Rosenheim – Nach 28 Jahren zieht der Verein „Pro Arbeit“ einen Schlussstrich: Die Mitgliederversammlung hat die Auflösung des Vereins zum Jahresende 2025 offiziell beschlossen.
Damit endet eine Ära, in der „Pro Arbeit“ maßgeblich zur Unterstützung benachteiligter Jugendlicher in Rosenheim und Umgebung beigetragen hat. Die wichtigsten Angebote, wie die Jugendsozialarbeit an Schulen und das Qualipaten-Projekt, werden jedoch unter der Trägerschaft anderer Organisationen weitergeführt. Dies teilte der Vorsitzende Harald Neu im Rahmen der letzten Mitgliederversammlung mit.
Wie Neu und Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März betonten, geht mit der Vereinsauflösung „nichts verloren“ – weder für die betreuten Jugendlichen noch für die Angestellten. „Durch die Auflösung des Vereins wird niemand arbeitslos“, versicherten beide. Die Jugendsozialarbeit an den Rosenheimer Schulen ist künftig beim Jugendamt der Stadt angesiedelt, im Inntal und an den vier Berufsschulen übernimmt die Diakonie diesen Bereich, während die JaS im Mangfalltal nun bei der Arbeiterwohlfahrt angesiedelt ist. Das Qualipaten-Projekt wird künftig vom Stadtjugendring betreut.
Der Verein „Pro Arbeit“ wurde 1997 gegründet, um benachteiligten Jugendlichen den Weg zu einem Schulabschluss und in eine Berufsausbildung zu ebnen. Wie Gründungsmitglied Harald Neu erinnerte, begann alles mit einer vom Arbeitsamt geforderten ABM-Stelle. In den folgenden Jahren entwickelte sich „Pro Arbeit“ zu einer bedeutenden Einrichtung der freien Jugendhilfe mit zuletzt 50 festangestellten Mitarbeitern und 30 ehrenamtlichen Qualipaten. Besonders prägend war die Vorreiterrolle des Vereins bei der Etablierung der Jugendsozialarbeit an Schulen, die heute bayernweit als unverzichtbarer Bestandteil des Schullebens gilt. Ermöglicht wurde dies durch eine Anschubfinanzierung der Sparkasse Rosenheim.
Im Laufe der Jahre wuchs das Angebot des Vereins stetig. Während der Flüchtlingskrise 2015/2016 stieg die Mitarbeiterzahl auf knapp 100, um mehr als 850 junge Geflüchtete mit Sprachkursen und sozialpädagogischer Begleitung zu unterstützen. Viele von ihnen fanden ihren Weg ins Berufsleben, wie Neu in seinem Abschlussbericht hervorhob.
Große Anerkennung zollte Neu dem im Jahr 2023 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden Jürgen Krause, der die Vernetzung mit anderen Einrichtungen und der Wirtschaft maßgeblich vorangetrieben hatte. Auch Claudia Georgii, die 26 Jahre lang als Geschäftsführerin tätig war, wurde für ihr Engagement gewürdigt.
Die Abwicklung des Vereins liegt nun in den Händen von Harald Neu und dessen Stellvertreter Josef Trost, die als Liquidatoren bestellt wurden.
Oberbürgermeister März würdigte „Pro Arbeit“ als verlässlichen Partner und wichtigen Bestandteil des sozialen Netzes in Rosenheim. Die Auflösung sei, trotz aller Wehmut, eine „folgerichtige Entscheidung“, die auf einer professionellen Abwägung der Gegebenheiten beruhe. Das Vermächtnis des Vereins bleibt jedoch erhalten: „Das, was der Verein aufgebaut hat, geht nicht verloren“, so März.