Rosenheim – Bärbel ist krank. Das Atmen fällt ihr schwer, die Kraft lässt immer mehr nach. Schuld daran ist eine Lungenkrankheit. Verschlimmert wurde die gesundheitliche Situation der 87-jährigen Rosenheimerin durch eine Sepsis im vergangenen Jahr. Unterkriegen lässt sich Bärbel trotzdem nicht. Auch, weil sie ein Ziel vor Augen hat: Sie will an der Hochzeit ihrer Enkelin Lara teilnehmen.
Hilfsprojekt gibt
es bereits seit 2019
Da die Hochzeit jedoch in Nürnberg stattfand, bat sie das Bayerische Rote Kreuz (BRK) um Unterstützung. Dort gibt es seit 2019 das Herzenswunsch-Hospizmobil. „Wir wollten schwerstkranken Menschen in der letzten Lebensphase noch einen Herzenswunsch erfüllen“, sagt Matthias Baumann von Kramer. Er arbeitet beim BRK, ist von Anfang an mit dem Projekt vertraut.
Er erzählt von Patienten, die sich eine Fahrt auf den Wendelstein gewünscht haben, noch einen letzten Ausflug auf die Fraueninsel machen wollten oder ein Stück des Jakobswegs fahren wollten. „80 Prozent aller Wünsche lassen sich einfach umsetzen“, sagt der BRK-Sprecher.
Niemand hat
„utopische“ Wünsche
Einige wollen noch einmal zum Grab ihres Partners, andere ein letztes Mal ihr Elternhaus sehen. „Niemand hat utopische Wünsche, die Hunderttausende von Euro kosten“, sagt Baumann von Kramer.
Aus diesem Grund sei es auch noch nie vorgekommen, dass Wünsche nicht erfüllt werden konnten. Wichtig sei lediglich, dass ein Ärzteteam sein Okay gibt. So wie im Fall der 87-jährigen Bärbel. Am Tag der Hochzeit machte sie sich im Herzenswunsch-Hospizmobil – gemeinsam mit den beiden Helferinnen Claudia und Anna-Lena – auf den Weg nach Nürnberg. Auf halber Strecke dann der Schock: Das Fahrzeug fing plötzlich Feuer. „Wir hatten Probleme mit der Schaltung und das Fahrzeug begann auf einmal stark zu rauchen“, sagt Matthias Baumann von Kramer. Zwar konnte das Feuer schnell gelöscht werden, an eine Weiterfahrt mit dem Fahrzeug war jedoch nicht zu denken. Doch einfach wieder nach Hause fahren, kam weder für Bärbel noch die ehrenamtlichen Helfer infrage.
„Wir haben ein bisschen herumtelefoniert und konnten über einen benachbarten Kreisverband ein Fahrzeug organisieren“, sagt der BRK-Sprecher. Mit zwei Stunden Verspätung kamen sie schließlich bei der Hochzeit an. „Die standesamtliche Hochzeit hat Bärbel leider verpasst“, sagt Baumann von Kramer. Trotzdem sei die Stimmung gut gewesen. „Die Freude über das Wiedersehen und die Teilnahme an der Feier überwogen“, sagt der BRK-Sprecher. Es habe zahlreiche schöne Momente gegeben – vom Anschneiden der Hochzeitstorte bis hin zum Fotoshooting im anliegenden Park. Und mittendrin: Die überglückliche Bärbel, die sich so gewünscht hatte, bei der Hochzeit ihrer Enkelin dabei zu sein. „Ich bin froh, dass es nicht meine Schuld war, dass wir zu spät gekommen sind“, sagte sie, als sie nach einem langen Tag wieder wohlbehalten in Rosenheim ankam.
Wirtschaftlicher
Totalschaden
Während der Ausflug für Bärbel also mit einem Happy End endete, stehen die Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes derzeit vor einem Problem. „Wir hatten einen Gutachter da. Das Hospizmobil ist ein wirtschaftlicher Totalschaden“, sagt Matthias Baumann von Kramer. Für das Projekt ein schwerer Rückschlag.
„Ohne ein eigenes Hospizmobil kann das BRK Rosenheim künftig keine eigenständigen Fahrten mehr durchführen“, sagt der Sprecher. Die Neubeschaffung eines speziell ausgebauten Fahrzeugs belaufe sich ihm zufolge auf rund 80000 bis 100000 Euro. „Jede Spende hilft uns dabei, bald wieder Herzenswünsche erfüllen zu können. Denn für die betroffenen Menschen zählt jeder einzelne Tag“, sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Martin Schmidt.
Bisher gab es 85
Wunschanmeldungen
Wie gut das Projekt angenommen wird, zeigen die Zahlen. Seit 2019 gab es 85 Wunschanmeldungen. Fast alle davon wurden erfüllt, darunter auch der Wunsch von Bärbel.