von Redaktion

Maximal acht Abiturienten pro Jahr erhalten ein Stipendium bei der Stiftung Maximilianeum. Heuer kommen gleich zwei davon vom Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium in Rosenheim. Was das Stipendium für die beiden Schülerinnen bedeutet und wie sie den Bewerbungsprozess durchgehalten haben.

Rosenheim/Halfing/München – Martina Bacher mag Veränderungen. Das sagt sie selbst. Und davon gibt es in ihrem Leben gerade einige. Noch im Oktober wird sie ihr Zuhause in Halfing verlassen, ins Maximilianeum nach München ziehen und dort ein Studium beginnen. „Das Stipendium bedeutet für mich ganz viele Chancen“, sagt die 18-Jährige. Der Weg dorthin war für sie und ihre Mitschülerin Bernadette Schweiger allerdings alles andere als leicht.

Die beiden zählen zu den besten Schülern Bayerns und der ehemaligen bayerischen Pfalz. Genau wie die anderen Abiturienten, die für ein Stipendium im Münchner Maximilianeum ausgewählt werden. Die Stipendiaten leben vor Ort im bayerischen Landtag und erhalten freie Kost und Logis. „Auch das Netzwerk, das man sich durch das Stipendium aufbauen kann, ist sehr hilfreich für Praktika oder den späteren Beruf“, betont Martina Bacher.

Gute Noten schaffen
die Grundvoraussetzung

Für das Stipendium hat die 18-Jährige über Jahre hinweg ordentlich gepaukt. „In allen Halbjahresleistungen der Oberstufe muss man mindestens 13 Punkte (entspricht der Note 1–, Anm. d. Red.) haben“, erklärt Bacher. Auch in den Abiturprüfungen müssen die Schüler sehr gut abschneiden.

Dafür braucht es Durchhaltevermögen. „Ehrlich gesagt ist es nicht einfach“, sagt Bacher. Oft habe ihr in der Zeit auch die Motivation zum Lernen gefehlt. „Aber ich hatte immer dieses Ziel vor Augen und wollte das Stipendium unbedingt haben oder es zumindest versuchen“, erinnert sich die Halfingerin.

„Es war auf jeden Fall mentaler und emotionaler Stress, immer dabei zu bleiben“, sagt Bacher. Sie habe sich auch viel um Organisatorisches kümmern müssen, etwa Bewerbungsunterlagen abgeben – und das während der Abiturprüfungen. Denn zusätzlich zu den guten Noten müssen die Stipendiums-Anwärter auch beim Rest des Auswahlverfahrens überzeugen, das aus insgesamt fünf Teilen besteht. Dazu gehören unter anderem separate Prüfungen, die nach dem Abitur absolviert werden. „Alle waren fertig und wir mussten uns noch einmal hinsetzen und lernen“, so Bacher. Das sei ziemlich anstrengend gewesen.

Wie sie es dennoch geschafft hat? „Sport als Ausgleich hat mir in dieser Zeit wahnsinnig viel geholfen“, betont Bacher. Als dann die Zusage kam, sei es sehr unerwartet gewesen. „Ich habe es immer noch nicht richtig realisiert“, gibt sie zu und lacht. Das komme wahrscheinlich erst, wenn sie nach München zieht.

Auslandsaufenthalte
sind bereits in Planung

Dort will sie Jura studieren. Allerdings nicht die klassischen Rechtswissenschaften, sondern den integrierten Studiengang deutsch-französisches Recht. Passend zu ihren Lieblingsfächern in der Schule. „Französisch hat mir immer schon gut gefallen und auch das Fach Wirtschaft und Recht interessiert mich“, erzählt Bacher. Bei dem Studiengang, den sie ausgewählt hat, kann sie die Hälfte der Zeit in Frankreich studieren. „Das ist super, weil ich die Sprache und die Kultur so gerne mag“, betont Bacher.

Erst einmal wird sie ihren Lebensmittelpunkt aber nach München verlagern. Seit dem 3. Oktober dürfen die Stipendiaten ins Maximilianeum einziehen. Bacher freut sich schon darauf, Leute kennenzulernen und sich in dem neuen Umfeld zurechtzufinden. „Es ist ein bisschen so, als würde man in eine WG ziehen“, sagt sie.

