Stimmungskanone im Flötzinger-Zelt

von Redaktion

Irmi Huber-Einsiedler aus Rosenheim arbeitet seit 40 Jahren als Wiesn-Bedienung

Rosenheim – Das Bedienen ist ihre Leidenschaft und sie macht es mit Herzblut. Irmi Huber-Einsiedler war schon bei 40 Herbstfesten als Bedienung im Flötzinger-Festzelt tätig und möchte das mit ihren 68 Jahren auch noch so lange weiter machen, wie es geht. Fit sei sie nach wie vor.

Dieses Jahr hat sie nur die ersten acht Tage auf dem Herbstfest gearbeitet. Sonst hat sie immer die kompletten 16 Tage durchgezogen. „Heuer sind wir ein bisschen zu viele in der Bedienungsgruppe. Dadurch machen manche nur eine Woche und die Jüngeren zwei“, sagt Huber-Einsiedler. Das stört sie aber nicht unbedingt, so hat sie eine längere Pause zwischen dem Arbeiten auf dem Rosenheimer Herbstfest und dem Münchner Oktoberfest.

Auch im Käfer-Zelt in
München im Einsatz

Denn auch in München ist die 68-Jährige noch tatkräftig im Käfer-Zelt als Bedienung unterwegs. So habe sie mittlerweile dreieinhalb Jahre von ihrem gesamten Leben rein im Bierzelt als Bedienung verbracht. Dass sie es so lange durchzieht, hat einen Grund: „Das ist wie ein Virus oder eine Art Sucht, wenn man das einmal angefangen hat“, sagt Huber-Einsiedler. Es mache einensolchen Spaß, dass man nicht mehr damit aufhören kann.

Ihr erster Einsatz als Bedienung liegt mittlerweile schon mehr als 40 Jahre zurück. Bis auf drei Jahre war sie immer dabei. Sonst trifft man sie in der Box eins im Flötzinger-Bierzelt. „Da bin ich immer gewesen, meistens die gleichen Gäste und ich arbeite in einer super Gruppe mit tollem Teamwork“, sagt die 68-Jährige. Die Kommunikation funktioniere sehr gut. „Das Flötzinger-Zelt an sich ist einfach sehr familiär und herzlich. Da fühle ich mich gut aufgehoben“, sagt Huber-Einsiedler.

Über die Jahre sei sie in die Aufgabe reingewachsen. „Als ich als junges Mädchen angefangen habe, da war ich noch sehr zurückhaltend und ein bisschen unsicher“, sagt Huber-Einsiedler. Das habe sich ihr zufolge über die Jahre deutlich verändert: Sie traue sich mehr, sei offener und mache mehr Gaudi. „Ich bin eine, die Stimmung macht und auch mal ein bisschen mittanzt“, verrät sie. Wenn gegen 20.30 Uhr alle Gäste mit Essen versorgt wurden und der Andrang nicht mehr so groß sei, dann mache sie ein bisschen Party mit den Gästen. So werde das Herbstfest für sie mit jedem Jahr immer schöner. „Ich fühle mich richtig wohl im Zelt, ein bisschen wie zu Hause“, sagt sie.

Über die Jahre ist Huber-Einsiedler aber nicht nur persönlich gewachsen, auch die Situation im Bierzelt habe sich verändert. Sie erinnere sich noch an die Zeit, als man im Zelt rauchen durfte. „Das hatte mich sehr belastet“, sagt sie, denn nach dem Herbstfest habe sie oft Husten und eine leichte Bronchitis gehabt. Das Rauchverbot sei für sie und auch ihre Kollegen ein Segen. Aber auch das Trinkverhalten der Gäste habe sich verändert. „Der Bierkonsum ist ein bisschen zurückgegangen. Früher haben die Leute vier oder fünf Mass getrunken. Heute trinken sie vielleicht noch ein oder zwei“, sagt Huber-Einsiedler. Außerdem würden die Besucher deutlich häufiger alkoholfreies Bier bestellen.

