Italien-Flair und bayerisches Handwerk

von Redaktion

Eigentlich ist Giuseppe Tedesco vor allem für sein italienisches Essen bekannt. Doch jetzt empfängt er in der „Peppe’s Bar Alimentari“ die Familienbäckerei Schiedermeier. Gemeinsam soll so in Kolbermoor ein bayerisch-italienisches Gefühl vermittelt werden. Ihr Konzept orientiert sich an Städten wie Paris und Berlin.

Kolbermoor/Rosenheim – In „Peppe’s Bar Alimentari“ in der Alten Spinnerei in Kolbermoor läuft italienische Musik. In den Regalen stehen italienische Spezialitäten wie Pasta und Olivenöl. Doch seit Neuestem riecht es auch nach Backwaren aus Bayern – wie Brezen. Mitten in der Tagesbar wurde eine Theke der Familienbäckerei Schiedermeier aufgestellt. Doch sie ist mehr als nur ein weiteres Verkaufsregal. Sie ist das Ergebnis einer engen Freundschaft und einer gemeinsamen Vision: regionale Lebensmittelkultur neu denken.

Ein Bäcker, ein
Gastronom und ein
Eishockeyspieler

„Die Idee entstand eigentlich ganz beiläufig beim Abendessen“, erinnert sich Giuseppe Tedesco. Der Gastronom ist gemeinsam mit dem ehemaligen Rosenheimer Eishockey-Profi Manuel Strodel Geschäftsführer der Tagesbar. „Max meinte damals: ‚Du hast so einen schönen Laden – warum machen wir nicht was gemeinsam?‘“ Gemeint ist damit sein langjähriger Freund Max Schiedermeier. Er ist Teil der regionalen Familienbäckerei Schiedermeier und kümmert sich ums Marketing – und das durchaus erfolgreich: Der Instagram-Account der Bäckerei hat über 66000 Follower. Nicht nur in den Sozialen Medien geht die Bäckerei mit der Zeit, auch das Konzept hinter der neuen Theke in Peppe’s Tagesbar ist modern. „Wir wollten keinen klassischen Bäckerei-Ableger schaffen, sondern etwas Neues wagen“, erklärt Schiedermeier. Zum einen sind die Backwaren größtenteils aus Roggen oder Dinkel. Auch Natursauerteig kommt zum Einsatz, was laut Schiedermeier bekömmlicher ist.

Außerdem ist es neu, dass im täglichen Angebot nur drei bis vier Brotsorten sind. Auch die Gebäckauswahl ist klein gehalten. Auf Klassiker wie die Schiedermeier-Breze müssen die Kunden aber nicht verzichten. „Wir haben bewusst ein kleines, wechselndes Sortiment gewählt“, sagt Schiedermeier. „Wenn etwas aus ist, dann ist es eben aus – so vermeiden wir, dass am Ende des Tages Backwaren weggeschmissen werden.“ Dieses Konzept ist laut Schiedermeier in großen Städten wie Berlin und Paris schon längst üblich. „In unserer Region ist dieses Konzept noch Neuland“, sagt er.

Auch das Erscheinungsbild der Theke ist Teil des Konzepts. Die Backwaren liegen auf einer Natursteinplatte – keine Regalböden. Der Stein passt laut Schiedermeier zu den Produkten: alles natürlich. Tedesco, der seit fast 19 Jahren in der alten Spinnerei Kolbermoor verwurzelt ist, plante die Umsetzung gemeinsam mit Schiedermeier über drei Monate hinweg. So soll nun das Brot im Mittelpunkt stehen, nicht die Theke oder das Regal. Dieses Design orientiert sich laut Schiedermeier an Modeboutiquen: wenig Produkte, aber gezielt platziert. „Das Auge isst mit“, sagt er.

Wer sich fragt, warum bayerische Backwaren in eine italienische Bar passen, bekommt von Tedesco eine einfache Antwort: „In Italien gehört das Brot zur alimentari, also zum Lebensmittelgeschäft, ganz selbstverständlich dazu. Und das hier ist ‚Peppe’s Bar Alimentari‘.“ Trotzdem wird Peppe’s keine typische Bäckereifiliale. Die Öffnungszeiten wurden jedoch leicht angepasst: Die Bar Alimentari öffnet jetzt eine Stunde früher, um 8.30 Uhr.

Die persönliche Beziehung von Tedesco, Strodel und Schiedermeier kommt auch am Eröffnungstag zum Ausdruck. Die Familien engagieren sich mit: Tedescos Frau Tamara half an der Theke, auch die Frau von Geschäftspartner Strodel, Franzi, war mit Nachwuchs dabei. „Das ist für uns nicht nur Geschäft“, sagt Tedesco, „sondern auch eine Herzensangelegenheit.“

Schiedermeier sieht die neue Präsenz in Kolbermoor als Chance – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch als kulturelles Statement. „Wir wollen die Bäckerbranche neu gestalten“, sagt er. „Weg von der Masse, hin zu mehr Bewusstsein.“ Er setzt auf Qualität statt Quantität.

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