Rosenheim – Es war so etwas wie eine Vorahnung, die Florian Ludwig hatte. In der jüngsten Sitzung des Rosenheimer Stadtrates warnte der CSU-Stadtrat davor, dass es in der Schlößlstraße zu Schwierigkeiten kommen könnte. Seit der vollständigen Öffnung der Westtangente gebe es in den Morgenstunden auf der Straße durch Westerndorf St. Peter wieder zunehmend längere Staus. Und als ob es Ludwig gewusst hätte, stockte der Verkehr am vergangenen Dienstagmorgen im Rosenheimer Norden.
Im Schneckentempo
nach Westerndorf
Gute Nerven brauchten die Autofahrer vor allem auf der Kreisstraße RO19 von Großkarolinenfeld nach Rosenheim. Um kurz vor 8 Uhr staute es sich bereits auf der Brücke über die Westtangente zurück – rund 600 Meter, bevor es überhaupt unter der Bahnunterführung in die Schlößlstraße geht. Im Schneckentempo rollten die Autos den Berg nach Westerndorf hinab – Zeitverlust: zehn bis 15 Minuten.
Da es auf der Kreisstraße kaum vorwärtsging, staute es sich noch an einer anderen Stelle: mitten auf der Abfahrt der Westtangente. Alle Autofahrer, die von der Autobahn oder aus Richtung des Aicherparks und Kolbermoor kamen und links zur Schlößlstraße abbiegen wollten, standen zwischenzeitlich schon auf der Ausfahrt der Umgehungsstrecke. Nicht wirklich schneller ging es, wenn man sich dazu entschied, eine Ausfahrt später von der Westtangente herunterzufahren. Wer die Umfahrung bei Deutelhausen verließ, stand spätestens ab dem Langenpfunzener Kreisel im Stau. Auch auf der Westerndorfer Straße ging es in Richtung Innenstadt nur zäh voran.
Zu Stoßzeiten
regelmäßig Rückstau
Während der ein oder andere das Verkehrschaos am Dienstagmorgen auf den ersten Tag mit nasskaltem Wetter und den damit verbundenen Umstieg vieler aufs Auto zurückführen mochte, wissen einige Anwohner in Westerndorf St. Peter anderes zu berichten.
„Zu den Stoßzeiten gibt es immer noch regelmäßig großen Rückstau in der Schlößlstraße“, sagt Franz Engl, der in dem Bereich in Westerndorf wohnt. Und zwar auch seitdem die Fahrt über die komplette Westtangente möglich ist. Die Folge: „Manchmal muss man fünf Minuten in der Einfahrt warten, bevor man auf die Straße und selbst in die Arbeit fahren kann“, sagt er.
Ganz zu schweigen von den Abgasen. „Die Abgasbelastung ist massiv, vor allem jetzt dann im Winter, wenn alle im Stau den Motor laufen lassen, damit es warm bleibt“, berichtet Engl. Hinzu komme auch noch der Lärm der ständig anfahrenden Fahrzeuge.
Engl sagt aber auch, dass das hohe Aufkommen an Autos fast immer nur zu den Berufsverkehrszeiten vorkomme. „Die jetzt dort entlang fahren, sind in erster Linie Berufspendler, die zum Arbeiten in die Stadt rein- und rausfahren“, so Franz Engl.
Deutlich weniger Lkw
und Ausflugsverkehr
Zu allen anderen Zeiten – besonders am Wochenende – sei der Verkehr durch Westerndorf St. Peter weniger geworden. Zumindest seit der kompletten Freigabe der Westtangente. „Man merkt schon, dass die Umfahrung für den Verkehr bei uns etwas gebracht hat. Die ganzen Ausflügler, die zur Autobahn wollen, fahren jetzt nicht mehr durch. Auch die Lkw sind deutlich weniger geworden“, schildert Engl.
Auf der anderen Seite, so der Anwohner, sei es jetzt aber möglich, über die B15 aus Richtung Wasserburg direkt über die Schlößlstraße nach Rosenheim hineinzufahren – und nicht wie früher über die Westerndorfer Straße und die alte B15. Das relativiere die Menge an Autos am Morgen und am Abend wieder.
Eine Pförtnerampel
als Lösung?
Obwohl der Verkehr in Westerndorf allgemein etwas besser geworden ist, haben die Anwohner um Franz Engl den Wunsch, an der Schlößlstraße eine Pförtnerampel zu errichten. Die Dosierampel soll den Verkehr nur schubweise durch die Schlößlstraße lassen – und den Stau außerhalb von Westerndorf St. Peter belassen. Solange das letzte Teilstück der Westtangente noch nicht freigegeben war, stand eine solche Ampel nur ein paar 100 Meter von der Bahnunterführung entfernt, direkt an der Ein- und Ausfahrt der Westumfahrung. Seit zwei Wochen ist die Ampel weg – zum Bedauern einiger Anwohner.
Keine vorschnelle
Entscheidung
Aus diesem Grund hat Stadtrat Florian Ludwig während der Stadtratssitzung vorgeschlagen, sich Gedanken zu machen, ob nicht direkt an der Bahnunterführung eine Pförtnerampel aufgestellt werden könnte. Das wolle die Verwaltung auch prüfen, teilt Pressesprecher Christian Baab auf OVB-Anfrage mit.
„Wir werden uns das anschauen“, versichert er. Allerdings werde es keine vorschnelle Entscheidung geben. „Solche Veränderungen müssen sich erst einspielen“, betont Baab. Um eine „fundierte Entscheidung“ treffen zu können, müsse die Situation über einen längeren Zeitraum beobachtet werden.