch Multrus an, dass eine Ausdehnung am Wochenende und vor allem auf Sonntag „natürlich wünschenswert“ wäre.
Hierfür sollten die Voraussetzungen geschaffen werden. „Nur ein attraktives Angebot kann die Akzeptanz des ÖPNV fördern“, sagt der Fraktionsvorsitzende.