Polizei warnt vor neuem Internet-Trend

von Redaktion

Die Rosenheimer Polizei schlägt Alarm: In den vergangenen Wochen ist es in der Stadt zu gleich mehreren verbotenen Autorennen gekommen. Die Taten wurden gefilmt und in die sozialen Medien gestellt. Was bisher bekannt ist – und wieso die Fahrer zum Teil ihr eigenes Leben riskieren.

Rosenheim – Das Video, das derzeit die Rosenheimer Polizei beschäftigt, dauert nur wenige Sekunden. Es ist dunkel, die Aufnahme ist verwackelt. Zu sehen ist der Tacho eines Rollers, der eine Geschwindigkeit von über 80 Kilometern pro Stunde anzeigt. Dann bewegt sich die Kamera. Plötzlich sieht man ein Polizeiauto, das mit Blaulicht hinter dem Motorrad herfährt. Irgendwann endet die Aufnahme, die auf dem Instagram-Account „Rosenheimer Gesindel“ zu sehen ist.

Verkehrskontrolle
einfach missachtet

„Wir gehen davon aus, dass die Verfolgungsjagd bewusst provoziert wurde“, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer. Der Vorfall habe sich bereits am 12. Juni ereignet. Gegen 22.30 Uhr fiel seinen Kollegen in Happing ein Motorrad auf, auf dem zwei Personen saßen. „Wir wollten eine allgemeine Verkehrskontrolle durchführen“, erinnert sich Maurer. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn der Motorradfahrer gab Gas und flüchtete über den Lindenweg in die Kastenau.

Weiter ging es durch Unterführungen und Seitenstraßen. „Eine Anhaltung war nicht möglich“, sagt Maurer. Denn seine Kollegen seien dazu angehalten, Verfolgungsjagden abzubrechen, sobald die Gefahr bestehe, dass Menschen zu Schaden kommen könnten. Das sei hier durchaus der Fall gewesen, auch weil der Motorradfahrer die zulässige Höchstgeschwindigkeit Maurer zufolge „deutlich und mehrfach“ überschritt.

Besonders auffällig: Der Mitfahrer filmte die komplette Verfolgungsjagd, später wurde das Video auf Messenger-Diensten geteilt und in den sozialen Medien hochgeladen.

Videos sollen für
„Belustigung“ sorgen

Unter anderem eben auf dem Instagram-Account „Rosenheimer Gesindel“. Auf der Seite – die im Mai 2025 ins Leben gerufen wurde – werden sogenannte Memes aus der Region gepostet. Dabei handelt es sich um Videos mit humorvollen und satirischen Inhalten. „Wir versuchen, mit unseren Videos das Geschehen in und um Rosenheim widerzuspiegeln. Gleichzeitig wollen wir zur Belustigung beitragen“, sagt einer der Administratoren der Seite, der anonym bleiben möchte. Über die vergangenen Wochen sei die Seite immer bekannter geworden. Mit der Bekanntheit hätten auch die Einsendungen der Videos zugenommen. „Wir schauen uns alle an und entscheiden dann, welche wir posten“, sagt er.

Bei der Veröffentlichung des Videos der Verfolgungsjagd hätten sich die beiden Administratoren nichts weiter dabei gedacht. Erst als sie mehr über die Hintergründe erfahren hatten, entschieden sie sich, sich in einer Stellungnahme klar davon zu distanzieren. „Solche Aktionen sind sehr gefährlich und können auch andere Menschen gefährden“, heißt es. Aus diesem Grund appellieren sie an die Vernunft der Menschen. „Wir wollen die Leute nicht dazu anstiften, Scheiße zu bauen, nur, damit wir ihre Videos posten“, sagt der Administrator auf OVB-Anfrage. Ihr Ziel sei es, Rosenheim so widerzuspiegeln, wie es ist.

Fahrer unentdeckt
davongekommen

Was die Rosenheimer Polizei jedoch besorgt, ist die Tatsache, dass es sich um keinen Einzelfall zu handeln scheint. Denn nur eine Woche nach dem Vorfall in Happing gab es eine weitere Verfolgungsjagd, dieses Mal in der Prinzregentenstraße. „Wir wollten einen Motorradfahrer kontrollieren, der jedoch die Flucht ergriffen hat“, sagt Hauptkommissar Maurer. Wieder gelang es dem Fahrer, unentdeckt davonzukommen.

Noch riskanter wurde es Anfang August. Am 4. August gegen 16 Uhr fiel den Polizisten am Brückenberg eine Motocross-Maschine ohne Kennzeichen ins Auge. „Wir wollten den Fahrer daraufhin kontrollieren“, sagt Maurer. Seine Kollegen hätten ihm signalisiert, anzuhalten. Ohne Erfolg. „Er flüchtete mit knapp 100 km/h in nördliche Richtung“, sagt der Hauptkommissar. Am Ortsende von Rosenheim fuhr er weiter in Richtung Schechen. Von dort ging die Verfolgungsjagd weiter nach Pfaffenhoffen über Felder und mehrere Forstwege. „Wir haben die Verfolgung daraufhin abgebrochen“, sagt Maurer.

In seinen Augen sei es nur dem Zufall geschuldet gewesen, dass niemand verletzt wurde. Auch in diesem Fall habe der Mitfahrer das Geschehen gefilmt. Zum Unverständnis von Robert Maurer. „Ich glaube nicht, dass den Fahrern bewusst ist, wie gefährlich diese Aktionen sind“, sagt er.

Rote Ampeln
missachtet

So würden sie bei der Flucht nicht nur rote Ampeln missachten, sondern hätten auch keine Möglichkeit zu bremsen, wenn durch Zufall ein Kind über die Straße läuft. „Hinzu kommt, dass sie ihr eigenes Leben gefährden“, sagt Maurer. Derzeit laufen die Ermittlungen in allen drei Fällen auf Hochtouren.

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