Das Herbstfest, ein Spritzerl aus der Wasserpistole und die Liebe

von Redaktion

Zufallsbegegnung in Rosenheim: Vom Bierzelt ins gemeinsame Leben – Zum Jahrestag wird oftmals ein Tisch zum Feiern reserviert

Rosenheim – Es ist Anfang September 1997, Herbstfest-Zeit in Rosenheim. Michaela Glatzeder, damals 31 Jahre alt, steht hinter dem Tresen eines Schaschlik-Stands, säubert das Geschirr. Als sie Pause macht, setzt sie sich mit den Bedienungen und Schankkellnern aus dem angrenzenden Flötzinger-Zelt an einen Biertisch. Unter den Kellnern ist der 40-jährige Dieter aus Rosenheim. Die beiden verstehen sich von Anfang an gut, lachen viel zusammen. Doch was als Spaß beginnt, wird schließlich ernst: Heute sind sie seit über 20 Jahren verheiratet. „Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass ich auf dem Herbstfest meinen zukünftigen Mann kennenlerne“, erzählt Michaela Glatzeder am Telefon. Die Rosenheimerin ist heute 57 Jahre alt, erinnert sich aber noch genau, wie sie ihren Mann Dieter damals kennenlernte.

„Schon seit 1990 arbeitete ich auf der Wiesn bei Schaschlik Franz Huber“, sagt sie. Genau wie zuvor schon ihre Mutter und ihre Schwester. Der Inhaber habe sie damals gefragt, ob sie nicht auch mitarbeiten wolle. „Zuerst war ich im hinteren Bereich tätig. Später half ich auch vorn im Verkauf aus, das hat mir wirklich Spaß gemacht“, betont die 57-Jährige. Stressig sei es aber auch gewesen und eigentlich habe sie deshalb keinen Kopf dafür gehabt, irgendjemanden kennenzulernen.

Mit Dieter klappte es damals nur, weil er bei der Flötzinger Brauerei als Springer bei den Schankkellnern tätig war, wie Glatzeder erzählt. „Wenn die Schankkellner Pause gemacht haben, ist Dieter eingesprungen.“ Die Mitarbeiter von Flötzinger hatten ihren eigenen „Pausentisch“, hinter dem Bierzelt, direkt neben dem Schaschlik-Stand. Hier lernten sich die Glatzeders im Jahr 1997 auch kennen. „Wir haben erst ein bisschen Gaudi gemacht und geratscht“, sagt Michaela Glatzeder. Dieter habe immer eine Wasserpistole dabeigehabt, mit der er die Kollegen beschoss.

„Mit meiner Geschirrbrause habe ich dann zurück geballert“, sagt Glatzeder und lacht. So seien sie ins Ratschen gekommen. „Er war einfach witzig, darum ist er mir aufgefallen“, erinnert sie sich.

Schnell wussten die beiden, dass sie sich auch nach dem Herbstfest wiedersehen wollen. „Wir haben uns also nochmal getroffen, sind gemeinsam unterwegs gewesen.“ Als Glatzeder nach dem Treffen zurück nach Hause kam, habe sie zu ihrer Mutter gesagt: „Diesen Mann werde ich heiraten.“ Und fünf Jahre später, im Jahr 2002, war es dann wirklich so weit. „Heute sind wir noch genauso glücklich wie damals“, freut sich Glatzeder. „Dass sich Menschen auf dem Herbstfest verlieben, kommt immer mal wieder vor“, sagt Flötzinger-Geschäftsführer Lorenz Stiglauer. Auch Jahre später noch würden die Leute zu ihnen kommen und erzählen, dass sie sich bei ihnen kennengelernt haben. „Einige von ihnen feiern sogar dann die Hochzeit auf dem Herbstfest oder reservieren einen Tisch an ihrem Jahrestag“, erzählt Stiglauer.

Das seien besondere Momente für das Flötzinger- Team. Und auch immer ein bisschen der Lohn der harten Arbeit. „Solch schöne Momente miterleben zu dürfen, macht die 16 Tage noch mehr besonders“, betont der Geschäftsführer.

Auch wenn sie nicht mehr so oft aufs Herbstfest gehen wie früher, gehört es für Michaela Glatzeder und ihren Mann zum Leben dazu. „Ich liebe das Herbstfest und freue mich auch jetzt schon auf die beiden Wochen“, betont die Rosenheimerin. Für ihren Mann Dieter seien die Besuche aber mittlerweile schwierig geworden. „Er ist krank und verträgt die Hitze und den Trubel nicht mehr so gut“, sagt sie. Aber gemeinsam mit den Enkelkindern gehen sie dann schon hin, besuchen alte Kollegen von Dieter im Flötzinger-Zelt.

„Mir gefällt einfach die Atmosphäre“, sagt Glatzeder. Das Rosenheimer Herbstfest sei nicht so groß wie das Oktoberfest und deshalb viel gemütlicher. „Ich kann mir schon vorstellen, dass sich viele Menschen hier kennenlernen“, meint die 57-Jährige. Einfach durch einen „blöden Zufall“. Genau wie es bei ihr und ihrem heutigen Ehemann Dieter war.

Madalena Aberle

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