Rosenheim – Sympathisch sieht er aus, der ältere Herr mit den stahlblauen Augen. Akkurat und elegant gekleidet, im dunklen Anzug, mit gestärktem weißem Hemd, blau-rot gestreifter Krawatte und hellem Einstecktuch hat auf einem blauen Sofa Platz genommen. Ein angedeutetes Lächeln umspielt seinen Mund, die Haltung ist vorbildlich, geradezu kerzengerade sitzt er da. Auf dem Tischchen vor ihm steht eine Vase, gefüllt mit einem großen Blumenstrauß, auch einige Orangen liegen dekorativ auf der grauen Tischdecke.
Das um 1967 entstandene Bildnis zeigt Rolf Cattepoel (1901-1066), Tanzlehrer mit eigener Tanz- und Ballettschule in Rosenheim. Man kann sich gut vorstellen, dass er den jungen Damen und Herren, die bei ihm Tanzunterricht nahmen, auf charmante Art auch den letzten Schliff in gutem Benehmen beibrachte. Cattepoel war ein leidenschaftlicher Theaterspieler, gründete 1963 das Theater Rosenheim im Kolpinghaus und führte dort auch Regie.
Gemalt hat dieses Porträt der Rosenheimer Maler Rainer Dillen (1938-2019). Geboren als Sohn des aus den Niederlanden stammenden Kunstmalers Peter Martinus Dillen, ergriff er, nach einer Ausbildung im grafischen Gewerbe, den Beruf des Vaters.
Erste künstlerische Gehversuche Rainer Dillens waren Karikaturen, Programmheft- und Plakatgestaltungen für das Rosenheimer Kabarett „Das Bügelbrett“ und die Gestaltung von Bühnenbildern für das Theater im Kolpinghaus. In den 60er- Jahren malte Dillen eine Reihe von großformatigen Porträts, darunter Persönlichkeiten der Rosenheimer Künstlerschaft, wie Hans Müller-Schnuttenbach und Erika Maria Lankes.
1968 erhielt er den von der Stadt Rosenheim erstmals verliehenen Kulturförderpreis für Malerei und Grafik. Anfang der 70er-Jahre wurden seine Arbeiten immer abstrakter. Reduziert in der Form und Linienführung, in tonigen, sanft abgestimmten Farben entstanden abstrakt-figürliche Kompositionen. Die ruhigen, poetischen Bilder zeigen vegetative Formen, surreale Fabelwesen und kosmische Landschaften, die auf die Verbindung von Mensch, Natur und Kosmos, auf deren Harmonie und Polarität verweisen.
Wer Einblick in das künstlerische Werk Rainer Dillens gewinnen möchte, kann noch bis einschließlich 9. November die Ausstellung „Mensch Raum Kosmos. Peter Martinus Dillen und Rainer Dillen“ in der Städtischen Galerie besuchen. Neben seinen Bildern -und denen seines Vaters- wird der Fokus auch auf das Engagement Dillens als engagierter, kritischer Bürger und Mitglied des Rosenheimer Forums für Städtebau und Umweltfragen gerichtet und zudem auf seine bildhauerischen Arbeiten und die heute nicht mehr erhaltene Fürstätter Sonnenuhr verwiesen.