Rosenheim – Die Frisur sitzt, das Make-up auch. Nur die Stimme will noch nicht so recht. Eine Lutschpastille soll gegen die Heiserkeit helfen. Eva Maria Bachmaier steht im ersten Stock des Glückshafens, in den Räumen des Wirtschaftlichen Verbands Rosenheim, und bereitet sich auf ihren Wiesn-Tag vor.
Die ersten Tage Herbstfest hat sie schon erfolgreich absolviert. „Die vier Tage waren aufregend und intensiv. Aber ich habe die Rosenheimer Wiesn auch noch nie so schön erlebt“, sagt Bachmaier. So durfte sie beim Einzug in der Pferdekutsche sitzen, zum ersten Mal die Herbstfest-Bands dirigieren und zahlreiche Leute vor und hinter den Kulissen kennenlernen. „Die Kutschfahrt war richtig schön. Man konnte merken, wie sich die Leute gefreut haben“, erzählt die Miss Herbstfest.
Die ersten vier
Tage ist viel zu tun
Diese Freude kann man auch jetzt noch in den Gesichtern der Leute sehen, wenn sie Bachmaier auf dem Herbstfest treffen. Am vierten Wiesn-Tag steht nur ein Termin für sie an: der Besuch beim Seniorennachmittag in der Auerbräu Festhalle. Vom Glückshafen aus geht sie um 15 Uhr los und mischt sich unter die Herbstfest-Besucher. Schon auf dem Weg zum Auer wird sie von den Leuten auf der Loretowiese erkannt, bestaunt und gegrüßt. An ihrer Seite sind heute der Herbstfest-Chef Klaus Hertreiter und ihre Begleitung Chrissi Plank.
Denn bei ihren Terminen ist sie nie alleine unterwegs. Sie wird immer von einer Finalistin oder ehemaligen Miss Herbstfest begleitet. Plank stand 2019 im Finale der Miss Herbstfest und begleitet seitdem immer die Miss Herbstfest an einem Wiesn-Tag. „Das ist freiwillig und wir sind für Eva einfach eine Unterstützung“, sagt Plank. Sie trägt Bachmaiers Jacke, die Autogrammkarten und fungiert auch als Fotografin, wenn jemand ein Foto mit der Miss Herbstfest machen möchte. Fotos mit Bachmaier sind nämlich häufig gefragt. Von Jung bis Alt, alle wollen sie ein Bild mit der Miss Herbstfest 2025 und diese strahlt auf jedem Foto. „Die Kinder sind da sehr süß. Die trauen sich manchmal nicht, nach einem Bild zu fragen, und dann müssen das die Eltern machen. Aber danach sind sie überglücklich, wenn sie ein Foto haben“, sagt Bachmaier. Die Begegnungen mit den Kindern bleiben ihr besonders im Kopf. Doch auch vom ersten Herbstfest-Montag ist ihr ein Besucher in schöner Erinnerung geblieben. „Einer von den Wendelsteinwerkstätten hat mir etwas gemalt. Das Motiv war er und ich. Damit er die richtige Farbe für mein Dirndl trifft, hat er extra wen gefragt“, sagt die Miss Herbstfest. Das habe sie so sehr gerührt, dass sie fast weinen musste.
Auch beim Seniorennachmittag ist Bachmaier von einem Herren besonders gerührt: „Dirigent Toni“, wie ihn die Karolinenfelder nennen. Ein Senior darf immer zusammen mit der Miss Herbstfest ein Lied dirigieren. Dieses Jahr ist es Anton („Toni“). Bachmaier holt ihn von der Bierbank ab und begleitet ihn auf die Bühne. Gemeinsam stehen sie vor den Karolinenfeldern, „Toni“ mit dem Dirigentenstab in der Hand und Tränen in den Augen. Er wirkt so glücklich, auf der großen Bühne mitten in der Auerbräu Festhalle zu stehen, zusammen mit der Miss Herbstfest. „Mir sind fast die Tränen gekommen“, sagt die mittlerweile 21-Jährige, als sie von der Bühne kommt. Eva Maria Bachmaier ist nicht nur die Miss Herbstfest, sondern eigentlich auch ein Herbstfestkind: Sie hat am 1. September Geburtstag. „Ich hatte an meinem Geburtstag tagsüber ganz normal Termine und Herbstfestaufgaben. Abends habe ich mit meiner Familie und meinen Freunden hier auf dem Herbstfest gefeiert“, sagt Bachmaier. Der Wirtschaftliche Verband hielt noch eine Überraschung für ihre Miss Herbstfest bereit: Sie und drei Begleitungen durften so lang sie wollten in einer Gondel des Riesenrads fahren und bekamen eine Flasche Sekt zum Anstoßen. „Das war richtig cool. Vor allem war es dunkel und mit den Lichtern – das war sehr besonders“, erzählt die Aschauerin.
Am ersten Mittwoch stand für sie ein sehr schöner Termin an. Das war nicht nur ihr erster Kindertag als Miss Herbstfest, sondern es kam auch der Chef der Tourismusinformation aus Aschau im Chiemgau, Herbert Reiter, auf die Loretowiese. „Da freue ich mich einfach, wenn mein Heimatort aufs Herbstfest kommt“, sagt Bachmaier. Immer wieder komme es vor, dass sich Politiker und lokale Persönlichkeiten bei ihr vorstellen. Schließlich ist sie auf dem Herbstfest ein bisschen Prominenz. „Das ist ganz witzig. Lernt man den Menschen kennen, merkt man: Das sind ganz normale Leute und die sind auch hier, um zu feiern“, erklärt Bachmaier.
Ihren Geburtstag hat die Miss Herbstfest bereits gefeiert, trotzdem bekommt sie bei ihrem Rundgang im Proseccostadl noch ein Ständchen gesungen. Bachmaier steht mit Schärpe und Krönchen neben der Band. Die Musiker singen „Happy Birthday“ und noch während ihres Lieds steht Bachmaier für ein Bild mit einem Herbstfestbesucher parat. Eine Pause hat sie auf der Loretowiese nie richtig. Denn auch nach dem kleinen Geburtstagsständchen geht die Gaudi gleich weiter: „Die Miss Herbstfest wird unseren Bob anführen“, sagt der Sänger der Band. Kein Problem für Bachmaier und sie setzt sich im blauen Dirndl auf den Holzboden im Stadl.
Nur die Stimme
leidet ein wenig
„Ich wurde oft vorgewarnt, dass ich mir meine Kräfte einteilen soll, weil es so anstrengend wird“, sagt Bachmaier mit ihrer heiseren Stimme. Doch das anstrengendste bisher sei ihre Stimme. Die sei generell anfällig dafür, schnell heiser zu werden. „Ich kann dadurch mit den Leuten nicht so gut reden. Das ist dann immer schade“, sagt die 21-Jährige. Sie gebe aber acht auf sich: Sie schaue, dass sie keinen Zug bekomme und habe deshalb auch immer eine Jacke dabei. Außerdem nehme sie Vitamine und viele Bonbons, auch für ihren Hals.
Denn sie hat noch viele Tage vor sich, an denen sie fit sein muss. Es stehen noch einige Treffen mit Sponsoren oder auch Termine an. Der vergangene Dienstag war ausnahmsweise ruhiger. Nach dem Seniorennachmittag und einem Rundgang über das Herbstfest waren ihre Pflichten erledigt und es ging zum Stimme-Schonen nach Hause.