Rosenheim – Der Zustand des Gebäudes ist fatal. Daraus machen die drei jungen Männer an diesem Vormittag kein Geheimnis. Sie sind die Geschäftsführer der neu gegründeten Firma „RMS40“ und seit Frühjahr die neuen Eigentümer des „Goldenen Hirschs“ in Rosenheim. Ihren Namen wollen die drei vorerst nicht in der Zeitung lesen, auch über konkrete Details schweigen sie.
Eigentümer haben kein
Verständnis für Protest
Trotzdem wollen sie reden. Darüber, warum sie das Gebäude gekauft haben und darüber, was sie sich in naher Zukunft vorstellen könnten. Auch mit Blick auf die geplante Demonstration am heutigen Montag, zu der die Partei „Die Linke“ eingeladen hat. Unter dem Motto „Die Linke gegen Leerstand“ will die Partei auf die dramatische Wohnungssituation in der Stadt aufmerksam machen. „Es gibt in Rosenheim ungenutzten Wohnraum für unzählige Menschen“, sagt Linken-Kreisvorsitzender Martin Bauhof.
Also haben sie eingeladen. Um 11 Uhr ist Treffpunkt, vor dem ehemaligen Hotel „Goldener Hirsch“. Verständnis für die Demonstration haben die neuen Eigentümer nicht. „Wir sind dran. Aber es geht nun einmal nicht von heute auf morgen“, sagt einer der Geschäftsführer, der ein eigenes Ingenieurbüro in Rosenheim betreibt.
Weit entfernt von
einer Bewohnbarkeit
Schon seit Anfang des Jahres spielten die drei Männer mit dem Gedanken, den „Goldenen Hirsch“ zu kaufen. Seit 2020 steht das Gebäude an der Münchener Straße leer. Bis 2019 wurde das frühere Hotel an ein Restaurant vermietet. Als Legionellen in den Trinkwasserleitungen gefunden wurden, ließ die Stadt das Gebäude schließen. Daraufhin hat der Eigentümer das Objekt für mehrere hunderttausend Euro entkernen lassen. Übrig geblieben sind Räume ohne Böden, Leitungen oder Strom. Bewohnbar ist das Gebäude schon lange nicht mehr.
Bezahlbaren Wohnraum
schaffen ist das Ziel
Das könnte sich zeitnah ändern. „Unser Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagt einer der Eigentümer. Wie viele Wohnungen genau entstehen sollen, lasse sich im Moment noch nicht sagen. Auch, weil derzeit die Voruntersuchungen laufen und erste Gutachten in Auftrag gegeben wurden. „In die haben wir bereits einen sechsstelligen Betrag gesteckt“, sagt einer der Eigentümer.
Ein relativ großer Betrag sei zudem in die Entrümpelung des Gebäudes geflossen. „Das Haus war voller Bauschutt, Sperrmüll und alten Möbeln“, sagt einer der neuen Eigentümer. Sein Kollege fügt hinzu: „Wir haben sehr, sehr viele Container gebraucht.“ Mittlerweile ist das komplette Gebäude leer. Fast. Denn vor einigen Tagen ist ein Friseurladen aus der Kaiserstraße ins Erdgeschoss eingezogen. „Bis es richtig losgeht, kann er bei uns unterkommen“, heißt es vonseiten der Firma.
Objekt soll nicht
abgerissen werden
Die drei Männer vermuten, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis mit den ersten Umbau- und Sanierungsmaßnahmen begonnen werden kann. „Es war uns wichtig, das Gebäude nicht abzureißen, sondern das Objekt zu erhalten und auszubauen“, sagt einer der Geschäftsführer. Alle drei kennen das Gebäude schon ihr Leben lang. „Es ist ein Stück Rosenheim. Das reißt man nicht einfach ab.“
Es ist einer der Gründe, warum auch der „fatale Zustand des Gebäudes“ sie nicht von einem Kauf abhalten konnte „Was wir machen, machen wir mit Leidenschaft“, sagt einer der neuen Eigentümer. Er und seine Kollegen wollen sich heute ebenfalls unter die Demoteilnehmer mischen. Sie wollen hören, was die „Linken“ zu sagen haben – und vielleicht den ein oder anderen über ihre Pläne aufklären. Denn schon bald soll der „Goldene Hirsch“ in Rosenheim nicht mehr leer stehen.