Rosenheim – Richtig glauben, kann es Gisela Schweda noch immer nicht. Seit vielen Jahren lebt sie am Mitterfeld, nur wenige Meter entfernt von der Rewe-Filiale an der Ebersberger Straße. „Manchmal gehe ich dort sogar zweimal am Tag einkaufen“, sagt sie. Umso größer sei der Schock gewesen, als sie vor einigen Tagen erfahren hat, dass der Supermarkt schließt. Und zwar bereits heute.
„Niemand hat uns darüber informiert“, sagt Gisela Schweda. Sie habe sich mit den Verkäuferinnen unterhalten, versucht herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gibt, die Schließung zu verhindern. „Für viele Senioren ist das eine Katastrophe“, sagt die Rosenheimerin. Denn die Rewe-Filiale ist für die Bewohner des Mitterfelds gut zu Fuß erreichbar. Eben auch für diejenigen, die beispielsweise auf einen Rollator angewiesen sind. Und davon gibt es Gisela Schweda zufolge eine ganze Menge. „Viele Senioren haben kein Auto und können keine langen Strecken zurücklegen“, sagt die Rosenheimerin. Sie befürchtet, dass viele ältere Bewohner jetzt keine Möglichkeit mehr haben, schnell und unkompliziert einkaufen zu gehen.
Unternehmen
schweigt über Gründe
Dass die Rewe-Filiale an der Ebersberger Straße 107 tatsächlich schließt, bestätigt eine Sprecherin des Unternehmens auf OVB-Anfrage. Über die Gründe aber schweigt sie: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns dazu nicht äußern möchten.“ Auch Angaben darüber, seit wann feststeht, dass die Filiale geschlossen wird, macht die Sprecherin nicht. Zumindest die Verkäuferinnen, die derzeit in der Ebersberger Straße 107 im Einsatz sind, müssen sich keine Gedanken machen. „Sie werden in den umliegenden Märkten eingesetzt“, sagt die Sprecherin. Sie erinnert zudem daran, dass sich die nächsten Rewe-Märkte ganz in der Nähe befinden. So sei der Rewe-Markt an der Hofmillerstraße 1 nur zwei Minuten mit dem Auto entfernt und auch gut mit dem Bus erreichbar.
Ein Nahkauf-Markt befindet sich zudem in der Austraße. Die Sprecherin rechnet hier mit einem Fahrtweg von drei Minuten. Auch in diesem Fall sei eine gute Busanbindung vorhanden. Doch auch das dürfte für den ein oder andere Senior noch zu weit sein. Zumindest beim Rosenheimer Seniorenbeirat gab es bisher noch keine besorgten Anrufe. Doch Vorsitzende Irmgard Oppenrieder weiß um die Probleme. „Leider gibt es derzeit kein Geschäft, das aktuell Einkäufe nach Hause liefert“, sagt sie.
Lieferung von
Einkäufen unmöglich
Zwar gibt es beim Rewe in der Hofmillerstraße die Möglichkeit, den Einkauf telefonisch durchzugeben und sich zusammenstellen zu lassen. Um die zusammengestellten Einkäufe am Nachmittag aber abzuholen, braucht es trotzdem eine Fahrmöglichkeit.
„Es ist und bleibt ein Problem, das sicher nicht kleiner wird“, sagt Irmgard Oppenrieder. Sie selbst begleite jeden Freitag eine Seniorin ehrenamtlich zum Einkaufen. „Sie ist ganz alleine, mobil stark eingeschränkt und hätte sonst keine Möglichkeit, sich zu versorgen“, sagt die Vorsitzende des Seniorenbeirats.
Nicht alle Anwohner rund ums Mitterfeld scheinen jedoch von der Schließung des Rewe-Marktes überrascht zu sein. „Es ist natürlich schade, dass der Markt schließt, aber ich kann es nachvollziehen. Hier wurde eher in kleinen Mengen eingekauft und ich glaube nicht, dass der Markt besonders umsatzstark war“, sagt ein junger Rosenheimer, der ebenfalls nur wenige Meter entfernt wohnt.
Es war ihm zufolge zwar durchaus praktisch, den Markt direkt vor der Tür zu haben, für den Wocheneinkauf sei er – wie viele andere – aber dann doch eher zum Discounter und anderen größeren Märkten gefahren. Ihm sei auch berichtet worden, dass viele nicht verkaufte Lebensmittel am Ende der Woche entsorgt werden mussten. „Tatsächlich sind mir auch schon abgelaufene Produkte untergekommen“, sagt er.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Denn ein Nachmieter konnte bereits gefunden werden. Das bestätigt der Eigentümer des Gebäudes auf OVB-Anfrage. Der Mietvertrag sei zum 3. November gekündigt worden, letzter Verkaufstag ist aber eben bereits am heutigen Samstag. Den Standort übernehmen wird der Getränkefachmarkt Anderl. „Wir werden an dieser Stelle einen schönen, neuen Getränkemarkt eröffnen“, sagt Geschäftsführer Paul Anderl. Er freue sich darüber, dass er nach seinem ersten Standort an der Äußeren Münchener Straße jetzt auch den Rosenheimer Norden versorgen kann.
Komplette
Renovierung
Bevor der Getränkemarkt eröffnen kann, muss das Objekt an der Ebersberger Straße jedoch erst einmal komplett renoviert werden. „Sobald alles in neuem Glanz erscheint, werden wir an den Start gehen“, sagt Paul Anderl. Ein genaues Eröffnungsdatum gebe es noch nicht, geplant sei aber, dass noch in diesem Jahr die ersten Getränke verkauft werden können.