Rosenheim – 100 Jahre Kajak-Klub Rosenheim bedeuten nicht nur Feiern, sondern auch Spaß und Information. Diese Kombination ist den Verantwortlichen um Vorstand Georg Eutermoser bislang hervorragend gelungen. Neben dem Tag der offenen Tür boten sie dem Publikum eine interessante Entwicklung des Bootsbaus aus der damaligen Zeit bis heute an.
„Der Nachwuchs
ist das Herz
der Abteilung“
Dass der Verein mehrere Abteilungen sein Eigen nennen kann, darauf kann er wahrlich stolz sein, und dies wurde auch am Tag der offenen Tür deutlich. Neben dem Leistungssport, der den Kanuslalom oder auch den Wildwassersport umfasst, hat man sich auch dem Breitensport und vor allem auch dem Kinder- und Jugendsport gewidmet, wobei es auch hier die sogenannten Paddelkids (Breitensport) und auch den Leistungssport gibt. Peter Eutermoser meinte hierzu: „Der Nachwuchs ist das Herz der Abteilung“.
Die Besucher hatten dann auch Gelegenheit, sich an diversen Stationen zu testen, eine Kajakvorführung zu verfolgen und selbst auf dem Inn wie auch auf dem Mosbach in ein Boot einzusteigen und probe zu paddeln. Wie sich der Bootsbau früherer Tage bis heute entwickelt hat, warum Paddel nicht gleich Paddel ist und welche Ausrüstung man benötigt, versuchte man, dem oftmals fachkundigen Publikum in einer Ausstellung ebenfalls zu vermitteln. „Schon mit den Booten früherer Zeit ist man auf dem Wildwasser gefahren. Da sie sehr wenig aushielten, brauchte man eine sehr saubere Fahrweise“, erklärte Joachim Rammer den Anwesenden.
Ehrenmitglied Siegi Gunzenberger, der sich einmal mehr als wandelndes Lexikon präsentierte, ergänzte bezüglich der damaligen Wettkampffaltboote: „1963 ist das letzte Wettkampffaltboot gebaut worden. Mit dem Slalomboot ist man damals Slalom und Abfahrt gefahren“. Die Boote als solche waren für die damalige Zeit schon sehr leicht, allerdings sehr empfindlich. Gebaut wurden sie hauptsächlich aus Glasgewebe. Welche Boote aus früherer Zeit aus welchem Material gebaut wurden und bei welchen Veranstaltungen sie verwendet wurden, konnte Konrad Hollerieth erklären.
So stellte er unter anderem das Slalomboot „Augsburg“ vor, mit dem Toni Prijon 1985 in Augsburg Weltmeister im Kanuslalom mit der Mannschaft wurde. Im Programm war aber auch das Wildwasser-Abfahrts-Rennboot von Renate Prijon. Die damals 17-Jährige gewann mit diesem Boot die Weltmeisterschaft mit der Mannschaft. Zu den interessantesten Exponaten zählte zudem das Weltmeisterboot von 1959, mit dem Toni Prijon senior den ersten Platz belegte.
Besondere Beachtung fand allerdings das Siegerboot „Modell Olympia 400“. Der damalige DDR-Sportler Siegbert Horn wurde mit diesem Boot 1972 Olympiasieger. „Es ist schon spektakulär, denn das Siegerboot wurde in Rosenheim gebaut“, fügte Georg Eutermoser hinzu. In den weiteren Jahren verfeinerte sich der Bootsbau deutlich. Die Materialien wurden dabei immer leichter. Eutermoser fügte in diesem Zusammenhang auch noch hinzu, dass es mit Booten für den Wildwasser-Abfahrtssport, den Kanu-Slalombooten und den Rennkajaks insgesamt drei Kategorien gibt. Ein Beispiel hierzu stellte der Neuzugang des Kajak-Klub Rosenheim und mehrmalige deutsche Meister Christopher Masini mit seinem aktuellen Rennboot vor.
„Es ist das momentan schnellste Boot, das es auf dem Markt gibt. Es ist computer-designed und wird aus Carbon-Kevlar gebaut. Die Mindestbreite von 60 Zentimetern wurde inzwischen abgeschafft“, erklärte er. Im Gegensatz dazu fanden die Besucher ein Rennboot, das sogenannte Nelo vor, das im Vergleich zum Boot von Masini nicht so leicht bricht, aber ebenfalls dementsprechend lang ist. Das Augenmerk bei diesem etwa fünf Meter langen Boot liegt hierbei auf Wendigkeit.
Wie Eutermoser ausführte, sollen die Bootslängen in den nächsten zwei Jahren deutlich verkürzt werden, wobei eine Besucherin daraufhin anmerkte, dass man dann wohl in einer Nussschale unterwegs wäre. Wie die Boote aus den 1980er- Jahren aussahen und welche Eigenschaften sie vorwiesen, das konnte Eutermoser ebenfalls vorstellen. Auch die Paddel, die aus der Anfangszeit stammen und bis heute gebaut wurden, haben sich deutlich verändert. Siegi Gunzenberger erläuterte hierzu: „Die Paddel, die in den 1950er-Jahren gebaut wurden, waren ausschließlich teilbare Paddel mit Hülsen. Sie waren wesentlich länger. Später hatte man Paddel, die nicht mehr teilbar waren. Bei der Form des Paddels gibt es heute unterschiedliche Formen“. Georg Eutermoser konnte hierzu den Besuchern die verschiedenen Formen der Paddel anhand von Beispielen vorführen.
Ausstellung zeigt
die Entwicklung
des Bootsbaus
Wie die Serienherstellung des Faltbootes durch Johann Klepper begann und wie der Kajak-Klub Rosenheim gegründet wurde beziehungsweise welchen Neubeginn er fand, das konnten sich die Besucher im Rahmen einer Ausstellung anschauen. Georg Eutermoser stellte diesbezüglich auch fest: „Die Entwicklung des Bootsbaus setzt sich auch heute fort.“