Rosenheim – Zufrieden ist Andreas Franke nicht. Schon seit vielen Jahren stört sich der Happinger an der Tatsache, dass sich niemand daran hält, dass es sich bei der Inntalstraße um eine Anliegerstraße handelt. Heißt: Die Straße darf eigentlich nur von denjenigen befahren werden, die dort wohnen, jemanden besuchen oder etwas liefern. Doch vielen Autofahrern scheint das egal zu sein. So jedenfalls schildert es Andreas Franke.
Zwei Anträge bei der Bürgerversammlung
Bei einer Bürgerversammlung im Oktober 2024 reichte er – gemeinsam mit einigen Nachbarn – aus diesem Grund zwei Anträge zur Verkehrssituation ein. In den Schreiben schilderten sie die Probleme und schlugen eine Lösung vor. So könnte ein umlegbarer Pfosten in der Einmündung Inntalstraße von der Seestraße ihrer Meinung nach viele Probleme lösen. Unterschriften wurden gesammelt, Gespräche mit Politikern gesucht. Letztendlich erhielten die Anwohner Unterstützung von den Rosenheimer Grünen, ÖDP-Stadtrat Horst Halser und FDP-Stadträtin Maria Knott-Klausner. In einem gemeinsamen Antrag sprechen auch sie sich für eine Entlastung der Anwohner in der Inntalstraße aus.
Kopfschütteln
über die Diskussion
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verkehrsfragen und ÖPNV schaffte es der Antrag jetzt auf die Tagesordnung. Auch Andreas Franke machte sich an diesem Nachmittag auf den Weg ins Rosenheimer Rathaus. Er verfolgte die Diskussion, schüttelte hin und wieder den Kopf.
„Zufrieden bin ich nicht“, sagte er nach der Sitzung. Denn so richtig erkannt hätten die Stadträte das Problem ihm zufolge nicht. Während der Sitzung wurden unter anderem die Ergebnisse einer Verkehrserhebung vorgestellt. Diese haben ergeben, dass täglich fast 360 Autos durch die Inntalstraße fahren. Nur die wenigsten davon scheinen tatsächlich Anlieger zu sein.
Zwischen 600 und
700 Autos am Tag
„In der Woche, in der die Verkehrszählung stattgefunden hat, hat es vier Tage lang geregnet“, sagt Andreas Franke. Seine Vermutung: Hätte die Zählung bei schönem Wetter stattgefunden, sei man schnell bei 600 bis 700 Autos am Tag gelandet. „Gerade dann, wenn man an die Badegäste mit einrechnet, die sich auf den Weg zum Happinger See machen“, sagt Franke. Umso überraschter war der Happinger über die Aussagen der Verwaltung. „Der Anteil von Fremdfahrern unterscheidet sich nicht von anderen Anliegerstraßen“, sagte beispielsweise Rechtsdezernent Herbert Hoch. Die Notwendigkeit, eine Sperre zu errichten, sehe Hoch deshalb nicht. Zumal die Verkehrserhebungen ergeben hätten, dass nur vier Prozent aller erfassten Verkehrsteilnehmer die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde überschritten hätten.
Für Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen, jedoch kein Grund untätig zu bleiben. Zumal der Vorstoß, einen Pfosten zu errichten, nicht neu sei. „Zumindest in den Sommermonaten“, fügte sie hinzu. Nur so könne es gelingen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
„Wir können Taxis, Lieferanten und diejenigen, die ein Anliegen haben, nicht aussperren“, entgegnete Dr. Wolfgang Bergmüller, Fraktionsvorsitzender der CSU. Gleichzeitig machte er aber auch deutlich, dass er keinerlei Verständnis für diejenigen haben, die Verkehrszeichen nicht beachten. „Das ist eine Unverschämtheit. Die Leute machen, was sie wollen und scheren sich um keine Regeln“, sagt er.
Eine 10-km/h-Zone
als Kompromiss?
Statt eines Pfostens regte er an, darüber nachzudenken, die Geschwindigkeit anzupassen. Vorstellbar sei auf der gesamten Strecke eine maximale Geschwindigkeit von zehn Kilometer pro Stunde einzuführen. Stadtrat Robert Metzger (SPD) schlug vor, über bauliche Maßnahmen nachzudenken. „Dadurch könnten die Durchfahrten ein bisschen erschwert werden“, sagt er. Oberbürgermeister März stimmte zu, regte an, überprüfen zu lassen, ob man die Straße an manchen Stellen verengen könnte.
„Die Straße lädt dazu ein, geradeaus durchzufahren“, bestätigte auch Christine Degenhart (Freie Wähler/ UP). Das unterscheide die Inntalstraße ihrer Meinung nach auch von anderen Anliegerstraßen. Dass etwas passieren muss, darüber waren sich die Stadträte also relativ schnell einig. Nur beim „Wie“ gingen die Meinungen eben auseinander.
Letztendlich sprachen sich die Politiker dann doch einstimmig dafür aus, dass die Verwaltung eine optische Einengung an beiden Einmündungen der Inntalstraße – also am Dorfplatz Happing und an der Seestraße – unter Einbeziehung der Anlieger prüft.
Lösung „mehr als unbefriedigend“
Glücklich über diese Entscheidung ist Andreas Franke nicht. „Ich weiß nicht, wieso nicht einfach ein Pfosten aufgestellt werden kann“, sagt er nach der Entscheidung am Telefon. Auch ein Durchfahrtsverbot sei für ihn vorstellbar. Analog zu dem, das erst kürzlich in Kraft getreten ist. So haben Stadt und Landkreis Rosenheim Durchfahrtsverbote für den Ausweichverkehr bei Stau auf den Autobahnen erlassen.
Durchfahrtsverbot der Autobahn als Vorbild?
Wenn also am Wochenende oder an Feiertagen Stau auf der Autobahn in der Region ist, dürfen die Nebenstrecken durch die Gemeinden nicht mehr als Ausweichstrecke genutzt werden. „Ich verstehe nicht, wieso etwas in der Art in Happing nicht auch funktioniert“, kritisierte Franke. Die derzeitige Lösung sei für ihn „mehr als unbefriedigend“. Eine optische Einengung wird nicht den gewünschten Effekt bringen. Davon ist er überzeugt. Aufgeben kommt für ihn trotz allem nicht infrage. „Wir werden keine Ruhe geben“, verspricht Franke.