„Die Burschen trauen sich zu wenig“

von Redaktion

Interview Influencerin Teresa Bauer über den Herbstfest-Flirt-Faktor

Rosenheim – Wenn Dirndl und Lederhose auf Tiktok und Instagram treffen, dann ist Teresa Bauer meist nicht weit. Die Influencerin aus dem Chiemgau bringt bayerische Traditionen in die sozialen Netzwerke. Das Rosenheimer Herbstfest ist für sie ein Stück Kindheit. Im OVB-Interview spricht sie über ihre Liebe zum Fest, verrät, warum sie vom Flirtverhalten der Männer nicht ganz so überzeugt war, und welche Modesünden bei Trachten für sie absolute No-Gos sind.

Du sprichst in den sozialen Netzwerken viel über Bayern und unsere Traditionen. Wie kam es dazu?

Ich bin im Chiemgau aufgewachsen. Und da sind diese Traditionen ja gar nicht mehr wegzudenken. Ich war als Jugendliche im Trachtenverein und habe da ganz stark diese ganz traditionelle Seite erlebt. Mit 16 Jahren habe ich dann die Freude an Social Media gefunden und wollte mein Leben dort teilen. Und ein großer Teil davon war eben Tradition und Tracht, daher wollte ich das auch mit reinbringen.

Kommen die meisten deiner Zuschauer auch aus der Region?

Das ist ganz spannend, weil meine Zuschauer sehr gemischt sind. Ich habe viele außerhalb Bayerns, die sich das anschauen, weil sie es eben nicht kennen. Aber auch sehr viele Menschen aus Bayern folgen mir, weil sie es gut finden, wenn jemand bayerisch redet. Sowas gab es ja vorher auch nicht so wirklich.

Du warst in diesem Jahr auch schon auf dem Rosenheimer Herbstfest. Wie hat es dir gefallen?

Mir hat es richtig gut gefallen. Das Wetter war leider nicht so gut, aber wenn man mit den richtigen Leuten geht, kann man trotzdem Gaudi haben. 

Was macht das Rosenheimer Herbstfest für dich aus?

Für mich ist das Rosenheimer Herbstfest ein Stück Kindheit. Bei uns war es schon damals so, dass wir immer einmal mit der Familie hingegangen sind. Außerdem ist das Rosenheimer Herbstfest meiner Meinung nach einfach viel persönlicher als zum Beispiel das Oktoberfest – fast schon familiär. Man trifft immer wieder Leute, die man kennt.

Und was gehört für dich zum perfekten Wiesnbesuch dazu?

Bei mir ist es auf jeden Fall eine Schokofrucht, die mag ich ganz gern. Und wenn wir auf dem Rosenheimer Herbstfest sind, gehen wir immer in den Prosecco-Stadl. Manchmal ein bisschen überfüllt, wenn wir ehrlich sind, aber die Stimmung ist super und es gibt was Gutes zum Trinken. Und ich fahre total gern Kettenkarussell.

Du bist ja auch seit Kurzem wieder Single. Wie groß ist der Flirt-Faktor in Rosenheim?

Man hat schon gemerkt, dass immer wieder Blicke kommen. Natürlich kann ich das nicht ganz differenzieren, ob mich jemand gut findet oder ob er mich von Social Media kennt. Aber ich habe schon das Gefühl gehabt, dass die Männer sich gern mal unterhalten würden, aber sich dann doch nicht überwinden können. Sie sind eher sehr schüchtern gewesen, finde ich. Ich hab aber schon bemerkt, dass dann meine Freundinnen auf ein paar Burschen zugegangen sind und die dann auch ganz willig waren. Aber die Burschen trauen sich zu wenig. 

Also sind die Rosenheimer Burschen alle sehr schüchtern?

Ich habe das Gefühl, ja. Man wirft sich zwar Blicke zu, aber wenn der Mann nicht den ersten Schritt macht, dann kann man auch nichts machen.

