Rosenheim – Das Interesse der Bürger war so groß, dass der Saal beim kürzlich wiedereröffneten Kirchenwirt in Pang zur diesjährigen Bürgerversammlung zweimal hätte gefüllt werden können. Gleich bei der Begrüßung nahm Oberbürgermeister Andreas März dies als positive Bewertung und nutzte die Gelegenheit, die große Anzahl von 18 Stadträten aus den Parteien der Mitte und seine Führungsmannschaft der Stadtverwaltung, die Dezernenten, namentlich vorzustellen.
Denn nur im Miteinander, so der Oberbürgermeister, kann es gelingen, die Demokratie in unserer schönen Stadt nach Recht und Gesetz zu leben. Er verbreitete eine wohlwollende Stimmung, indem er durchaus Gelungenes in den Fokus stellte. Dazu gehörte der Aufruf zur privaten Unterstützung des im Sponsor-Verfahren finanzierten Freizeitgeländes im Aicherpark „Bridge 15“ ebenso wie die ersten spürbaren Ergebnisse einer Verringerung des Durchgangsverkehrs durch Ausweich-Fahrverbote bei Stausituationen auf der Autobahn.
Auch wird die Stadt dem Rechtsanspruch der Ganztagsbetreuung in Kitas und Grundschulen bereits bis 2027 deutlich näher kommen, denn die sozialen Belange bei der Jugendhilfe haben oberste Priorität. Der dafür notwendige Erweiterungsbau der Grundschule Pang ist bereits in vollem Gange. Die zum Jahresanfang gegründete Verkehrsgesellschaft mit eigenen Bussen und Personal, zusammen mit dem MVV, erhöht mittels Digitalisierung und weiterer Konzepte immer mehr die Nutzung durch die Rosenheimer Bevölkerung.
Dann machte das Mikrofon die Runde, um die Anfragen der Bürger zu beantworten. Die Frage „Wie will die Stadt die Ziele der Klimaneutralität erreichen?“ beantwortete der Oberbürgermeister mit den Werten der aktuellen kommunalen Wärmeplanung, bei einem Wärmeversorgungsanteil von 40 Prozent, um der Energieeffizienz im eigenen Wirkungskreis nachzuspüren. Eine geforderte Verbindlichkeit hängt neben den Zielbildern des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) aber auch davon ab, dass wir alle unseren Beitrag leisten und die Sachebene zugunsten einseitiger Diskussionen nicht verlassen.
Der Ruf nach einer fahrradfreundlichen Stadt ließ die Gemüter erhitzen. Die Stadtentwicklung hinkt diesbezüglich laut Bürgeraussage deutlich hinterher. Wenn auch ein Antrag über mehr öffentliche Transparenz in Bezug auf die Radentscheide abgelehnt wurde, so einigte man sich auf Ortstermine zur Besichtigung neuralgischer Brennpunkte im Rosenheimer Süden, um das Nebeneinander von Rad-, Fußgänger- und Kraftfahrzeugverkehr zu entschärfen. Ob es bis 2028 gelingt, bestehende Straßen in eigene Fahrradstraßen umzuwidmen, wagte niemand zu prognostizieren. Die Anträge auf Aufhebung von Parkverboten in der Schwarzenbergstraße sowie die Verbreiterung von Fahrradstreifen auf der Aisinger- und Kufsteiner Straße, aber auch die bevorstehenden Baumfällungen in der Wallbergstraße erfuhren die Zusage einer eingehenden Prüfung. Die Wogen durch den Abriss des Alten Wirtes in Aising haben sich geglättet und der Oberbürgermeister sieht darin die Chance eines Neuanfangs.
Sein Appell, im kommenden Jahr bei der Stadtrats- und Oberbürgermeisterwahl zur Urne zu gehen und sich für Parteien der Mitte zu entscheiden, um die linken und rechten Ränder nicht zu stärken, war mit dem Dank für die offene Diskussion zugleich sein eindringliches Schlusswort.
Franz Xaver Knarr