Ernährung als Therapie für Krebspatienten

von Redaktion

Ein Workshop in Rosenheim informierte über die richtige Ernährung bei Krebserkrankungen. Mediziner Dr. Robert Keilmann gab praktische Tipps und räumte mit Mythen rund um Zucker, Diäten und Nahrungsergänzungsmittel auf. Eine „Scharlatanerie“ widerstrebt ihm dabei ganz besonders.

Rosenheim – Um die Bedeutung des Essens für das Leben von Menschen zu beschreiben, zitierte Dr. Robert Keilmann Jean-Baptiste Poquelin, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Molière. „Wenn ich gut gegessen habe, ist meine Seele stark und unerschütterlich, daran kann auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern“, so der französische Dramatiker und Schauspieler, der im 17. Jahrhundert in Paris lebte.

In diesem Sinne gab es zu dem eher trockenen Fachwissen des Ernährungsworkshops, zu dem die Bürgerstiftung Rosenheim zusammen mit dem Onkologischen Zentrum des Romed- Klinikums ins Restaurant des Kuko eingeladen hatte, nicht nur Getränke, sondern auch ein gesundes Drei-Gänge-Menü in Sterne-Qualität: Kürbiscremesuppe, Gemüse an Reis und Blaubeer-Wrap. Höhepunkt des praktischen Teils war die Vorführung der Zubereitung eines Bananen-Himbeer-Smoothies.

Der Abend war somit eine Mischung aus einer Präsentation mit gleichzeitig gutem Essen, die man sonst vor allem vom Krimi-Dinner kennt. Nur, dass es sich hier nicht um eine klamaukige Fiktion à la Rosenheim-Cops handelte, sondern um ein sehr ernstes Thema, nämlich um die gesunde Ernährung bei einer Krebserkrankung.

Verständliche
Einblicke

Den Abend musste der Traunsteiner Ernährungsmediziner wegen des Ausfalls seiner Co-Referenten alleine bestreiten, was ihm gut gelang. In seinem Vortrag erläuterte er die Bedeutung des Essens – und dies in einer Sprache, die auch für Menschen verständlich ist, die keine Kenntnis des Altgriechischen haben, aus dem viele medizinische Fachausdrücke stammen.

„Ist grünes Gemüse gesünder als anderes?“, „Ist Zucker ungesund – und wenn ja: Ist Fruchtzucker eine gute Alternative?“ „Sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?“ „Braucht man zusätzliche Vitamine?“, so einige der Fragen aus dem Publikum, die der Mediziner sofort beantwortete, was den Vortrag zum Dialog werden ließ.

Für die 20 Besucher des Workshops hatte Keilmann einige grundlegende Tipps, zum Beispiel: „Mehr vegetarische Ernährung ist von Vorteil.“ Zu jeder Mahlzeit gehöre zudem Eiweiß, wobei der pflanzliche Anteil hoch sein sollte. Kaffee sei „lange als schädlich verrufen gewesen“ – einige medizinische Studien würden aber das Gegenteil zeigen, vor allem bei Brustkrebs. Zum Alkohol sagte er eher Allgemeingültiges: „Nur in Maßen, nicht in Massen konsumieren.“

Zucker solle reduziert, aber nicht komplett weggelassen werden. Von einseitigen Diäten, die nicht wissenschaftlich belegt sind, hält der Arzt wenig: „Scharlatanerie geht mir wirklich gegen den Strich.“ Ernährungstherapie kann laut Keilmann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern. Weniger zu essen sei hingegen aus wissenschaftlicher Sicht nicht sinnvoll, wichtig sei aber die richtige Zusammenstellung des Essens, das ja auch schmecken solle.

Die Betroffenen sollten auf alle Fälle Unverträglichkeiten aufschreiben, dann könnten sie diese Lebensmittel künftig vermeiden. Auf die Erinnerung setzen sollte man nicht, da man meist nicht mehr wisse, was man vor einigen Wochen – und mit welchen Folgen – gegessen habe.

Ein „begleitendes Bewegungstraining“ sei ebenfalls empfehlenswert, so könne man einem Muskelabbau entgegenwirken.

Essen ist laut Keilmann in jedem Fall wichtig, vor allem in Gesellschaft, weil es so auch die Lebensfreude fördere, wie es schon Molière beschrieben hat.

Wichtige
Unterstützung

Die Schirmherrin der Veranstaltung, Oberbürgermeisterin a. D. Gabriele Bauer, würdigte die Leistung der Veranstalter: „Ich unterstütze die Bürgerstiftung gerne, weil sie vieles leistet, was die Stadt nicht leisten kann.“

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