Für Bernadette Schweiger aus Rosenheim wird es noch ein wenig länger dauern, bis sie die Räume im bayerischen Landtag ihr Zuhause nennen kann. „Ich plane erst einmal eine Auszeit“, erzählt sie. Im November fliegt Schweiger nach Kanada und wird dort den Winter über in einem Hotel an der Rezeption arbeiten. „Ich habe auch überlegt, noch für ein paar Wochen ein Entwicklungsprojekt zu machen, zum Beispiel in Nepal“, sagt die 18-Jährige. Erst nächstes Jahr beginnt sie mit dem Studium und möchte in die geisteswissenschaftliche Richtung gehen.

Auch für sie ist das Stipendium eine „riesige Chance“, wie sie betont. „Es geht vor allem um das Drumherum, was alles dazugehört“, sagt Schweiger. So habe das Maximilianeum beispielsweise Verbindungen mit Oxford oder Paris. „Das möchte ich sehr gerne wahrnehmen.“ Vor allem das Kontakteknüpfen durch die Stiftung könne sie beruflich später einmal weiterbringen.

„Wollte mir nicht
diesen Druck machen“

„Aber eigentlich habe ich das Maximilianeum anfangs gar nicht auf dem Schirm gehabt“, erzählt Schweiger. Und es sei auch nicht permanent ihr Ziel gewesen. „Ich wollte mir nicht diesen Druck machen, dass ich das jetzt unbedingt schaffen muss“, sagt sie. Erst im April dieses Jahres sei sie erneut darauf angesprochen worden, dass sie die Voraussetzungen für ein Stipendium erfülle. Ab diesem Zeitpunkt sei auch der Druck gestiegen, in den Abiturprüfungen gut abzuschneiden.

Die Wahrscheinlichkeit, für ein Stipendium angenommen zu werden, ist gering. Deshalb machte sich Schweiger auch im Rest des Bewerbungsprozesses nicht zu viele Gedanken, wie sie selbst sagt. „Zu Beginn habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dass es klappt“, verrät sie. Doch im Abitur lief es gut. Schweiger trat danach zur sogenannten Maximilianeumsprüfung an. „Das war sehr anspruchsvoll“, betont die 18-Jährige. Innerhalb einer Stunde seien knifflige Fragen aus sechs Schulfächern gestellt worden. „Direkt danach war ich sehr erledigt und hatte auch kein gutes Gefühl“, sagt sie.

Zusage kommt am
Flughafen in Atlanta

Zum Schluss wurde sie zum Gespräch mit dem Stiftungskuratorium geladen. „Ich dachte, es wird entspannt, dass wir über meine Persönlichkeit sprechen“, erinnert sich Schweiger. Doch es kam anders: Das Gespräch sei sehr anspruchsvoll gewesen und auch provokant. Jede ihrer Antworten sei hinterfragt worden. „Da muss man schon gute Nerven haben.“

Die konnte Schweiger aber anscheinend beweisen, denn sie bekam die finale Zusage kurze Zeit später, als sie gerade in Atlanta am Flughafen stand. „Ich war fassungslos. Sehr glücklich, aber auch ungläubig“, erzählt die Rosenheimerin. Sie habe sofort ihre Familie angerufen und die Nachricht überbracht. Vor allem ihr Vater habe sich gefreut. „Er kennt die Stiftung schon lange und hat mich auch darauf aufmerksam gemacht“, so Schweiger. Deshalb sei wohl auch für ihn ein Traum in Erfüllung gegangen.

Selbstdisziplin und
Ehrgeiz sind gefragt

Für den langen Weg zum Stipendium brauchten Martina Bacher und Bernadette Schweiger Selbstdisziplin und Ehrgeiz. Doch die harte Arbeit hat sich für die beiden jungen Rosenheimerinnen gelohnt. „Daran sieht man, dass man wirklich vieles im Leben schaffen kann. Auch wenn man es vielleicht nicht erwartet“, betont Bernadette Schweiger.

Zwei Rosenheimerinnen steht die Welt offen

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