Rosenheim – Für Simon Ofner aus Frasdorf begann der Tag schon früh. Um 6.10 Uhr war Abfahrt nach Rosenheim. Im Gebpäck mit dabei: ein Campingstuhl und viel Geduld. Denn Ofner hatte sich auf eine lange Wartezeit eingestellt.
Um 6.45 Uhr klappt Ofner seinen Stuhl vor dem Ticketzentrum auf und ist somit der Dritte in der Schlange, die sich schon am Busbahnhof bildet. Nur zwei andere waren 15 Minuten vor ihm da. Der Grund für den nun folgenden Ansturm: Seit gestern gibt es Tickets für den Saisonauftakt in der DEL2 der Starbulls Rosenheim zu kaufen. Dabei warten zu Beginn der Spielzeit gleich zwei Kracher im Rofa-Stadion – gegen den Absteiger aus der DEL, Düsseldorf, und gegen den alten Derby-Rivalen aus Landshut. So ging die Schlange gegen 8.30 Uhr bereits einmal quer über den Busbahnhof.
Zwischenzeitlich warten weit über 60 bis 70 Menschen – noch vor der Öffnung des Ticketzentrums. Und noch immer wächst die Schlange. Mittendrin: weiterhin Simon Ofner. Er unterhält sich mit anderen Wartenden, raucht eine Zigarette. Solange, bis die Türen endlich aufgehen. Aufgrund des großen Andrangs öffnet das Ticketzentrum 20 Minuten früher.
Da es für beide Spiele keinen Online-Verkauf für Nicht-Mitglieder gab, mussten alle Interessierten nach Rosenheim fahren, um ein Ticket zu ergattern. So wie Ofner, der unbedingt eine Karte für das Spiel gegen Landshut haben wollte. Mitglied ist er nicht – weil er nicht rechtzeitig daran gedacht hatte, die Mitgliedschaft abzuschließen. „Jetzt muss ich meine eigene Dummheit ausbaden“, erzählt er vor seinem Campingstuhl und muss lachen.
Andere in der Schlange sind auch keine Mitglieder – aber sie verzichten bewusst darauf. „Ich bin kein Mitglied, weil ich nicht immer aktiv in der Fanszene bin und es für mich nicht besonders lohnenswert ist“, erklärt Michael, der seinen Nachnamen nicht nennen will. Er sei dennoch etwa bei jedem dritten Heimspiel der Starbulls.
Noch öfter ist Markus im Rofa-Stadion, sogar fast immer, sagt er. Um sich die heiß begehrten Karten für das Derby gegen Landshut zu sichern, nehme er das Anstehen gerne in Kauf. „Ich warte sonst auch öfter mal vor dem Stadion“, sagt er. Mitglied sei er trotzdem nicht, da er früher selbst in vielen Vereinen tätig war und nicht mehr länger Beiträge zahlen möchte. Aus der Fan-Perspektive sehe er den Sport als reine Freizeitbeschäftigung, die nicht mit hohen Kosten verbunden sein sollte.
Beim freien Ticketverkauf gab es jedoch auch kritische Stimmen: „Ich finde es doof, dass man die Tickets nicht online kaufen kann. Gerade heutzutage, wo alles digital gemacht wird“, findet Robert. Er würde höchstens zehn Minuten warten, sonst gehe er wieder.
Nach dem großen Andrang am Morgen wurde es mittags ruhiger. Über den Tag hinweg seien mindestens 800 Tickets verkauft worden. Die Starbulls verkündeten über Instagram, dass bereits 3500 Karten für jeweils beide Spiele vergeben sind. Vereinzelt gebe es noch Sitzplätze, wahrscheinlich aber nicht mehr lange. „Ich gehe davon aus, dass wir bald ausverkauft sind. Alles andere würde mich wundern“, sagte Christoph Sander, Geschäftsführer der Starbulls, auf OVB-Anfrage. Die übrigen Karten können die Fans weiterhin im Ticketzentrum am Busbahnhof erwerben.
Sophie Mischner & Chris Yeko-Mukendi