Ob alkoholfrei oder eine Mass Wiesn Märzen: Irmi Huber-Einsiedler bringt sie den Gästen an die Tische. Aber auch unter dem Jahr ist sie auf vielen verschiedenen Festen unterwegs und bedient. „Ich mag den Umgang mit den Menschen. Das ist das Schönste am Bedienen“, sagt sie. Sie sei ein geselliger Mensch und möchte, dass die Gäste am Abend glücklich nach Hause gehen. Dafür müsse man mit den Leuten umgehen können: „Sie sollen sich wohlfühlen und nicht gedrängt.“

Für sie ist das Bedienen allerdings nur ein Nebenjob gewesen, hauptberuflich war sie Sportlehrerin. „Ich glaube, wenn ich das ganze Jahr bedienen müsste, würde ich nicht immer so viel Freude dabei haben“, sagt Huber-Einsiedler. So ist es für sie aber immer eine schöne Abwechslung. Auch weil sie in der Schule „gedämpfter“ aufgetreten wäre, schließlich hatte sie dort eine Vorbildfunktion und hätte keine dummen Sprüche erzählen können. „Ich sage immer, ich habe zwei Herzen: Eins schlägt für das Bedienen und die Gäste, das andere für die Schule. Ich hätte beides nicht missen mögen“, sagt sie.

Mittlerweile ist die Sportlehrerin in Rente. Fit hält sie sich trotzdem, wie zum Beispiel durch Mountainbiketouren auf den Berg. Davon könne sie auch die Kraft und Fitness für das Herbstfest zehren, genauso wie von ihrer gesunden Ernährung. „Ich nehme mir zum Arbeiten auch immer was zu Essen mit. Was aus meinem Garten, das gesund und frisch ist“, erklärt die Herbstfest-Bedienung. Falls sie in der Wiesn-Zeit doch mal Probleme mit der Stimme bekomme, mache sie sich starke Ingwer Shots. Das alles halte sie fit.

Vielleicht ist das das Geheimnis dahinter, wie man 40 Jahre als Bedienung auf dem Herbst- und Oktoberfest überstehen kann. Für ihre langjährige Treue gegenüber der Flötzinger-Brauerei wurde sie jetzt geehrt. „Alle gehen fast über ihre Grenzen hinaus, um ihre Arbeit erledigen zu können. Da gibt es von uns ein großes Dankeschön und wir freuen uns, dass wir lauter so treue Seelen haben“, sagt Marisa Steegmüller am Telefon. Sie hat Huber-Einsiedler persönlich für ihre 40 Jahre im Zelt geehrt. Die Gäste würden bei ihr häufiger mal den Wunsch äußern, dass sie bei Irmi sitzen möchten. „Es ist schön, wenn es in der heutigen Zeit noch solch eine Tradition gibt“, sagt die Flötzinger-Chefin.

Früher Sportlehrerin
der Brauerei-Chefin

Doch nicht nur Tradition spielte bei der Ehrung eine Rolle, auch Freundschaft. Huber-Einsiedler sagt, sie sei sehr gerührt gewesen. „Besonders schön fand ich, dass Marisa Steegmüller mich als ihre Freundin auf die Bühne gerufen hat. Das war eine Auszeichnung für mich“, sagt die 68-Jährige. Vor allem kennen sich die beiden schon eine ganze Zeit, denn Irmi Huber-Einsiedler war früher Marisa Steegmüllers Sportlehrerin. „Bei der Ehrung war ich gerührt und auch ergriffen. Es macht mir aber auch Freude und das schöne ist, dass die Freundschaft weitergeht“, sagt Steegmüller zur Ehrung. Denn nicht nur Irmi Huber-Einsiedler trägt dazu bei, dass alles im Flötzinger Zelt läuft, mit ihrer Tochter arbeitet bereits die nächste Generation dort.

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