Rosenheim – Es gehört inzwischen zum gewohnten Bild in Rosenheim. In regelmäßigen Abständen tauchen an den unterschiedlichsten Orten der Stadt Kameraequipment, Regiestühle, Polizeiautos und jede Menge Menschen auf. Schnell ist dann klar: Die Rosenheim-Cops drehen wieder. Auch am Dienstag, 26. August, war es wieder so weit. Diesmal war allerdings eine Sache anders als sonst: Es war der letzte Drehtag in Rosenheim von Marisa Burger, die die beliebte Sekretärin Miriam Stockl spielt.
Aus für „Es
gabad a Leich“
Die Schauspielerin nimmt Ende des Jahres Abschied von der Serie. Die Fans müssen in Zukunft ohne ihren bekannten Spruch „Es gabad a Leich“ auskommen. Umso logischer war es, dass am vergangenen Dienstag nochmal alle Augen auf sie gerichtet waren. Zusammen mit ihrem Szenen-Kollegen saß sie in der Szene auf einer Bank im Riedergarten und aß Eis. Sie trug ein buntes Kleid mit knallrotem Haarreif. Um sie herum standen die Crew, Kameras und auch einige Schaulustige und Serien-Fans hatten sich unter die Zuschauer gemischt. Sobald die Aufnahmeleitung um „Ruhe” bat, verstummten die Personen drumherum.
Ein paar Minuten später lehnten sich Burger und ihr Kollege beide vor – doch kurz bevor sie sich küssten, funkte ein Darsteller dazwischen. So spielte sich die erste Szene ab. An diesem Tag drehte das Filmteam Szenen für die Folgen 603 bis 608. Es ist gleichzeitig Marisa Burgers letzter Dreh im Außenbereich in Rosenheim, bevor sie sich von der Rolle verabschiedet. „Wunderschön“ sei ihr letzter Drehtag im Freien in der Stadt, sagte die Schauspielerin während einer Pause dem OVB exklusiv. Sie sei froh, dass sie draußen sei, eine schöne Geschichte habe und das Wetter gut sei, betonte sie.
Trotz des Abschiedes herrschte auch bei den anderen Schauspielern gute Stimmung – sie gaben sogar ein paar Einblicke in die „Tricks“ der Serie. So sei das erste Eis, erzählten Alexander Maier und Pascal Stucky, zwei der Komparsen, gefärbter Kartoffelbrei gewesen. Erst nach den Dreharbeiten habe es richtiges Eis gegeben. Am Nachmittag stünde dann noch ein Tischtennisspiel auf dem Programm, zumindest soll es in der Szene danach aussehen. Die Klamotten für den Dreh – ein lachsfarbenes kurzärmeliges Hemd und ein blaues Oberteil – werden den Komparsen gestellt. Um 8 Uhr morgens hätten die beiden schon da sein müssen. Zudem müssen sie sich den ganzen Tag freihalten. Um dabei zu sein, nehmen die Komparsen Urlaub.
Pascal Stucky ist seit 2020 im Hintergrund zu sehen. „Ich mache das so zwei- bis dreimal im Jahr”, erzählte der Komparse am Set. Er habe mittlerweile schon aufgehört, mitzuzählen, sagte er. Dabei habe er fast schon alles als Komparse gespielt, nur eine Leiche sei er noch nicht gewesen. „Leider”, bedauerte Stucky. Schließlich würde er das gerne mal ausprobieren. „Ich war bisher immer Cop”, erzählte hingegen Alexander Maier. Wenn sie nicht bei den Rosenheim-Cops sind, studiert Maier Mathe an der LMU in München und arbeitet bei einer Versicherung, Stucky ist Softwareentwickler.
Die Komparsen werden vom Theater Rosenheim gestellt. Dafür ist Renate Benner zuständig. Die Zusammenarbeit funktioniere einwandfrei, betonte Benner. Es herrsche ein ausgezeichnetes Klima und alle seien immer freundlich. Auch Horst Rankl war am Dienstag beim Dreh anwesend. Rankl war zum Serienstart Hauptamtsleiter in Rosenheim und ein wichtiger Vermittler zwischen der Stadt und dem Set. Er habe maßgeblich dazu beigetragen, die Rosenheim-Cops möglich zu machen. Heute hilft Rankl bei der Besetzung der Komparsen, schließlich ist er Ehrenvorsitzender beim Theater Rosenheim. Am Set sei er immer noch gerne, denn das sei wie „eine große Familie.“
So ein Drehtag ist aber auch mit viel Warten verbunden. Eine einzelne Szene muss mehrmals aus verschiedenen Blickrichtungen gedreht werden. Dazwischen muss auf- und abgebaut und vor jedem Take einmal geprobt werden. „Im Fernsehen schaut das alles so einfach aus”, sagte Niklaus Rudolf, der mit seiner Enkelin im Riedergarten zuschaute. Für die Enkelin Antonia ist der Nachmittag das reinste Abenteuer. Sie schaue die Rosenheim-Cops gerne, erzählte das Mädchen. Wie ihre Mama, ergänzte der Opa. Ihre Lieblingsfiguren sind Frau Stockl und Frau Hofer. Umso faszinierter ist sie, Marisa Burger jetzt mal live in Action zu sehen. Es ist „richtig cool”, sagte Antonia.
Zwischen den Szenen sah man Marisa Burger in bequemen Schuhen schnell ein Foto mit einem Passanten schießen. Dann hieß es wieder „Action!” – Jetzt in neuem Kleid, das nicht weniger bunt war als das vorige. Ihr Drehpartner und Geliebter saß wieder auf einer Bank. Sie lief auf ihn zu, erkannte ihn anfangs nicht. Dann die große Überraschung. „Aber was machst du denn hier?”, rief Burger alias Stockl, bevor sie ihm um den Hals fiel.
Auf den Abschied habe Marisa Burger drei Jahre lang hin überlegt. „So eine Entscheidung ist gut durchdacht”, sagte sie nach dem Dreh. Die treffe man nicht von heute auf morgen – gerade nicht, wenn da so viele Menschen seien, die ihr ans Herz gewachsen seien. „Aber die sind ja trotzdem noch im Herzen”, betonte Burger. Sie wollte nach 25 Jahren nochmal ihre Komfortzone verlassen. „Jetzt habe ich noch Kraft und Freude, andere Dinge anzugehen”, sagte sie.
Der Figur viel
Leben gegeben
Man müsse sich aber auch sehr klar darüber sein, wie man Abschied nehmen will, meinte Burger. Für die Schauspielerin war es wichtig, in Würde Abschied zu nehmen. Der Abschied von ihrer beliebten Figur Frau Stockl fällt ihr nicht schwer. Sie habe Frau Stockl so viel Leben gegeben, dass sie sie jetzt gut gehen lassen könne. Mit Frau Stockls Ende sei sie „sehr zufrieden”.