Schülerboom in der Stadt hat Folgen

von Redaktion

Volle Klassen und wenig Lehrer: An vielen Schulen sind die Voraussetzungen derzeit nicht die besten – auch an Gymnasien und Realschulen. Davon gibt es in Rosenheim fünf Stück. SOS-Meldungen gab es von dort noch nicht. Wie die Schulen ausgelastet sind – und in welchen Fächern Lehrer fehlen.

Rosenheim – Die Entscheidung fällt immer im vierten Jahr. Genauer gesagt im Mai. Danach ist für viele junge Menschen klar, wie es weitergeht. Da gibt es an den Grundschulen die Übertrittszeugnisse für die weiterführenden Schulen. Wenn der Notendurchschnitt geschafft ist, stellt sich die Frage: Gymnasium oder Realschule? Welche Schule ist am besten geeignet, welche ist besser zu erreichen und auf welcher Schule ist überhaupt genügend Platz? In Rosenheim stehen gleich fünf Schulen zur Auswahl. Aber auch dort könnte es enger werden.

Gymnasien und
Realschulen betroffen

Das verrät ein Blick in die Prognosen des bayerischen Ministeriums für Unterricht und Kultus. In den nächsten zehn Jahren soll die Anzahl sowohl der Gymnasiasten als auch der Realschüler ansteigen. Während im Schuljahr 2024/2025 noch 132459 Schüler auf den Gymnasien in Oberbayern waren, könnten es 2033/2034 schon 158850 sein – über 25000 mehr. An den Realschulen wird ein Anstieg um rund 9000 Schüler erwartet, von 75902 auf 84880.

Inwieweit die steigenden Schülerzahlen auch Rosenheim betreffen, lasse sich nicht genau vorhersehen, teilt ein Sprecher des Kultusministeriums auf OVB-Anfrage mit. „Regionale strukturelle Veränderungen nehmen ebenso wie Migrationseffekte oder persönliche Entscheidungen von Schülern – beziehungsweise deren Eltern – erheblichen Einfluss auf die Schülerzahlentwicklung auf Kreisebene“, sagt der Sprecher. Aus diesem Grund sei eine Prognose nur auf Ebenen der Regierungsbezirke möglich. „Auf Kreisebene kann keine belastbare Aussage zur zukünftigen Entwicklung getroffen werden“, betont der Ministeriumssprecher.

Was er hingegen schon beantworten kann: wie sich die Schülerzahlen an den drei Rosenheimer Gymnasien und den beiden Realschulen in den vergangenen Jahren entwickelt haben. 24/25 besuchten 2800 Schüler die Gymnasien – rund 800 das Ignaz-Günther-Gymnasium, jeweils 1000 das Karolinen-Gymnasium und das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium. Im Jahr davor waren es noch 2900.

Auf die Realschulen gehen – nahezu unverändert zum Vorjahr – rund 1400 Schüler. Wie es heuer in den Schulen aussieht, weiß der Sprecher des Kultusministeriums aber noch nicht. „Die Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen werden im Rahmen des Verfahrens ‚Amtliche Schuldaten‘ jährlich zum Stichtag 1. Oktober erhoben“, sagt er.

Genauere Zahlen – auch für dieses Schuljahr – sind bei den Schulleitern zu erfahren. So besuchen heuer 1025 Schüler das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium, teilt Schulleiterin Brigitte Würth mit. Die verteilen sich auf 31 Klassen in den Jahrgangsstufen fünf bis elf und 110 Oberstufenkurse.

Schulleitungen liefern
genauere Zahlen

Am Karolinen-Gymnasium sind es einen Hauch mehr. Über 1100 Schüler gehen seit Beginn des Schuljahres 25/26 auf das Gymnasium. Daraus ergeben sich 33 Klassen in der Unter- und Mittelstufe. Hinzu kommen neun Parallelkurse in der Q11 und Q12, berichtet Schulleiterin Sigrid Rechenauer.

