Schäferhundeverein vor dem Aus?

von Redaktion

Der Schäferhundeverein in Rosenheim feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen. Doch die Zukunft ist ungewiss. Der Grund: Auf dem Übungsplatz könnten in den kommenden Jahren Wohnungen entstehen. Für die Mitglieder wäre das eine Katastrophe.

Rosenheim – Die Stimmung bei Andreas Klarl ist gedrückt. Der Vorsitzende bangt um die Zukunft des Rosenheimer Schäferhundevereins. Und das schon seit einiger Zeit. Denn das Übungsgelände des gemeinnützigen Vereins befindet sich auf städtischem Grund. Vor 30 Jahren haben Verein und Stadt deshalb einen Erbpachtvertrag geschlossen. Das Problem: Der Vertrag läuft im Dezember 2026 aus. Wie es danach weitergeht, ist bisher ungewiss.

Sanierungsarbeiten stehen an

„Wir können nicht für die Zukunft planen“, sagt Klarl. Und dabei sei genau das dringend notwendig. So würden beispielsweise Sanierungsarbeiten am Vereinshaus anstehen. Die Dachfenster müssen erneuert, die sanitären Einrichtungen ausgetauscht werden. „Aber all das können wir eben nur noch machen, wenn wir wissen, ob und wie es im nächsten Jahr weitergeht“, sagt der Vorsitzende. Denn im schlimmsten Fall könnte der Verein im kommenden Jahr ohne Zuhause dastehen. „Das würde das Ende des Vereins bedeuten“, sagt Klarl. Doch genau das will der gelernte Hundetrainer unbedingt verhindern. Er hat sich an die Verwaltung gewandt, um Gespräche bei verschiedenen Politikern gebeten.

Vor einigen Wochen hatte er die SPD zu Besuch auf dem Gelände. Er erzählte von der Arbeit mit den Hunden, lobte den hohen ehrenamtlichen Einsatz der rund 30 Mitglieder. Aber er machte eben auch kein Geheimnis daraus, vor welchen Problemen der Verein derzeit steht. Die SPD wandte sich daraufhin mit einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März.

Zukunft soll
gesichert werden

Die Forderung: Die Zukunft des Vereins sichern und zu klären, wie es mit den Grundstücksflächen weitergeht. „Nur wenn diese Fragen geklärt sind, kann der Schäferhundeverein auch künftig seine wichtige Arbeit für Mensch und Tier leisten“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Das unterstreicht auch Andreas Klarl. Denn nicht nur würden die geplanten Arbeiten am Vereinsheim still stehen, auch neue Mitglieder zu finden, sei derzeit schwierig. „Die Leute sind sehr vorsichtig, eben weil es passieren kann, dass wir im kommenden Jahr aufhören müssen“, sagt der Vorsitzende. Doch genau diese Sorge scheint unbegründet. Zumindest, wenn man bei Oberbürgermeister Andreas März (CSU) nachfragt.

„Wir werden keine Hunde vor die Tür setzen“, sagte er während der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses. In dieser drehte sich an diesem Nachmittag alles um das Gebiet rund um die Brunnholzstraße. Also dort, wo auch der Schäferhundeverein seinen Sitz hat.

Die rund 3,3 Hektar große Fläche befindet sich am westlichen Rand von Rosenheim. Eingegrenzt wird der Bereich vom Keferwald, der neuen Westtangente, landwirtschaftlichen Flächen sowie dem Gelände des Schäferhundevereins im Norden. Bisher wurde die Fläche vor allem land- und forstwirtschaftlich genutzt. Jetzt gibt es jedoch neue Pläne.

„Im Rosenheimer Stadtgebiet besteht bereits seit Jahren eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnbauflächen“, heißt es aus dem Rathaus. Im Bereich der Brunnholzstraße würden der Verwaltung bereits Wünsche von Grundstückseigentümern vorliegen, die dort Wohnraum schaffen wollen. Aus diesem Grund muss nicht nur der Flächennutzungsplan geändert werden, sondern auch ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Ziel des Bebauungsplans sei es, die Siedlungsstruktur zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Wir sind dafür, die vorhandene Bebauung abzurunden“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan.

Gleichzeitig erinnerte er aber auch daran, dass sich auf der Fläche eben auch das Zuhause des Schäferhundevereins befindet. Sollte sich also herausstellen, dass die Fläche des Vereins anderweitig genutzt wird, oder der Verein aus immissionsschutzrechtlichen Gründen nicht mit einer Wohnbebauung vereinbar ist, brauche es eine Alternative. „Der Schäferhundeverein muss sich keine Gedanken machen“, sagte Oberbürgermeister März. Würde sich herauskristallisieren, dass es an dieser Stelle nicht weitergeht, würde man Ersatzflächen zur Verfügung stellen.

Sorgen vor einer Splittersiedlung

Für Andreas Klarl ist diese Aussage nur ein schwacher Trost. „Es hört sich derzeit nicht danach an, als ob unser Verein wirklich gerettet ist“, sagt er am Telefon. Dafür braucht es ihm zufolge eine konkrete Aussage. Denn auch eine Ersatzfläche würde den Verein vor die ein oder andere Herausforderung stellen. „Wir müssen ja alles umziehen und herrichten. Das braucht auch eine gewisse Vorlaufzeit“, sagt er.

Während sich der Vorsitzende des Schäferhundevereins um die Zukunft sorgt, beschäftigte die Politiker von Grünen und Freien Wähler/UP etwas ganz anderes. „Einer Siedlungsentwicklung an dieser Stelle stehen wir kritisch gegenüber“, sagte Anna Rutz (Grüne). Sie befürchte, dass es zu einer Splittersammlung kommen könnte – also einer unorganisierten Ansammlung von Gebäuden.

Keine Anbindung
an den ÖPNV

Hinzu kommt die Tatsache, dass der Bereich nicht an den ÖPNV angeschlossen ist und es sich auf dem vorhandenen Moorboden ohnehin nicht gut bauen lasse. „Wir lehnen den Bebauungsplan ab“, sagte auch Dr. Beate Burkl (Freie Wähler/UP). Sie hat die Sorge, dass mehrgeschossige Wohnungen einen „Einfluss auf die Frischluftschneise“ hätten und dadurch einen negativen Einfluss auf das städtische Klima hätten.

Oberbürgermeister März erinnerte daran, dass eine Bundesstraße – nämlich die Westtangente – durch das Gebiet gebaut wurde. „Wir planen zudem auch keine Bebauung für 100 Wohneinheiten, sondern nur eine lockere Erweiterung“, fügte Erdogan hinzu. Der Fraktionsvorsitzende erinnerte daran, dass die Grünen vor knapp fünf Jahren noch für eine Bebauung an dieser Stelle gestimmt hätten.

Zukunft auf
wackligen Beinen

„Wir haben uns die Situation jetzt aus einer anderen Perspektive angeschaut. Wir haben die Argumente abgewogen und schauen, was das beste für Rosenheim ist“, sagte Anna Rutz. Letztendlich sprachen sich die Mitglieder des Bauausschusses für eine Änderung des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans aus. Die Zukunft des Schäferhundevereins steht damit – zumindest vorerst – weiterhin auf wackligen Beinen.

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