Schluss mit Bargeld bei der Oberbank

von Redaktion

Stille Revolution bei den Oberbank-Filialen in Rosenheim und Mühldorf: Die Bank setzt konsequent auf digitale Bankgeschäfte und Beratung statt Kasse – und keiner hat’s gemerkt. Folgen andere Banken in der Region?

Mühldorf/Rosenheim – Die Aufregung war am vergangenen Montag groß, die Empörung ebenso: Die österreichische Oberbank schafft das Bargeld ab!

Franz Wastlhuber, Leiter der Oberbank Mühldorf, kann da nur schmunzeln. Bei seiner Filiale hängen schon länger Aushänge: „Seit dem 1. August 2025 ist es nicht mehr möglich, Bareinzahlungen und Barauszahlungen bei uns zu tätigen, da die Kasse geschlossen ist.“ Seit dem 1. August gibt es bei der Oberbank in Mühldorf also kein Bargeld mehr – und keiner hat’s gemerkt.

Eine strategische
Entscheidung

„Wir haben das mit unseren Kunden besprochen und bisher keine Probleme“, sagt Wastlhuber. Auch die Rosenheimer Filiale der Oberbank hat seit 1. August keinen Bargeldverkehr mehr. Die Kunden hätten das auch dort „unaufgeregt zur Kenntnis genommen“, teilt Pressesprecherin Beatrix Putz auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen mit.

Der Verzicht auf Bargeld sei eine „strategische Entscheidung“ der Oberbank für Deutschland, erklärt der Mühldorfer Banker Wastlhuber. „Unser klarer Fokus in Deutschland richtet sich auf das Firmenkundengeschäft und das Private Banking“, schreibt Pressesprecherin Putz. „Im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung der Bank reagieren wir auf das geänderte Kundenverhalten“, teilt Sprecherin Putz mit. Das Haus verzeichne „seit Jahren einen sehr starken Rückgang von Bargeldtransaktionen“. Einfache Bankdienstleistungen würden die Kunden „fast ausschließlich“ digital erledigen. Im Gegenzug steige das Bedürfnis nach Beratung: „Hier setzen wir unseren Schwerpunkt.“

Trend geht
weg vom Bargeld

Diesen Trend beobachtet auch der Mühldorfer Wastlhuber: Gerade die junge Generation nutzt Karten und andere Bezahlmethoden. „Der Trend geht vom Bargeld weg.“ Trotzdem ist Wastlhuber überzeugt: „Es wird aber sicher nicht vollständig abgeschafft.“

Anders als bei der Oberbank ist für die Sparkasse Altötting-Mühldorf eine Abkehr vom Bargeld kein Thema: „Die Sparkasse Altötting-Mühldorf verfolgt eine Strategie, die sich an den Bedürfnissen ihrer Kunden orientiert“, schreibt Pressesprecherin Karin Zinsberger. „Derzeit haben wir keine Pläne, auf Bargeld zu verzichten.“ Das bestätigt auch ein Sprecher der meine Volksbank Raiffeisenbank in Rosenheim. Trotzdem stellt er fest, dass die Kartenzahlungen steigen.

Auch die Sparkasse hat einen Rückgang von Scheinen und Münzen beobachtet. „Alternative Bezahlmethoden, wie Kartenzahlungsgeräte sind mittlerweile im Einzelhandel fast flächendeckend vorhanden und werden von Kunden gut und viel genutzt“, führt Zinsberger aus.

Unterschiede bei
den Generationen

„Jüngere Generationen wachsen mit digitalen Zahlungsmethoden wie Kreditkarten, mobilen Zahlungen und kontaktlosen Transaktionen auf und schätzen diese Kanäle sehr“, schreibt Zinsberger. Ältere Menschen hätten noch mehr Nähe zu Bargeld: „Vor allem kleine Beträge oder bestimmte Einkäufe wie zum Beispiel beim Bäcker oder Metzger werden oft gewohnheitsmäßig noch bar bezahlt, obwohl die Händler oft schon Kartenzahlungen anbieten.“

Auch wenn es in der Filiale kein Bargeld mehr gibt, Oberbank-Kunden kommen auch so weiterhin an Scheine und Münzen, erläutert Banksprecherin Putz: Mit der Bankkarte könnten die Kunden „selbstverständlich bei jedem Geldautomaten Bargeld abheben.“ Auch über Supermärkte und benachbarte Geldautomaten gebe es Bargeld.

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