Der Kajak-Klub feiert sein 100-Jähriges

100 Jahre Kajak-Klub Rosenheim

von Redaktion

Interview Vorsitzender Georg Eutermoser über Feierlichkeiten, Surfwelle und Olympia

Rosenheim – Georg Eutermoser steckt mitten in den Vorbereitungen. Der Vorsitzende des Kajak-Klubs Rosenheim organisiert derzeit – gemeinsam mit den Mitgliedern – die Festwoche für das 100-jährige Jubiläum des Vereins. Was ihn an der Geschichte des Vereins besonders überrascht hat – und wieso auch der Kajak-Klub dringend eine Surfwelle braucht, verrät er im OVB-Gespräch.

Den Kajak-Klub Rosenheim gibt es bereits seit 100 Jahren. In Vorbereitung auf die Festwoche haben Sie sich auch die Chronik des Vereins näher angeschaut. Was hat Sie überrascht?

Das ist eine gute Frage. Ich denke die Tatsache, dass der Verein auch während des Nationalsozialismus weiter existiert hat. Viele Sportvereine mussten während dieser Zeit aufgelöst werden, aber der Kajak-Klub blieb davon verschont. Die Mitgliederzahlen sind zu dieser Zeit natürlich gesunken, viele mussten an die Front. Zum Kriegsende war der Verein nur noch ein Schatten seiner selbst.

Wie hat sich der Verein wieder aufgerappelt?

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte der Verein schnellstmöglich wieder aufgebaut werden. Es gab mehrere gescheiterte Versuche, 1950 klappte es dann schließlich mit einer Neugründung. Das war damals eine sehr große Sache, wir hatten einen riesigen Zulauf. Viele wichtige Rosenheimer kamen zu uns.

Zum Beispiel?

Hans Klepper und Franz Niedermayr. Ein ganz entscheidender Wendepunkt war dann, als im Jahr 1957 Anton Prijon nach Rosenheim gekommen ist. Er fand bei den Klepperwerken Arbeit und seine sportliche Heimat bei uns im Verein. Nach einem Jahr ist er bereits Weltmeister geworden – mit einem selbst gebauten Kajak und Paddel. Durch ihn haben wir den Fokus auch auf den Leistungssport gelegt. Dann kam auch noch der Siegfried Gunzenberger zu uns, der ebenfalls zahlreiche große Erfolge eingefahren hat. Auch er hat unseren Verein über Jahre geprägt.

Ohne die Firma Klepper und Prijon wäre vieles sicherlich nicht möglich gewesen, oder?

In den Anfangsjahren war es vor allem die Firma Klepper, die uns wahnsinnig unterstützt hat. Johann Klepper war damals unser erstes Ehrenmitglied. Ab 1960 war es dann vor allem die Firma Prijon. Von der Unterstützung profitieren wir bis heute. Ein großer Teil unserer Vereinsboote ist von der Firma Prijon gesponsort.

Wie stolz sind Sie auf den Verein?

Sehr stolz, vor allem darüber, dass ich gemeinsam mit Klaus Süßmuth und Joachim Rammer in der Vorstandschaft tätig sein darf. Das ist eine Ehre und Verantwortung, auch weil wir mittlerweile fast 500 Mitglieder haben.

Hat es in den vergangenen Jahren einen Zuwachs bei den Mitgliedern gegeben?

Ja, in den vergangenen Jahren sind die Zahlen stark gestiegen.

Woran liegt das? Ist Kajakfahren der neue Trendport?

So würde ich das nicht formulieren. Bei uns ist vor allem der Breitensport gewachsen. Über viele Jahre hinweg waren wir sehr stark leistungssportlich orientiert. Seit 2010 hat sich der Fokus etwas verschoben. Dadurch haben wir viele neue Mitglieder bekommen, darunter vor allem Erwachsene. Wir mussten tatsächlich ein bisschen darauf achten, dass bei uns als gemeinnütziger Verein dadurch die Jugendarbeit nicht zu kurz kommt.

Also ist der Nachwuchsmangel bei Ihnen kein Thema?

