Rosenheim – Die Entscheidung fiel hinter verschlossenen Türen: Am vergangenen Mittwoch einigten sich die Stadträte im nichtöffentlichen Teil der Sitzung darauf, ein Grundstück zu kaufen, auf dem künftig das Feuerwehrhaus der Feuerwehr Happing entstehen soll. „Das ist ein entscheidender Meilenstein, um die Einsatzbereitschaft und Zukunftsfähigkeit der Happinger Wehr langfristig zu sichern“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von CSU und SPD.
Seit 25 Jahren
auf der Suche
Nach einer jahrzehntelangen Suche scheint also endlich eine Lösung gefunden worden zu sein. Seit mehr als 25 Jahren ist die Rede davon, dass in Happing ein neues Feuerwehrhaus gebaut werden soll. Gründe dafür gibt es einige: Da wäre zum einen das Platzproblem, aber auch die fehlenden Parkmöglichkeiten und die knapp bemessene Übungsfläche.
Zudem gibt es in dem Gebäude direkt neben der Kirche lediglich einen größeren Raum. Den nutzt der Kommandant nicht nur als Büro, er dient auch als Aufenthalts- und Schulungsfläche. Kritik gibt es außerdem an der Aufstellung der geparkten Einsatzfahrzeuge, die – anders als üblich – nicht nebeneinander, sondern hintereinanderstehen.
Aktuelles Gebäude
aus dem Jahr 1949
„Das Feuerwehrhaus ist Baujahr 1949“, ergänzt Marco Höllmüller, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Happing. Das Haus sei nie als Feuerwehrhaus konzipiert worden und diente viele Jahre als Gemeindehaus. Weil jedoch die Alternativen fehlten, blieb die Happinger Feuerwehr in dem Gebäude an der Inntalstraße.
„Mittlerweile platzen wir aber aus allen Nähten“, sagt Höllmüller. Auch, weil die Mitgliederzahlen so hoch sind wie noch nie. „Wir haben eine ausgezeichnete Jugendarbeit, aber unser momentanes Gebäude bietet ihnen wenig Anreiz“, sagt der Kommandant. Möglichkeiten, das Gebäude zu erweitern oder auszubauen, gibt es nicht. Denn in dem Haus befindet sich auch die Aussegnungshalle der Kirche. „Der Platz ist also sehr beschränkt“, sagt Höllmüller.
Umso größer war die Freude bei ihm und seinen Kollegen, als er von dem Grundstück erfuhr, auf dem ein Neubau realisiert werden soll. „So richtig glauben wir es aber erst, wenn wir drin sind“, sagt er. Denn in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Vorstöße und Pläne – die allesamt über den Haufen geworfen wurden.
Ein Beispiel: 2019 sprachen sich die Stadträte mit großer Mehrheit dafür aus, die Planungen für einen Standort an der Happinger Straße voranzutreiben. Gespräche wurden geführt, ein Flächennutzungsplan erstellt und ein Vorentwurf zum Bebauungsplan für die Beteiligung der Öffentlichkeit freigegeben.
Kopfschütteln über
„falsche Hoffnungen“
Sechs Jahre später wurde das Verfahren eingestellt. Die Gründe dafür sorgten zumindest bei dem ein oder anderen Stadtrat für Kopfschütteln. Sie warfen der Verwaltung vor, von Anfang an gewusst zu haben, dass man auf der Fläche an der Happinger Straße überhaupt nicht hätte bauen dürfen. Trotzdem habe man „falsche Hoffnungen“ geweckt.
Um diesen Vorwurf zu verstehen, benötigt man den Landesentwicklungs- und Raumordnungsplan. Letzterer schreibt vor, wie Flächen in Rosenheim sinnvoll genutzt und entwickelt werden sollen – zum Beispiel für Wohnen, Natur oder Landwirtschaft. Er schreibt auch vor, was wo passieren darf und was geschützt werden soll. Also auch, wo neue Wohnungen gebaut werden dürfen und wo die Natur erhalten bleiben muss.
Nun reicht ein Blick auf den Raumordnungsplan aus, um festzustellen, dass das Gelände an der Happinger Straße als ökologische Fläche ausgewiesen ist. Heißt: Bauen ist dort in der Regel nicht erlaubt, und der Schutz der Natur steht im Vordergrund.
Bleibt die Frage, wieso die Stadt mit diesem Wissen die Fläche trotzdem für den Neubau eines Feuerwehrhauses in Erwägung gezogen hat. „Ein solches Verfahren dient der Rechtssicherheit“, sagte Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, auf OVB-Anfrage. Er erinnert daran, dass der Rosenheimer Stadtrat mit jeweils großer Mehrheit (32:3) sowohl die Änderung des Flächennutzungsplans als auch den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan beschlossen und damit der Stadtverwaltung den Auftrag erteilt hatte, die weiteren Schritte einzuleiten.
Die Planungen für einen Neubau an der Happinger Straße sind jedenfalls wieder vom Tisch. Stattdessen ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Grundstück, das nur rund 100 Meter Luftlinie vom derzeitigen Standort entfernt sein soll. „Mit dem Grundstückskauf schaffen wir nun die Grundlage, um zügig in die konkrete Planung einzusteigen“, äußert sich Dr. Wolfgang Bergmüller, Fraktionsvorsitzende der CSU, in einer Pressemitteilung.
Ehrenamtliche Strukturen stärken
Das unterstreicht auch Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Dass wir nun endlich ein Grundstück gefunden haben, ist ein großer Erfolg für unsere Stadt und vor allem für die engagierten Ehrenamtlichen der Feuerwehr Happing“, freut sich Erdogan über die Entscheidung. Es sei schon seit langer Zeit ein zentrales Anliegen, die ehrenamtlichen Strukturen in Rosenheim zu stärken. „Die Feuerwehr Happing leistet seit Jahrzehnten hervorragende Arbeit – jetzt ist es an der Zeit, ihr auch die baulichen Voraussetzungen dafür zu geben“, fügt Erdogan hinzu.
Verantwortlich für 15000 Einwohner
„Die Nachricht ist bei meiner Mannschaft gut angekommen“, sagt Marco Höllmüller. Im gleichen Zusammenhang weist er noch einmal darauf hin, wie wichtig die Feuerwehr Happing für Rosenheim ist.
„In unserem Einsatzgebiet, das vom Ziegelberg bis an die Mangfallbrücke reicht, versorgen wir zwischen 10000 und 15000 Einwohner“, sagt er und fügt hinzu: „Damit ist unsere Feuerwehr an Einsätzen sehr gut ausgelastet und wir leisten im Verbund mit den anderen fünf Feuerwehren im Stadtgebiet einen erheblichen Beitrag zum Brand- und Katastrophenschutz.“