Kolbermoor – Elefanten, die auf Bällen balancieren, Pferde, die auf Kommando steigen, und Tiger, die Kunststücke ausführen. In vielen Zirkussen sind Tiernummern immer noch fester Bestandteil des Programms. Die Kritik daran nimmt allerdings zu. Die Tierschutzorganisation Peta beispielsweise bemängelt den Druck und den Stress, dem die Tiere ausgesetzt sind. Auch in Kolbermoor gastiert gerade ein Zirkus, der noch Tiere im Programm hat.
Lamas, Hunde und Pferde tanzen dort, beim Circus Louis Knie, durch die Manege. „Die Tiere gehörten zur Tradition unseres Hauses und sind für mich persönlich mein Alles – mein Hobby und mein Leben seit meiner Kindheit“, sagt Zirkusdirektor Louis Knie. Der 50-jährige Österreicher kommt aus einer Zirkusfamilie, die schon seit 200 Jahren besteht. Er sagt, die Tiere prägen die Stimmung der Vorstellung entscheidend. „Und sie sind ein zentraler Teil unserer Familiengeschichte.“
Kontrollen durch
Amtstierärzte
Zirkusdirektor Louis Knie arbeitet schon seit 46 Jahren mit Tieren in der Manege. „Das Wohl der Tiere hat bei uns oberste Priorität“, betont Knie. Die Tiere kämen deshalb noch vor dem Menschen. „Wir erfüllen und übertreffen oft sogar die vorgeschriebenen Vorgaben, weil uns artgerechte Haltung und saubere Unterkünfte sehr wichtig sind“, betont der Österreicher. In jeder Stadt, in der sein Zirkus Halt macht, kontrolliere ein Amtstierarzt die medizinische Versorgung der Tiere, erklärt er.
Das bestätigt auch Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Landratsamtes Rosenheim, auf Anfrage des OVB. „Das Landratsamt Rosenheim überprüft in der Regel alle Zirkusse mit Tierhaltungen, die in der Stadt oder im Landkreis Rosenheim gastieren“, sagt sie.
Denn für die Haltung von Tieren im Zirkus gibt es einige Vorgaben. „Zirkusse müssen alle einschlägigen Bestimmungen des Tierschutz- und des Tierseuchenrechts einhalten“, betont Gaßner-Nickl. Dabei gelte insbesondere das Gebot, die Tiere ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend angemessen zu ernähren, zu pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen.
Keine altertümlichen
Tier-Tricks mehr
„Im Zirkus sind alle Tiere erlaubt, die im Erlaubnisbescheid für den entsprechenden Betrieb nach Paragraf 11 im Tierschutzgesetz aufgeführt werden“, erklärt die Pressesprecherin. Ein ursprünglich von der Ampelkoalition geplantes Wildtierverbot sei aufgrund des Regierungswechsels nie endgültig beschlossen worden. In Deutschland sind Wildtiere im Zirkus deshalb weiterhin grundsätzlich gestattet.
Im Circus Louis Knie gibt es allerdings nur domestizierte Tiere zu sehen. „Bei uns kommen die Tiernummern nach wie vor sehr gut an“, sagt Zirkusdirektor Knie. Man habe das Programm in den vergangenen Jahren auch angepasst. „Im Gegensatz zu früher zeigen wir keine altertümlichen Tricks mehr, wie zum Beispiel Handstände von Hunden“, betont Knie. Stattdessen konzentriere man sich in der Manege auf die „natürliche Schönheit“ und die „verspielte Art der Tiere“.
Der Alltag der Tiere im Zirkus ähnele dem der Artisten. „Training, Pflege, Fütterung, Arbeit und Ruhepausen“, sagt Knie. Nach der Saison gebe es dann Erholungsphasen für alle. „Im Winter erhalten sie rund vier Wochen ganz viel Auslauf, viel Ruhe, gutes Futter und Erholung auf einem Pferdehof“, erzählt der Österreicher.
Dennoch, die Kritik an der Haltung von Tieren im Zirkus bleibt nicht aus. Zu Recht? Das Veterinäramt stellte in der Vergangenheit bei anderen Zirkussen jedenfalls schon öfter Verstöße fest. Das teilt die Pressesprecherin des Landratsamtes mit. „Mängel, wie Tiere ohne Wasser, eine zu kleine Auslauffläche oder mangelhafte Einstreu kommen vor“, sagt Sybille Gaßner-Nickl. Wenn Besucher einen Verstoß bemerken, können sie ihr zufolge den Zirkusbetreiber direkt darauf ansprechen. „Aber auch Verbraucherbeschwerden beim Veterinäramt einreichen oder bei der Polizei Anzeige erstatten“, betont Gaßner-Nickl.
Knie setzt auf Haus-
statt auf Wildtiere
Ob sich die Lebensumstände von Zirkustieren in den vergangenen Jahren verbessert haben, darüber kann die Pressesprecherin keine Auskunft geben. „Hierzu liegen uns keine Informationen vor, da im Veterinäramt Rosenheim dazu keine standardisierten Auswertungen vorgenommen werden.“
Der Circus Louis Knie nimmt Kritik an der Haltung von Tieren ernst, wie Direktor Louis Knie betont. „Wir haben uns deshalb bewusst gegen Wildtiere entschieden und arbeiten ausschließlich mit Haustieren“, sagt er. Zudem würden die Maßnahmen zur artgerechten Haltung und zur medizinischen Versorgung zeigen, dass der Zirkus Verantwortung übernehme. Einmal nicht mehr mit Tieren aufzutreten, das kann sich Knie nicht vorstellen. „Nur, wenn ich tot bin“, sagt er.