Rosenheim/USA – „Ein bisschen Sehnsucht war schon immer da“, sagt David Langer. Der 22-Jährige aus dem Rosenheimer Stadtteil Pang wollte schon lange einmal eine große Reise machen, am liebsten über den Atlantik nach Amerika. Dieser Traum wird sich nun erfüllen: Langer geht als Junior-Botschafter für ein Jahr in die Vereinigten Staaten.
Das Ganze findet im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) statt. „Vor 42 Jahren wurde das ins Leben gerufen“, erklärt Langer. Es richtet sich an junge Menschen bis 25, die ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben. „Mithilfe des Programms können diese dann nach Amerika gehen.“
Sofort mit Feuer
und Flamme dabei
Einer dieser insgesamt 65 jungen Menschen ist dieses Jahr Langer. Er arbeitet bei der Sparkasse in Rosenheim, hat dort seine Ausbildung und seinen Fachwirt gemacht. „Durch eine ehemalige Berufsschullehrerin habe ich von dem Programm erfahren“, erzählt der junge Rosenheimer. Außerdem habe ein Freund von ihm daran bereits teilgenommen. „Ich wusste sofort: Das ist voll meins, da will ich mich bewerben“, sagt Langer und lacht.
Bis er angenommen wurde, war es allerdings ein langer Weg. „Es gibt drei Runden beim Bewerbungsprozess“, erklärt der 22-Jährige. Zunächst wollten die Verantwortlichen die Bewerber online kennenlernen. Für die zweite Runde ging es für Langer dann nach Frankfurt, wo er sich in Gruppenarbeiten beweisen und Fragen beantworten musste.
Daniela Ludwig
machte es spannend
„Etwa, was ich tun würde, wenn jemand eine Waffe auf den Tisch legt, die auf mich zeigt. Es waren aber auch nette Fragen dabei“, erinnert sich Langer. Zum Beispiel, welches Geschenk er für Thanksgiving – einen wichtigen amerikanischen Feiertag im November, der eine Art Erntedankfest ist – mitbringen würde.
Die dritte Runde hatte es in sich. Im Zuge dessen stellte sich Langer bei der Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig vor. „Ich hatte eine halbe Stunde Zeit und musste mit ihr darüber reden, warum ich für das Programm geeignet bin und nicht jemand anders“, erzählt er. Ludwig habe es dann zuerst spannend gemacht, ihm schlussendlich aber noch im Gespräch mitgeteilt, dass er nach Amerika gehen darf.
„Er war ein idealer Kandidat“, sagt Daniela Ludwig über den jungen Rosenheimer. „Motiviert, ehrgeizig, neugierig auf wertvolle berufliche Erfahrungen und vielseitig interessiert.“ Die Programmteilnehmer würden in diesem Jahr in Amerika wertvolle Erfahrungen sammeln. „Der Aufenthalt kann ein wichtiger Karriereschritt sein, aber auch ein wertvoller Meilenstein in der persönlichen Entwicklung“, so Ludwig.
„Ich bin niemand, der dann anfängt, vor Freude zu schreien, aber das war wirklich verrückt“, betont Langer. Er sei total überwältigt gewesen, als er die Zusage bekam. „Da wurde mir klar, dass sich der ganze intensive Bewerbungsprozess wirklich gelohnt hat.“ Am 14. August wird der Rosenheimer nun nach Amerika fliegen.
Für alle Teilnehmer geht es erst einmal nach Washington. „Dort nehmen wir an einem interkulturellen Training teil“, erklärt Langer. Anschließend reist er alleine weiter nach Iowa, wo er für ein Semester aufs College gehen wird. „Ich studiere gerade schon berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre an der TH Rosenheim. Das möchte ich in Amerika weiterverfolgen.“
Doch für die jungen Botschafter steht mehr auf dem Programm. „Wir sollen die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA stärken“, betont der 22-Jährige. Das bedeutet, dass er und die anderen Ausgewählten auch soziale Arbeit leisten müssen. „Wir können im Kindergarten oder bei der Feuerwehr unterstützen oder Obdachlosen helfen.“ Langer soll sich aktiv ins Leben einbringen, „zeigen, wie wir Deutschen wirklich sind“. Für das restliche halbe Jahr wird er sich einen Praktikumsplatz in einem Unternehmen suchen.
Donald Trump und
seine Visa als Gefahr
Bei aller Vorfreude kommt Langer nicht um das Thema US-Präsident Donald Trump und seine Diskussion ums Visum herum, denn die betraf auch die Teilnehmer des Programms. Dass es über die Bundesregierung läuft, erleichtere zwar vieles. Einige aus der Gruppe hätten aber noch bangen müssen, ob sie ihre Visa überhaupt bekommen. „Ich selbst habe mein Visum glücklicherweise schon länger. Mittlerweile haben auch alle anderen die Einreiseerlaubnis bekommen“, erzählt Langer.
Allerdings, das betont er besonders, sei die Situation in den USA durchaus schwierig. „Dadurch, dass Trump immer wieder neue Regeln in Kraft setzt, zittert man schon bis zum Schluss.“ Mittlerweile sieht es zwar gut aus. „Aber solange wir nicht dort sind, kann es immer noch passieren, dass es mit der Einreise doch nichts wird“, so der Rosenheimer.
Zwischendrin sei bei ihm deshalb schon Panik aufgekommen. „Ich habe mich gefragt, was ich machen soll, wenn es mit dem Aufenthalt nicht klappt“, erzählt er im Nachhinein. Schließlich habe er sich extra von der Arbeit freistellen lassen, sich schon darauf eingestellt. „Jetzt bin ich aber guter Dinge“, betont Langer.
Und das, obwohl er bisher nicht richtig realisieren kann, dass er bald in Amerika sein wird. „Das wird mir wahrscheinlich erst klar, wenn ich wirklich dort bin und sich der Anfangsstress gelegt hat“, sagt er. Die Aufregung über das Ungewisse sei groß. Auch die Frage, wie er mit den Menschen dort klarkommen wird, beschäftigt ihn. Dennoch sei die Vorfreude riesig.
„Meine Mutter hat
ein bisschen Angst“
Jetzt heißt es für ihn erst einmal Koffer packen. Von Freunden und Familie muss sich Langer noch verabschieden. Die freuen sich alle sehr, dass er diese Chance bekommt. „Meine Mutter hat ein bisschen Angst um mich, aber sie findet es eigentlich toll“, sagt Langer.
Viele aus seinem Umfeld hätten ihm anvertraut, dass sie aufgrund der Situation mit Trump gerade nicht in die USA reisen würden. „Gerade deshalb ist es jetzt aber umso wichtiger, dass wir als Junior-Botschafter Zeit dort verbringen“, betont der Rosenheimer. Bedenken hat er nicht. Stattdessen macht er sich jetzt bereit für eines der größten Abenteuer seines Lebens.
Gemeinsam mit einem anderen Programmteilnehmer will er in einem Podcast von seinen Reiseerfahrungen berichten. „Er heißt ‚Bavaria meets America‘ und der Trailer ist schon auf Spotify online“, erzählt Langer. Hier wird er regelmäßig mit seinem Kollegen erzählen, was es in Amerika Neues gibt – und wie es ist, als Junior-Botschafter jeden Tag neuen Herausforderungen zu begegnen und sie mit Rosenheimer Ideen zu bewältigen.