Rosenheim – In den Romed-Kliniken im Landkreis Rosenheim werden nicht nur unzählige Patienten behandelt. Nein, die Klinik-Gruppe selbst hat sich im Laufe der vergangenen Jahre auch zum Sorgenpatienten entwickelt – und zwar finanziell. Die Bilanz sorgte regelmäßig für tiefe Sorgenfalten bei der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat, aber auch den Menschen in der Region. Nun scheint der Patient allerdings auf dem Weg der Genesung zu sein, wie Romed-Geschäftsführer Dr. Ulrich Schulze im exklusiven OVB-Interview verrät.
Wie hoch ist das Defizit für das vergangene Jahr?
Es liegt bei genau 16,2 Millionen Euro.
Das wäre eine Verbesserung gegenüber dem Jahr zuvor, da waren es noch 18,9. Erfreuliche Trendwende oder reiner Zufall?
Ein Defizit von 16,2 Millionen ist natürlich immer noch ein großes Problem und eine Belastung für die Stadt und für den Landkreis. Im Aufsichtsrat war dennoch Erleichterung spürbar. Es ist auf jeden Fall eine erfreuliche Entwicklung, vor allem auch, da die ursprüngliche Planung noch von 26 Millionen Euro Defizit ausgegangen war.
Wann sind Sie denn bei null?
Ursache der aktuellen finanziellen Schieflage ist die Tatsache, dass vor allem in den Jahren 2022 bis 2024 die Finanzierung der Krankenhäuser nicht annähernd Schritt gehalten hat mit den Tarifsteigerungen und der Inflation beim Krankenhaus-Sachbedarf und bei den Energiekosten. Wenn sich diese Rahmenbedingungen sowie die Krankenhausfinanzierung nicht ändern, wird es sehr schwierig sein, kurzfristig wieder eine schwarze Null zu erwirtschaften. Die Politik und die Krankenkassen müssen diese Schieflage im gesamten deutschen Krankenhauswesen endlich anerkennen und einen substanziellen Beitrag leisten, die Refinanzierung der Kliniken an die tatsächliche Kostenentwicklung anzupassen. Darüber hinaus bewegen wir intern aber alle Hebel, die uns zur Verfügung stehen, um die Kosten zu begrenzen und gleichzeitig unser hohes Leistungsniveau zu erhalten.
Für 2025 hatten Sie zu Beginn des Jahres mit 15 Millionen Euro Defizit gerechnet. Sind Sie im Plan?
Wir gehen davon aus, dass wir das Jahr so abschließen können. Wenn es dann am Ende noch ein bisschen besser wird, umso besser.
Zwischen 2022 und 2024 ist auf einmal diese Kostenschere aufgegangen. Woran lag das eigentlich?
Es trifft alle Krankenhäuser, aber die Auswirkungen sind bei den Akutversorgern, wie wir es sind, deutlicher ausgeprägt. Erster Auslöser war die Corona-Pandemie. In nahezu allen Krankenhäusern gab es einen deutlichen Rückgang der stationären Patientenzahlen. Im Bundesschnitt sind im Gesundheitswesen die Fallzahlen um 15 Prozent zurückgegangen. Das war auch bei Romed nicht anders. Die Menschen wurden während der Pandemie ja aktiv aufgefordert, nicht ins Krankenhaus zu gehen. Kapazitäten wurden für die Versorgung von Corona-Patienten freigehalten. Und man muss wissen, dass 80 Prozent unserer Vergütung aus den Erlösen der stationären Abrechnung kommen. 15 Prozent weniger Patienten bedeuteten daher 25 Millionen Euro fehlenden Umsatz.
Aber es gab auch Ausgleichszahlungen.
Ja, und diese Hilfszahlungen wurden ab 2022 reduziert, 2023 war es wenig, und 2024 kam nichts mehr. Es kam hinzu, dass ab 2022 der Ukrainekrieg zu massiven Kostensteigerungen geführt hat. Die Energiekosten zum Beispiel stiegen um zeitweise 50 bis 100 Prozent. Unsere Tariflöhne haben sich um sieben bis acht Prozent pro Jahr erhöht. Die Vergütung für die Behandlung, die wir von den Krankenkassen erhalten, ist bei Weitem nicht im gleichen Umfang gestiegen. Natürlich ist die Politik aufgefordert, diese Lücke ein Stück weit wieder zu schließen.
Das Geld ist das eine, der Mangel an Personal das andere. Spüren Sie den Fachkräftemangel?
Ja. Die Gewinnung und das Halten von qualifiziertem Fachpersonal ist langfristig die größte Herausforderung, auch aufgrund der demografischen Entwicklung. Aber natürlich hilft uns, dass Romed ein ausgesprochen attraktiver Arbeitgeber ist.
Das müssen Sie natürlich sagen.
Die Fakten sprechen dafür. Unsere Vergütung nach dem TVöD (Abkürzung für Tarifvertrag Öffentlicher Dienst, Anmerkung der Redaktion) zum Beispiel ist das beste Tarifwerk, das man als Arbeitnehmer im Gesundheitswesen haben kann.
Und die Gegend hier ist mit Sicherheit attraktiver als viele andere Gegenden in Deutschland.
Das ist ein Vorteil, deswegen kommen schon viele Menschen hierher. Die Region ist überdurchschnittlich attraktiv und bietet eine hohe Lebensqualität. Auch die Nähe zu München ist ein Vorteil, wegen der beiden großen Universitäten, von denen jedes Jahr eine größere dreistellige Anzahl von Medizinabsolventen abgeht. Viele wollen in der Region bleiben.
Interview: Michael Weiser