Der ein oder andere hat dich in Rosenheim bestimmt auch erkannt. Wurdest du zumindest von Zuschauern angesprochen, wenn schon nicht von den Burschen?

Einige, ja. Allgemein, wenn ich da durchgehe, auch durch die Zelte, merkt man definitiv die Blicke. Und der eine oder andere traut sich auch herzukommen. Darüber freue ich mich natürlich total. Für mich ist das auch aufregend. Und auf dem Herbstfest passiert das deutlich öfter als auf der Wiesn in München. Ich habe in Rosenheim auch zwei Mädels getroffen, die mein Dirndl anhatten, das hat mich riesig gefreut.

Da du jetzt sogar dein eigenes Dirndl entworfen hast: Was würdest du sagen, ist das größte Trachten-No-Go?

Mir ist wichtig, dazuzusagen, dass das meine persönlichen No-Gos sind. Ich bin überhaupt keine Person, die jemanden sieht und dann verurteilt. Manche wissen es einfach nicht besser und manche wollen es einfach so. Aber für mich sind seit Jahren eigentlich schon diese super kitschigen Dirndl ein No-Go. Ich finde einfach schlichte Eleganz super. Die Ausstrahlung ist super toll mit so einem traditionellen, schlichten Dirndl. Schlimm finde ich auch diese Billig-Dirndl von China-Onlineshops, die überhaupt keine Passform haben, wo die Schürze quasi unter dem Busen gebunden wird. Aber auch fehlende Dirndl-Blusen unter „normalen“, also nicht hochgeschlossenen Dirndln sehen meiner Meinung nach nur halbfertig aus.

Und was geht bei Männern gar nicht?

Karohemden. Ich weiß, dass die sehr beliebt sind, aber die sehen, finde ich, nicht so edel aus. Genauso wie lange Lederhosen. Ich weiß, dass das bei uns teilweise Tradition ist, aber auf solchen Festen hat bei uns daheim keiner die lange Lederhose an. Aber auch wenn das Gesamtbild nicht stimmig ist, fällt das auf. Wenn Männer zum Beispiel fünf Jahre alte, dreckige Nike Air Force anziehen, passt das für mich einfach nicht zusammen. 

Thema Schuhe ist ja auch bei Frauen ein großer Streitpunkt. Sind Sneaker okay?

Als ich 16 oder 17 Jahre alt war, habe ich auch noch Turnschuhe getragen. Inzwischen nicht mehr. Ich verstehe, wenn man keine High Heels tragen will. Das braucht es auch gar nicht. Macht ja schließlich keinen Spaß, wenn man in den Hacken rumläuft und sich den Fuß bricht oder damit von der Bierbank fällt. Es gibt auch schöne, günstige Schuhe mit wenig Absatz, die trotzdem schick aussehen. Ich bin aber auch Fan von Stiefeln. Cowboystiefel sind ja aktuell sehr im Trend und ich finde es cool. Das ist eine Mischung aus modern und traditionell – so wie ich sie ja auch repräsentiere.

Wie viele Dirndl hast du denn aktuell im Schrank hängen?

Das ändert sich tatsächlich ständig. Ich kriege auch immer wieder Dirndl gesponsert, die ich meinen Zuschauern vorstelle. Aktuell sind es aber 15 und die Tage kommt wahrscheinlich noch eines dazu.

Und welches ist dein absolutes Trachtenlieblingsstück?

Natürlich mein eigenes Dirndl. Da bin ich super stolz drauf. Das ist so ein großes Projekt und ich hätte früher niemals gedacht, dass ich das jetzt schon umsetzen kann. Das war für mich total überwältigend. Jedesmal, wenn ich sehe, dass da mein Name dransteht, bin ich sehr stolz. Das ist auf jeden Fall mein absolutes Lieblingsstück. Das wird niemals aussortiert und das wird einen ganz tollen Ehrenplatz in meinem Kleiderschrank kriegen.

Interview Patricia Huber

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