Am Ignaz-Günther-Gymnasium sind heuer 841 Schüler. Dabei gebe es in jeder Jahrgangsstufe vier Klassen, in der 8. und 11. Jahrgangsstufe sind es drei, teilt der stellvertretende Schulleiter Udo Segerer mit. An der Johann-Rieder-Realschule werden in diesem Schuljahr in 33 Klassen 828 Schüler unterrichtet.

Allerdings könnten es im Laufe des Schuljahres noch rund 30 Schüler mehr werden, da einige Gymnasiasten wechseln, sagt Schulleiterin Sibylle Daxlberger auf OVB-Anfrage. Ihre Kollegin Magdalena Singer von der Mädchen-Realschule hat 670 Schüler in ihrem Haus – verteilt auf 24 Klassen.

Für all die Schüler gebe es auch ausreichend Lehrkräfte. „Die Unterrichtsversorgung an den Rosenheimer staatlichen Gymnasien und staatlichen Realschulen ist gesichert“, teilt der Sprecher des Kultusministeriums mit. Zum Schuljahr 25/26 habe der Freistaat schulartübergreifend rund 4200 neue Lehrer fest eingestellt – „um die steigende Anzahl an Schülern zu versorgen, und die Unterrichtsqualität auf dem hohen Niveau zu etablieren“. Zudem konnten an den Gymnasien und Realschulen über den Bedarf hinaus eine Lehrerreserve geschaffen werden, die bei Ausfällen von Kollegen einspringen können, damit kein Unterricht ausfällt, sagt der Sprecher. In Zahlen bedeutet das: Am Ignaz-Günther-Gymnasium unterrichten 104 Lehrer, am Karolinen-Gymnasium sind es 100, am Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium 95, an der Johann-Rieder-Realschule 73 Lehrkräfte und an der Mädchen-Realschule 60. Dennoch gebe es in einigen Fachrichtungen in ganz Bayern „erhöhten Lehrkräftebedarf“, heißt es aus dem Kultusministerium. Am Gymnasium sind es vor allem die Fächerverbindungen mit Informatik, Physik, evangelische Religionslehre und Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt.

An den Realschulen bestehe aufgrund des demografischen Wandels „in nahezu allen Fächerverbindungen“ ein Bedarf an Lehrkräften, sagt der Ministeriums-Sprecher. Lediglich in den Wirtschaftswissenschaften gebe es genügend Bewerber. „Besonders in Fächerverbindungen mit den Abschlussprüfungsfächern Französisch und Kunst beziehungsweise Werken oder auch in Fächern wie Biologie und Musik sollten die Bewerberzahlen aber unbedingt zunehmen“, betont der Sprecher.

Gute Lage beim Raum
– mit einer Ausnahme

Mit einem Problem, mit dem viele Grund- und Mittelschulen zu kämpfen haben, müssen sich die weiterführenden Schulen in Rosenheim hingegen kaum herumschlagen. An fast allen der fünf Schulen reicht der Platz für Schüler und Lehrer aus. Während das Karolinen-Gymnasium gerade saniert und für das neunjährige Gymnasium geplant und gebaut wurde, werden auch alle Klassenzimmer im Sebastian Finsterwalder-Gymnasium Jahr für Jahr renoviert und seien inzwischen „zeitgemäß ausgestattet“.

Ein anderes Bild in der Johann-Rieder-Realschule: „Klassenzimmer, Fachräume sowie Sportstätten reichen schon lange nicht mehr aus“, sagt Schulleiterin Sibylle Daxlberger. Drei Klassen hätten kein eigenes Klassenzimmer. Die Schüler müssen von Stunde zu Stunde in freie Räume wandern. Auch die ein oder andere Veranstaltung könne daher in diesem Jahr nicht stattfinden, da die Raumsituation „sehr angespannt“ sei.

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