Doch, doch. Es ist generell schwierig, Kinder und Jugendliche dafür zu begeistern, einem Verein über längere Zeit treu zu bleiben. Da stehen auch wir im Verein vor Herausforderungen. Es steht und fällt auch bei uns mit den Betreuern und Trainern. Sie sind es, die es schaffen müssen, beim Nachwuchs das Feuer zu entfachen. Das gelingt uns ganz gut.

Viele Vereine klagen auch über einen Mangel an Trainingsflächen.

Da können wir uns eigentlich nicht beschweren. Seit vielen Jahren haben wir am Inn in der Kastenau unsere Slalomstrecke. Am Simssee haben wir unser Gelände in Ecking. Dort konnten wir erst kürzlich unseren Pachtvertrag verlängern. Zudem haben wir unseren neuen Bootschuppen am Hammerbach. Dort haben wir die Kinderstrecke, die auch von den Schülern des Finsterwalder-Gymnasiums genutzt wird. Das funktioniert sehr gut.

Also wunschlos glücklich?

Langfristig wäre es schon toll, wenn wir einen weiteren Schritt nach vorne machen könnten. An der Staustufe Thansau, am Kraftwerk in Rosenheim, haben wir einen tollen Höhenunterschied. Diese Stelle würde sich sehr gut für eine künstliche Wildwasserstrecke anbieten. Aber das ist natürlich eine Kostenfrage. Aber sollte es tatsächlich klappen, könnten dort neben Weltmeisterschaften auch Weltcups ausgetragen werden. Zudem könnten wir kommerzielles Rafting anbieten. Das wäre eine absolute Touristenattraktion für Rosenheim.

Hört sich nach sehr großen Träumen an.

Man darf nicht vergessen, dass Deutschland im Kanusport und insbesondere im Kanuslalom und Wildwasserrennsport weltweit ganz vorne mit dabei ist. Aber aufgrund des Klimawandels kommt es immer wieder vor, dass Flüsse nicht genügend Wasser haben. Das führt dazu, dass bereits Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Schlimmstenfalls müssen deshalb vielleicht Olympiastützpunkte geschlossen werden. Da braucht es Alternativen.

Das hört sich an, als ob Sie schon konkrete Ideen haben, wo man einen neuen Olympiastützpunkt eröffnen könnte.

Man muss träumen (lacht). Aber es ist wichtig, solche Dinge anzusprechen, auch um den Leuten bewusst zu machen, welche Möglichkeiten es gibt. Natürlich ist der Kanusport eine Randsportart, aber die Einschaltquoten sind immer sehr hoch. Das haben wir bei den Olympischen Spielen in Paris wieder gesehen.

Wie stehen Sie eigentlich zum Thema Surfwelle?

Wir stehen voll und ganz hinter dem Projekt und durften auch unsere Wünsche mit einbringen. Seit vielen Jahren gibt es auch beim Kajakfahren das Surfen, das nennt sich Kanu-Freestyle. Die Surfwelle könnten also auch wir für Trainingszwecke nutzen. Zudem wären Wettkämpfe mitten in der Stadt ein Hingucker. Wir hoffen sehr, dass es mit einer Umsetzung klappt und wir auch die Anwohner von der Idee überzeugen können. Ich sehe die Surfwelle als Bereicherung für die Stadt, insbesondere für junge Leute.

Am Wochenende feiern Sie das 100-jährige Jubiläum des Vereins. Wie groß ist die Vorfreude?

Riesig (lacht). Ich persönlich freue mich vor allem auf den Tag der offenen Tür am morgigen Sonntag.

Sie sind selbst begeisterter Kajakfahrer. Warum geht es nicht ohne?

Für mich ist es der unmittelbare Kontakt zum Element. Die Kraft des Wassers zu spüren, ist toll. Bei einer Feierabendrunde nach der Arbeit komme ich immer zur Ruhe. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Die Sportart ist sehr vielfältig. Man kann sich im extremen Wildwasser versuchen, um Korsika oder gemütlich über den Simssee paddeln und an Expeditionen teilnehmen. Zudem ist die Sportart gut für Körper und Seele. Außerdem haben wir sehr viele nette Leute im Verein (lacht).

Interview: Anna Heise

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